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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Gesetzesbrecher sich wieder rührte und zu stöhnen begann, seufzte er erleichtert.
    »Bringt euren Freund zum Arzt«, sagte er, »und haltet euch aus den Tunneln fern.« Er wartete nicht auf eine Antwort. Er ließ sie einfach stehen und kehrte zurück zu Jibb und den anderen. Ihm war übel. Es war nicht so, als hätte er nie zuvor einen Mann zusammengeschlagen. Als Gesetzesbrecher hatte er häufig viel Schlimmeres getan. Aber irgend- wie war das hier anders. Er hatte es nicht vorgehabt. Er hatte einfach angegriffen, ohne nachzudenken, ohne sich bremsen zu können.
    »Ich weiß nicht einmal, wer ich selbst bin«, flüsterte er in dem trüb beleuchteten Gang. Und eine Stimme in seinem Kopf antwortete: Du bist ein Verräter. Du wirst deine Herrscherin und deinen besten Freund für Geld umbringen. Er schüttelte den Kopf. »Nein.« Er sagte es so laut, dass es von den Mauern widerhallte.
    Dann bist du ein toter Mann. Dafür wird Marar sorgen. Eine andere Wahl gibt es für dich nicht. Verräter oder Leiche.
    »Nein.« Es musste eine andere Möglichkeit geben. Und das führte ihn selbstverständlich zurück zu der Alternative, an die er zunächst gedacht hatte, damals in der Nacht, nachdem er mit dem Herrscher von Stib-Nal gesprochen hatte. Es war keine sonderlich gute Möglichkeit. Schon der Gedanke daran verursachte ihm Gänsehaut. Aber es war alles, was ihm geblieben war. Er hatte lange überlegt, um andere Möglichkeiten zu finden, aber es gab keine. Er saß in der Falle.
    »Und du bist selbst hineinspaziert«, sagte er zu dem dunklen Tunnel.
    Vor sich im Gang sah er Trümmer, rings um die Leichen der Gesetzesbrecher verstreut, die bei der Explosion umgekommen waren. Gleichzeitig hörte er auch Stimmen, und als er über die Trümmer hinweggeklettert und um die Ecke gebogen war, sah er Jibb. Der Sicherheitschef saß immer noch an die Wand gelehnt. Er sprach mit zweien der Gardisten, die sich über ihn beugten und auf die anderen Überlebenden und die Leichen ihrer Kameraden zeigten. Als Jibb Premel hörte, drehte er sich um und winkte ihm mit der gesunden Hand zu, dann wandte er sich wieder um die Gardisten.
    »Wir lassen die Leichen in die Leichenhalle dieses Bezirks bringen«, sagte er. »Die Herrscherin wird sie später abholen lassen.«
    »Jawohl, General«, sagte einer der Männer, dann gingen die beiden davon.
    Jibb wandte sich Premel zu, als dieser näher kam. »Da bist du ja«, sagte er. Er klang nicht mehr ganz so schwach. »Wieso hast du so lange gebraucht?«
    Premel hockte sich neben Jibb und sah sich die verwundete Schulter des Generals genauer an. »Ich musste Gribons Männern noch eine Botschaft für ihren Anführer mitgeben. Ich habe keine Lust, bald wieder hierher zurückzukehren.«
    »Gute Einstellung.«
    »Wir müssen dich zum Arzt schaffen. Das da sieht nicht gut aus.«
    Jibb verzog das Gesicht. »Schon in Ordnung. Kein Problem.«
    »Ich habe nicht gesagt, es würde ein Problem geben. Aber du musst dich immer noch darum kümmern.«
    Der General nickte zu den anderen Männern hin, als hätte er Premel nicht gehört. »Sie haben mir erzählt, wie du Tullis erwischt hast. Gut gemacht.«
    Premel spürte, wie er rot wurde. »Danke.«
    »Erst rettest du mir das Leben, und dann erwischst du einen abtrünnigen Nal-Lord. Du entwickelst dich wirklich zum Helden.«
    Premel wandte den Blick ab, denn er konnte es nicht ertragen, Jibb anzusehen. »Wir sollten uns auf den Weg machen.« Er stand auf und half Jibb vorsichtig auf die Beine. »Du hast Blut an der Uniform«, sagte der General und biss die Zähne zusammen, als er sich erhob. »Ist alles in Ordnung?«
    Premel schaute auf sein Hemd, das einige Blutflecken aufwies. Es musste von dem Gesetzesbrecher stammen, den er zusammengeschlagen hatte. »Ja, mir geht es gut. Einer der Gesetzesbrecher, mit denen ich gesprochen habe, war nicht so kooperativ, wie ich wollte.«
    Jibb zog die Brauen hoch. »Du warst in dieser kurzen Zeit ja wirklich sehr beschäftigt.«
    Premel versuchte sich zu einem Lächeln zu zwingen, aber es gelang ihm nicht.
    »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    »Ja, General. Aber wir sollten dich jetzt hier rausbringen.« Diesmal nickte Jibb.
    Premel schnippte mit den Fingern und winkte zwei Männer zu sich, die dem General helfen sollten. Einen Augenblick später machten sie sich auf den Weg, aber Premel blieb noch einen Moment stehen, sah sich ein letztes Mal das Durcheinander im Tunnel an und schüttelte den Kopf. Es hätte viel

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