Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes
und legte eine Hand auf Jaryds, eine auf Alaynas Schulter. »Das Netz hilft ein wenig dagegen, euch zu sehr zu vermissen, wenn wir so weit voneinander entfernt sind, aber es ist kein Ersatz dafür, wirklich mit euch zusammen zu sein.«
Jaryd nickte und wechselte einen Blick mit Alayna. Sie kannten die Grenzen der geistigen Verbindung besser als alle anderen.
»Wir freuen uns auch, dich zu sehen, Trahn«, antwortete Alayna. »Und natürlich Reivlad«, fügte sie mit einem Blick zu dem kastanienbraunen Falken des Magiers hinzu.
Trahn kraulte nachdenklich das Kinn seines Vogels. »Ich bin froh, dass sie ein letztes Mal mitkommen konnte«, sagte er leise. »Sie ist eine gute Vertraute.«
Jaryd sah seinen Freund fragend an. »Ist sie krank?« »Nein. Sie ist einfach nur alt. Um ehrlich zu sein, gehe ich nicht davon aus, dass sie zu Mittsommer noch dabei sein wird.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist das einzig Gute an dieser Sache: Reivlad und ich erleben noch eine letzte gemeinsame Versammlung.«
»Das einzig Gute?«, wiederholte Alayna. »Weißt du, wieso Sonel uns zusammengerufen hat?«
Trahn sah sich um, und seine Miene wurde ernst. »Ja«, sagte er schließlich. Er zeigte zum hinteren Teil der Gaststube. »Aber darüber sollten wir vertraulich sprechen.«
Die drei gingen auf einen leeren Tisch in einer abgelegenen Ecke des großen, trüb beleuchteten Raums zu, aber bevor sie weit gekommen waren, hörten sie die dröhnende Stimme von Maimun, dem Besitzer des Adlerhorstes, der hinter der Theke hervorgeeilt kam.
»Falkenmagier Jaryd! Falkenmagierin Alayna!«, rief er, breitete die kräftigen, haarigen Arme aus und strahlte. »Wie geht es denn meinen Lieblingsturteltäubchen? Turteltäubchen!«, sagte er ein zweites Mal und warf Trahn einen Blick zu, um die Reaktion des Mannes abzuschätzen. Er hatte diese Bemerkung schon oft gemacht.
»Uns geht es gut, Maimun, danke«, antwortete Jaryd. Tatsächlich hatte er Maimun trotz seiner überschäumenden Art ganz gern. Das war allerdings keine Ansicht, die Alayna teilte, ebenso wenig wie Baden. Tatsächlich war die Abneigung des Eulenmeisters gegen den Wirt bei jedem Aufenthalt im Adlerhorst gewachsen.
»Ich habe schon ein Zimmer für euch vorbereitet«, fuhr Maimun fort. »Das beste im Haus.« Er zwinkerte Alayna zu, die ihn mit einem dünnen Lächeln bedachte. »Wird sich Meister Baden euch anschließen?«
»Nicht in unserem Zimmer«, antwortete Jaryd, »aber ich nehme an, dass er hier wohnen wird, ja.«
Der Wirt lachte dröhnend und schlug Jaryd so fest auf den Rücken, dass der junge Magier beinahe vornübergefallen wäre und Ishalla die Flügel heben musste, um das Gleichgewicht auf seiner Schulter halten zu können.
»Wenn du nichts dagegen hast«, sagte Jaryd schließlich, nachdem Maimuns Gelächter abgeebbt war, »setzen wir uns jetzt, um ein paar vertrauliche Angelegenheiten zu besprechen. Könnten wir unser Essen an diesen Tisch dort hinten in der Ecke bekommen?«
Maimun nickte, wie immer eifrig bemüht, den Magiern, die seine Gäste waren, alles recht zu machen. »Selbstverständlich, Falkenmagier Jaryd«, sagte er. »Sofort.«
Er eilte davon, und die drei Magier gingen weiter zu dem leeren Tisch.
»Erland hat herausgefunden, dass Baram weg ist«, verkündete Trahn dann übergangslos, nachdem sie sich hingesetzt hatten.
Alayna verzog das Gesicht, und Jaryd stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich hatte mir so etwas schon gedacht. Wie hat er es herausgefunden?«
»Er hat versucht, eine öffentliche Demonstration am Gefängnis zu organisieren.«
Alayna nickte. »Das passt zu ihm. Und was hat er jetzt vor? Will er Orris aus dem Orden ausstoßen?«
Trahn sah sie grimmig an. »Ich wünschte, das wäre alles.« Der dunkelhäutige Mann schwieg, als die Kellnerin mit einer Platte mit Braten, dunklem Brot und einer Schale Gemüse erschien. Eine zweite Kellnerin folgte mit drei Krügen Amari-Bier. Es dauerte einige Zeit, bis das gesamte Essen serviert war und die Frauen wieder gegangen waren. »Erland will also mehr, als Orris aus dem Orden zu werfen?«, fragte Alayna, als sie wieder allein waren.
Trahn nickte. »Er will Orris als Verräter verurteilen lassen.« »Als Verräter!«, fauchte Jaryd. Trahn warf ihm einen scharfen Blick zu, dann sah er sich um. Jaryd tat dasselbe, nachdem ihm bewusst geworden war, wie laut er gesprochen hatte. Maimun und eine der Kellnerinnen starrten in ihre Richtung, aber soweit Jaryd feststellen konnte, hatte sonst niemand hier
Weitere Kostenlose Bücher