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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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verschaffen wollte, dass er mit seiner Position in Lon-Ser nicht zufrieden war. Ich habe nicht alles, was du hast, hatte er geklagt. Ich habe nicht einmal, was Wiercia hat. Nicht einmal annähernd. Und dennoch warf er mit Gold um sich wie ein betrunkener Nal-Lord. Sie schaute Premel wieder an. »Du hast gestern gesagt, dass Marar es sich anders überlegt hatte, was meinen Tod anging, dass er beschlossen hatte, ich sei für ihn lebendig wertvoller als tot, ja?«
    »Ja, Herrscherin.«
    »Hat er dir gesagt, warum?«
    »Nein. Er erklärt mir selten etwas. Er gibt mir Befehle, und er gibt mir Gold. Aber das ist alles.«
    »Willst du dich etwa beschweren?«, wollte Jibb wissen. Premel rieb sich nervös die Hände und starrte sie an. »Nein, General. Ich beantworte nur die Fragen der Herrscherin.« »Dann tu es ohne das Selbstmitleid. Das interessiert uns nämlich nicht.«
    »Ja, General.«
    Melyor wünschte sich, dass Jibb etwas ungezwungener mit dem Mann umginge, aber sie würde vor Premel nichts darüber zu ihm sagen. Und im Augenblick konzentrierte sie sich ohnehin auf etwas anderes. Dieses Gold stellte den Schlüssel zu allem dar, begriff sie plötzlich. Sie wusste nicht, woher solche Intuition bei ihr kam, aber in den Jahren, seit sie ihren Stein erhalten hatte, verließ sie sich beinahe so sehr darauf wie auf den Blick. Intuition war, das hatte sie vor langer Zeit begriffen, nur ein weiterer Teil dessen, was es bedeutete, Gildriitin zu sein.
    »Was ist denn?«, fragte Jibb und starrte sie fragend an. »Ich denke gerade an Marar. Ich habe zuletzt kurz nach der Ratssitzung mit ihm gesprochen, und er hat sich mit mir in Verbindung gesetzt. Ich hatte bisher nicht weiter darüber nachgedacht, aber ich glaube, er wollte mir ein Bündnis vorschlagen.«
    »Ein Bündnis?«, fragte Jibb skeptisch. »Aber er hat versucht, dich zu töten.«
    »Ja. Und dann ist er zu der Ansicht gekommen, dass es ein Fehler gewesen wäre.« Sie sah Premel an. »Richtig?«
    Der Mann nickte. »Das hat er mir gesagt.«
    »Wenn wir herausfinden könnten, wieso er es sich anders überlegt hat«, erklärte sie, »wenn ich nur wüsste, warum er sich mit mir an -«
    Sie hielt inne, unterbrochen von einem Piepsgeräusch, das von Premels Gürtel kam. Sie und Jibb starrten den Mann beide an. Premel war so weiß geworden wie die Wände in Melyors Zimmer.
    »Was war das?«, fragte sie.
    Premel schluckte nervös, dann nahm er einen Handkommunikator vom Gürtel und reichte ihn ihr.
    Das Gerät piepste ein zweites Mal.
    »Das ist keiner von unseren«, sagte sie.
    »Nein, Herrscherin«, erwiderte Premel. »Ich habe ihn zusammen mit meiner ersten Zahlung erhalten. Auf diese Weise setzt sich Marar mit mir in Verbindung.«
    Jibb packte Premel vorne am Hemd und riss ihn vom Stuhl. »Warum hast du uns nicht zuvor davon erzählt?«
    »Ich habe nicht daran gedacht«, erklärte Premel überraschend ruhig. »Ich trage das Ding an meinem Gürtel. Die meiste Zeit denke ich nicht mal daran, dass es überhaupt da ist.«
    »Ich glaube dir kein Wort!«
    »Schon gut, Jibb«, sagte Melyor.
    Jibb warf ihr einen von diesen Blicken zu und setzte zum Widerspruch an. Aber stattdessen starrte er Premel nur wütend an und schob den Mann wieder auf seinen Stuhl zurück.
    »Und was wird jetzt passieren?«, fragte Melyor.
    Premel befeuchtete seine Lippen. »Normalerweise gehe ich, wenn er sich meldet, in mein Zimmer und benutzte meinen Sprechschirm, um mich mit ihm in Verbindung zu setzen.«
    »Also los«, sagte sie und ging zur Tür.
    »Warte!« Premel sah sie erschrocken an. »Er wird wissen wollen, ob du schon tot bist.« Sein Blick schoss zwischen Melyor und Jibb hin und her. »Ob ihr beide schon tot seid.« »Ich bin noch nicht tot«, sagte Melyor. »Und du?« Jibb schüttelte den Kopf.
    Sie schaute Premel wieder an. »Die Frage kommt mir nicht besonders kompliziert vor.«
    »Aber -«
    Melyor spürte, wie ihre Geduld nachließ. »Du musst eben irgendetwas erfinden, Premel. Lüg ihn an. Das sollte nicht so schwierig sein. Du hast uns lange genug angelogen.« Premel senkte den Blick. »Ja, Herrscherin«, sagte er bedrückt.
    »Oder noch besser«, sagte sie, da ihr in diesem Augenblick etwas eingefallen war, »erzähl ihm, du hättest alles vorbereitet. Du würdest dich morgen um uns beide kümmern.« »Morgen?«, fragten die beiden Männer gleichzeitig. Sie sahen einander an, und Jibb runzelte die Stirn.
    Melyor musste sich ein Lächeln verkneifen. »Ja. Und jetzt gehen wir in Premels

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