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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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zu. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Vielleicht solltest du das tun. Vielleicht würdest du dann begreifen, was du ihm bedeutest.«
    Jibb schüttelte den Kopf; er schien sich nicht recht wohl zu fühlen. »Daran möchte ich lieber nicht denken. Es wäre leichter, wenn ich ihn einfach nur bestrafen könnte.« Melyor lächelte. »Wann war das letzte Mal, dass ich dir irgendetwas leicht gemacht habe?«
    Jibb lachte.
    »Denk darüber nach, Jibb. Sprich mit ihm. Trotz allem, was er getan hat, ist er im Grunde ein anständiger und loyaler Mann. Und ich bin überzeugt, wir werden seine Hilfe noch brauchen, bevor das alles hier vorüber ist.«
    Er presste die Lippen zu einer dünne Linie zusammen, wie jedes Mal, wenn sie ihn bat, etwas zu tun, was er nicht tun wollte. Es war wirklich ungerecht von ihr, dachte sie mit innerlichem Grinsen. Er konnte ihr einfach nichts abschlagen.
    »Also gut«, sagte er schließlich. »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Danke.« Sie lächelte ihn an. »Weißt du«, sagte sie, »ich bin beinahe froh, dass du verwundet wurdest.«
    Er zog die Brauen hoch. »Wie bitte?«
    »Das hier war das längste Gespräch, das wir seit Jahren geführt haben. Es hat mir gefehlt. Du hast mir gefehlt, Jibb.« »Ich weiß«, sagte er leise. »Es hat mir auch gefehlt.« Sie ging zu ihm und griff nach seiner Hand. »Wirst du mir je verzeihen?«
    Er runzelte die Stirn. »Was verzeihen?«
    »Dass ich Orris liebe.«
    »Das habe ich dir schon lange verziehen«, sagte er und schaute auf ihre Hände. »Ich habe nur nie aufgehört, dich zu lieben.«
    Sie holte tief Luft und wusste nicht, was sie sagen sollte. Es wäre leichter gewesen, wenn er einfach wütend auf sie gewesen wäre. »Es tut mir Leid«, flüsterte sie nach einiger Zeit.
    Sie sahen einander in die Augen und er lächelte. »Das ist nicht notwendig.«
    Während sie schweigend dastanden, hörten sie, wie Premel den Befehl zum Beenden des Drills gab.
    »Er wird jetzt gleich raufkommen«, sagte Jibb, ließ ihre Hand los, und seine Miene wurde wieder missmutig. »Ich bin nicht sicher, ob diese Verhöre uns helfen. Wir haben nicht viel von ihm erfahren.«
    »Nein«, stimmte sie zu. Die Verhöre waren ihre Idee gewesen, eine Art von Kompromiss, der Jibb beruhigen sollte, nachdem sie sich geweigert hatte, Premel ins Gefängnis werfen zu lassen. Wann immer Premel außer Dienst war, musste er sich bei Melyor zum Verhör melden. »Aber zumindest wissen wir immer, wo er ist«, erklärte sie schließlich. »Ich hatte eigentlich angenommen, du wolltest dich vor allem aus diesem Grund weiter mit ihm treffen.«
    Jibb nickte.
    »Außerdem«, fuhr sie grinsend fort, »habe ich das Gefühl, dass sich Premel nach diesen Verhören fühlt wie ein junger
    Gesetzesbrecher, der wegen Trunkenheit festgenommen wurde. Und das gönne ich ihm.«
    Er grinste ebenfalls. »Da hast du Recht.«
    Einen Augenblick später klopfte es an der Tür.
    »Herein«, rief Melyor.
    Die Tür ging auf, und Premel trat ein. Er war rot im Gesicht und seine Uniform hatte Schweißflecken. Er warf Melyor einen kurzen Blick zu, als er zu dem Stuhl ging, auf dem er für gewöhnlich während des Verhörs saß. Aber er sagte nichts, und er sah Jibb nicht einmal an.
    »Wie war die Ausbildungsstunde?«, fragte Melyor.
    »Sehr gut, Herrscherin«, antwortete er und setzte sich hin. »Gut.« Sie sah Jibb an und zog die Brauen hoch. »Wo sollen wir heute anfangen?«
    Der General schüttelte den Kopf. Seine Miene war bei Premels Eintreffen grimmig geworden. »Ich weiß es nicht«, sagte er tonlos.
    »Kehren wir zu dem Gold zurück«, schlug Melyor nach kurzem Schweigen vor. »Wie viel hast du bisher von ihm erhalten?«
    »Zweiundzwanzig Barren, Herrscherin.«
    »Zweiundzwanzig Barren«, wiederholte sie leise. Er hatte ihr das schon einmal gesagt, ein oder zwei Tage zuvor, aber es fiel ihr immer noch schwer, es zu glauben. Das war viel mehr, als sie Jibb in einem ganzen Jahr zahlte, und nach allem, was Premel gesagt hatte, ging sie davon aus, dass Marar auch einen Mann in Wiercias Sicherheitskräften bezahlte. Sie ging zum Fenster und fuhr mit dem Finger zerstreut über die Kante ihres leuchtenden roten Steins. »Woher bekommt er all das Gold?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Premel.
    Bei diesen Worten blickte sie auf. »Das hätte ich auch nicht angenommen. Ich habe nur laut gedacht.« Sie hielt inne und erinnerte sich noch einmal an ihr letztes Gespräch mit Marar. Er hatte davon gesprochen, dass er sich mehr Wohlstand

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