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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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direkt Bericht erstattet, aber es war Zeit, sich bei ihm zu bedanken. Falls Jibbs Wunden ihn längere Zeit davon abhalten sollten, die SiHerr zu fuhren, würde Premel sein Nachfolger sein, und seit Melyor Steinträgerin war, war die Situation zwischen ihnen angespannt gewesen.
    Aber bevor sie noch den Sprechschirm einschalten konnte, hörte sie ein Klopfen an der Tür.
    »Wer ist da?«, rief sie.
    »Premel.«
    Sie grinste, ging zur Tür und öffnete sie. Der Sicherheitsmann sah bleich aus und jünger, als sie ihn in Erinnerung hatte. Er hatte Blut auf seiner blauen Uniform, und er schaute Melyor kurz an, bevor er den Blick wieder abwandte. Melyor wusste, dass Jibb Premels bester Freund war - das war das Einzige, was sie und Premel gemeinsam hatten. Zweifellos machte sich der Mann Sorgen um den verwundeten General.
    »Hast du einen Augenblick Zeit, Herrscherin?« »Selbstverständlich, Premel. Komm herein.«
    Er sah sich um, als wollte er sich überzeugen, dass niemand aus dem Flur ihn sah, und dann betrat er ihr Zimmer. »Ich wollte ohnehin gerade mit dir sprechen«, sagte Melyor und schloss die Tür hinter ihm. »Sieht so aus, als hättest du einen hektischen Tag hinter dir.«
    »Ja, Herrscherin.« Er ging im Zimmer umher und wich immer noch ihrem Blick aus. Dann ging er zu ihrem Schreibtisch und blieb dort einen Augenblick lang stehen, um den Stab und den leuchtenden scharlachroten Stein anzustarren.
    »Ich möchte dir danken, Premel. Es heißt, du hättest Jibb das Leben gerettet.«
    Bei diesen Worten blickte er ruckartig auf und riss die Augen auf, als hätte sie ihn bei einer Lüge ertappt. Und plötzlich spürte Melyor, wie sich ihr Magen zusammenzog. Etwas stimmte hier nicht. Sie tastete unwillkürlich zu ihrem Oberschenkel und dem Werfer, der dort angeschnallt war. Zum Glück hatte Premel den Blick wieder abgewandt und bemerkte es nicht.
    »Ich kann dir wirklich nicht genug danken.« Sie versuchte angestrengt, lässig zu klingen. »Ich habe Jibb sehr gern, Premel. Wahrscheinlich genauso gern, wie du ihn hast.«
    Endlich begegnete er ihrem Blick. »Das weiß ich, Herrscherin. Ich weiß, du hättest das Gleiche getan, wenn du an meiner Stelle gewesen wärst.«
    »Das ist sehr nett von dir.«
    Er tat die Bemerkung mit einer Geste ab und begann, wieder umherzuwandern.
    Ganz langsam, um ihr Misstrauen nicht zu verraten, begann auch Melyor sich zu bewegen. Sie musste zu ihrem Schreibtisch gelangen, falls sie nach ihren Leibwachen rufen wollte.
    »Und was kann ich für dich tun, Premel?«, fragte sie. »Immerhin bist du zu mir gekommen.«
    Er blieb stehen und sah sie wieder an. Er atmete schwer, und Melyor erwartete beinahe, dass er im nächsten Augenblick zum Werfer greifen würde. Aber stattdessen wandte er den Blick erneut ab. »Ich bin nicht sicher«, sagte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    Wieder legte sie die Hand an den Griff ihrer Waffe. »Was meinst du mit nicht sicher?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß überhaupt nichts mehr - warum ich hier bin oder ob du helfen kannst. Überhaupt nichts mehr.«
    Melyor wartete schweigend ab. Sie wusste nicht, was sie mit Premels seltsamem Verhalten anfangen sollte, aber sie erkannte, dass seine Verwirrung echt war.
    »Ich brauche deine Hilfe, Herrscherin«, sagte er schließlich. Er hörte auf, hin und her zu gehen und sah sie an. »Ich habe großen Ärger.«
    »Ich werde dir helfen, so gut ich kann, Premel. Das weißt du. Ich habe mich immer um die Männer gekümmert, die für mich arbeiten.«
    Er lachte ein wenig schrill und schüttelte den Kopf. »Ich wäre an deiner Stelle nicht so großzügig. Noch nicht.« »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    Er holte tief Luft. »Du hast dich vielleicht gefragt, wie es dem Attentäter, der auf der Treppe vor deinem Fenster gestorben ist, gelungen ist, so nahe zum Palast zu gelangen.«
    Sie starrte ihn an. Einen Augenblick zuvor hatte sie sich noch gefragt, ob er vorhatte, sie zu töten. Sie hätte also nicht überrascht sein sollen. Aber das hier war etwas anderes. In gewisser Weise war es schlimmer. Sie wusste, sie sollte etwas sagen, brachte aber zunächst kein Wort heraus. »Du?«, sagte sie schließlich.
    »Ja.«
    Irgendwie hatte sie plötzlich den Werfer in der Hand und winkte damit zu einem Stuhl neben ihrem Bett. »Setz dich!«, befahl sie mit eisiger Stimme.
    Er gehorchte ohne ein Wort und ließ sie nicht aus den Augen.
    »Warum, Premel?«
    »Man hat mir sehr viel Gold angeboten, viel mehr,

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