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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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hinweg, und die Gesetzesbrecher ließen schließlich die Waffen fallen. Wenn Tullis aufgab, um sein Leben zu schützen, würden sie ihres nicht aufs Spiel setzen, um ihn zu verteidigen.
    Premel ging zu Tullis, der immer noch am Boden lag, und zerrte ihn auf die Füße.
    »Die Herrscherin möchte dich sprechen, Tullis«, sagte er, riss den Mann herum und sah ihm in die Augen.
    »Was ist mit Gribon?«, fragte der Nal-Lord mürrisch. »Wir sind hier in Gribons Bezirk. Er ist nicht der Angreifer.« »Er hat den Kampf begonnen! Ich habe mich nur verteidigt! Wenn ich nicht als Erster angegriffen hätte, hätte er es getan!«
    »Das kannst du alles der Herrscherin erzählen«, erklärte Premel kopfschüttelnd. »Mich interessiert es wirklich nicht.«
    »Dieses gildriitische Biest hat doch keine Ahnung -« Bevor Premel es auch nur wusste, hatte er dem Mann die Faust in den Bauch gedroschen. Er hatte keine Ahnung, warum. Er hatte Melyor häufiger, als ihm nun lieb war, ganz ähnlich bezeichnet.
    »Du sprichst hier von der Herrscherin!«, knurrte er.
    Aber nun zitterte er wieder. Zuerst hatte er Jibb das Leben gerettet, und jetzt verteidigte er Melyor, als wäre sie seine Schwester. Er hatte das Gefühl, überhaupt nicht mehr zu wissen, wer er selbst war.
    Er zerrte Tullis am Arm weiter. »Gehen wir.«
    »Was ist mit den anderen?«, fragte einer der Männer und zeigte auf die Gesetzesbrecher, die sie gefangen genommen hatten.
    »Wir bringen sie zum General und hören, was er dazu sagt.« Der Mann nickte.
    Als er über die Schulter hinweg in den anderen Tunnel hineinspähte, sah Premel mehrere von Gribons Männern, die sie beobachteten, die Waffen lässig an den Seiten. »Bringt sie zurück zu Jibb«, befahl Premel seinem Gardisten. »Ich komme nach.«
    »Jawohl!«
    Premel drehte sich wieder um und ging auf Gribons Männer zu, wobei er demonstrativ die Waffe wegsteckte. »Was willst du?«, fragte einer der Gesetzesbrecher, als Premel näher kam. »Wir haben gehört, was du zu Tullis gesagt hast, und du hattest Recht: Er hat angefangen, nicht wir.« Premel zuckte die Achseln und lächelte. »Ich will einfach nur reden.«
    »Wir haben der SiHerr nichts zu sagen.«
    Premels Grinsen verschwand so rasch, wie es gekommen war, und er packte den Mann am Kragen und zog ihn näher zu sich heran. »Nun, die SiHerr hat dir etwas zu sagen, oder genauer gesagt deinem Boss. Richte Gribon aus, diesmal ist er noch ohne Schaden davongekommen. Die Herrscherin ist bereit, davon auszugehen, dass er sich nur verteidigt hat. Aber eine einzige Vergeltungsmaßnahme, ein einziger Angriff gegen den Fünfzehnten, und er ist seinen Bezirk los, ebenso wie seine Männer, und die anderen Nal-Lords im Herrschaftsbereich teilen sich sein Gold. Verstanden?« Der Mann erwiderte Premels Blick mit einem höhnischen Grinsen, aber er schwieg.
    Das war unter Bandenmitliedern keine ungewöhnliche Reaktion. Sie fürchteten die SiHerr, selbst wenn sie es untereinander nicht zugaben, aber der Anblick der blauen Uniformen schien sie auch dreister zu machen. Premel hatte es selbst nicht anders gemacht, als er noch Gesetzesbrecher gewesen war, und er hatte es in den vergangenen Jahren häufig beobachten können. Aber nach allem, was an diesem Tag geschehen war, und bei allem, was auf ihm lastete, explodierte sein Zorn schließlich wie ein Kracher: plötzlich und unkontrollierbar.
    Er hielt den Mann immer noch mit einer Hand am Kragen gepackt und drosch ihm nun die Faust in den Bauch, genau wie er es kurze Zeit zuvor mit Tullis gemacht hatte. Aber diesmal riss Premel auch das Knie hoch, als der Mann vornübersackte, und stieß ihn in beinahe derselben Bewegung mit dem Kopf voran gegen die Tunnelmauer. Der Gesetzesbrecher fiel mit einem Übelkeit erregenden Geräusch zu Boden und blieb reglos auf dem Zement liegen. »Aricks Faust!«, flüsterte einer seiner Kumpane und starrte Premel an, als wäre er ein Alptraumgeschöpf. »Ich glaube, du hast ihn umgebracht!«
    Premel sah den an, der gesprochen hatte, und dann die anderen beiden, die noch standen. »Ich habe ihn gebeten, eine Botschaft zu überbringen. Er hat sich geweigert. Wird sich jetzt einer von euch freiwillig melden zu tun, was er nicht tun wollte, oder muss ich mit allen so umgehen?« »Nein!«, rief der Erste rasch. »Wir werden es Gribon sagen.«
    Premel nickte. »Gut.« Sein Zorn war wie weggewaschen, und nun war er vollkommen erschüttert und hatte Angst, den Mann tatsächlich getötet zu haben. Als der

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