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Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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sie wieder auf, strengten sich an, um die Schlange zu einem Gehölz am anderen Ende der Lichtung zu tragen. Sobald sie landeten, begannen sie die Beute zu zerreißen, noch während die Schlange sich weiter wand.
    Es kam Cailin so vor, als liefe das warme, süße Blut in ihren eigenen Mund, und sie brach die Verbindung ab, wie sie es immer an diesem Punkt tat. Es war nicht das Töten, das sie störte, und nicht der Blutgeschmack. Anfangs hatte es sie gestört, aber das war lange her. Tatsächlich ging es ihr jetzt eher umgekehrt. Wie jedes Mal hatte sie Marcrans Jagd vollkommen mitgerissen. Sie war atemlos und rot angelaufen. Und sie schämte sich ein bisschen. Es war irgendwie falsch - es musste einfach falsch sein. Und dennoch, jedes Mal, wenn sie sah, wie er zustieß, konnte sie nicht widerstehen und vereinigte ihren Geist mit dem seinen. Sie öffnete die Augen und schaute zu ihrem Falken. Aber sie hatte erst ein paar Schritte auf ihn zugemacht, als sie hörte, wie jemand hinter ihr Beifall klatschte. Sie fuhr herum, spürte, dass ihre Wangen zu glühen begannen, und fürchtete, sich verraten zu haben.
    »Wunderbar!«, erklang die Stimme eines Mannes direkt am Rand der Lichtung.
    Cailin brauchte einen Augenblick, bis sie ihn sehen konnte, und erkannte ihn erst richtig, als er unter den Bäumen hervortrat. Er war groß und kräftig gebaut, und sein Haar und sein kurzer Bart waren weiß wie Schnee. Er hatte eine große, rundköpfige Eule auf der Schulter und trug einen Stab in der Hand, auf dem ein grauer Stein glühte. Cailin war ziemlich sicher, dass der Mann ein Eulenmeister sein musste, und dennoch, sein Umhang war nicht waldgrün wie die der Ordensmitglieder, sondern blau wie der Himmel und hatte kunstvolle Stickereien in Schwarz um Manschetten und Kapuze.
    »Großartig!«, sagte er wieder, grinste breit und klatschte dabei immer noch. »Ein wunderschöner Vogel und ein guter Jäger.«
    »Wer bist du?«, fragte Cailin misstrauisch. Sie versuchte sich ein wenig zu beruhigen, und sie betete zu Arick, er möge endlich das Blut aus ihren scharlachroten Wangen treiben. »Ich heiße Erland«, sagte der Mann und kam lächelnd auf sie zu. »Und du musst Cailin sein. Ich habe schon viel von dir gehört.«
    Selbstverständlich hast du das, hätte sie am liebsten gesagt. Alle haben von mir gehört. So kam es ihr manchmal jedenfalls vor. Jeder Erwachsene, mit dem sie zu tun hatte, sagte dasselbe: Du musst Cailin sein, das kleine Mädchen mit dem Falken. Ich habe schon viel von dir gehört. Die Leute hatten das - oder Ähnliches - so oft zu ihr gesagt, dass sie aufgehört hatte mitzuzählen. Es war sicherlich besser, als wie man sie behandelt hatte, bevor sie sich an Marcran gebunden hatte, und alle sie nur als die Waise aus Kaera kannten, aber es störte sie immer noch.
    »Wieso sieht dein Umhang so komisch aus?«, fragte sie, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. Wenn das alles so offensichtlich ist, dann brauche ich dir nicht zu sagen, dass du Recht hast, dachte sie.
    Er lächelte sie rätselhaft an. »Eine gute Frage. Aber bevor ich antworte, habe ich selbst noch ein paar Fragen an dich. Was hältst du vom Orden, Cailin?«
    »Bist du der neue Eulenweise?«, fragte sie und betrachtete immer noch seinen blauen Umhang.
    Sein Lächeln wurde breiter. »Sag mir, was du vom Orden hältst«, drängte er abermals.
    Sie warf einen kurzen Blick zu Marcran und wünschte sich, dieser Mann würde gehen und sie beide allein lassen, damit sie weiter fischen und jagen konnten. »Ich werde nie Mitglied werden!«, sagte sie und bemühte sich nicht, ihre Bitterkeit zu verbergen. »Ich hasse den Orden! Niemand kann mich dazu zwingen, den Schwur abzulegen!« Wenn er wirklich wissen wollte, was sie vom Orden hielt, dann würde sie es ihm eben sagen.
    »Warum hasst du den Orden so sehr?«, fragte er ruhig. Sie starrte ihn ungläubig an. Wusste er denn nicht, wer sie war? Hatte er nicht gehört, was sie durchgemacht hatte? »Sie haben zugelassen, dass meine Eltern gestorben sind!«, erklärte sie ihm, als wäre er ein wenig dumm. »Sie haben zugelassen, dass mein Zuhause und das ganze Dorf zerstört wurden! Und dabei hatten sie doch versprochen, uns zu beschützen!« Wieder sah sie seinen Umhang an und fragte sich, wieso sie »sie« und nicht »ihr« gesagt hatte. »Wer bist du?«, fragte sie zornig. »Was willst du von mir?«
    »Ich habe dir schon gesagt, dass ich Erland heiße«, erklärte der Mann beschwichtigend und kraulte das Kinn seiner

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