Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
keinen Schlaf braucht, keine Lebensmittel, nicht einmal Ruhe; eine Armee, die ich mit wenig mehr als einem Gedanken überall hinschicken kann. Die Potentaten von Abborij würden töten, um solche Söldner anwerben zu können.«
»Wir werden gegen dich ankämpfen!«, sagte Theron mit blitzenden grünen Augen. »Wir lassen das nicht zu!«
Sartol lächelte und schwieg. Dann zog er ein wenig Macht aus dem Stein - wirklich nicht viel, nur einen Bruchteil dessen, was ihm zur Verfügung stand - und zwang Theron mit einem einzigen Gedanken, seinen leuchtenden Arm über den Kopf zu heben und eine Salve smaragdgrünen Feuers auf das Porträt von Amarid an der Decke des Versammlungssaals abzuschießen. Das Feuer traf das Abbild des Ersten Magiers in den Kopf und ließ qualmende Steinfragmente auf den Ratstisch und den Marmorboden der Halle rieseln. Wo Amarids Gesicht gewesen war, war nur ein schwarzer Fleck zurückgeblieben.
Lange Zeit regte sich niemand. Dann senkte Theron langsam den Arm und starrte seine Finger mit einer so komischen Miene an, dass Sartol lachen musste. Die anderen beobachteten den Ersten Eulenmeister so entsetzt, als hätten sie gerade erfahren, dass Arick sterblich war.
»Theron aus Rholde«, höhnte Sartol. »Erster Eulenmeister, Schöpfer des gefürchteten Fluchs. Und dennoch nicht so mächtig.« Dann sah er die anderen Geister an, und sein Blick ruhte schließlich auf Phelan. »Ihr könnt euch mir nicht widersetzen. Ich bin mächtiger als ihr alle zusammen. Ich bin mächtiger, als ihr euch je hättet träumen lassen.« Wieder sah er Theron an. »Mächtiger selbst als du, Eulenmeister. Ich bin unsterblich, der Stein gehört mir, ihr gehört mir, und bald wird auch Tobyn-Ser mir gehören.«
»Die Götter werden es nicht erlauben«, sagte Phelan. »Selbst wenn wir dich nicht aufhalten können, sie werden es tun.« »Und wie? Mit ihren Adlern und den kleinen Magiern, denen sie sie geschickt haben? Das glaube ich nicht. Solange Arick nicht selbst bereit ist, gegen mich anzutreten, habe ich nichts zu befürchten. Und selbst wenn er das tut, glaube ich, ihn besiegen zu können. Ich habe Therons Fluch zu meinem eigenen gemacht, und ich habe die Unbehausten besiegt. Niemand kann mich töten oder beherrschen. Einige würden sagen, dass ich selbst zum Gott geworden bin. Und bevor das hier vorüber ist, wird jeder einzelne Mensch im Land vor mir niederknien, wie es sich gegenüber einem Gott ziemt.«
Phelan öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, aber Sartol machte eine Geste und verweigerte dem Wolfsmeister die Fähigkeit zu sprechen.
»Das reicht jetzt«, sagte Sartol, als Phelan die Augen aufriss. »Ich werde euch nun zurückschicken, zurück an eure Bindungsorte. Es wird Zeit, dass wir dem Volk von Tobyn- Ser den Krieg bringen. Es wird Zeit, dass wir mit der Eroberung des Landes anfangen.«
»Nein!«, rief einer der Geister.
Er sah sie lächelnd an. Sie war eine große kräftige Frau mit einem schlanken grauen Vogel auf der Schulter und einem hellgrünen Stein. »Ich fürchte, doch. Ihr hättet mich nicht ausschließen dürfen. Ihr hättet mich nicht ins Exil schicken dürfen. Ich weiß, dass es Therons und Phelans Idee war, aber ihr werdet alle darunter leiden. Ihr alle liebt das Land, und daher werde ich euch dazu zwingen, den Teil zu zerstören, den ihr am meisten liebt.« Er wandte sich an Theron. »Nur du bist eine Ausnahme. Du hast das Land nie geliebt. Nicht wirklich, nicht wie die dort. Also habe ich versucht, mir eine Aufgabe für dich auszudenken, die du ebenso schrecklich finden würdest.«
Theron hob stolz den Kopf. »Und was soll das sein?«
»Du wirst selbstverständlich hier bei mir bleiben. Ich muss die anderen im Auge behalten und stets wissen, ob sie auch wirklich tun, was ich von ihnen verlange. Wenn Jaryd und Alayna zurückkehren - und wir wissen beide, dass sie das tun werden -, brauche ich jemanden, der in meinem Auftrag mit ihnen verhandelt.« Sein Grinsen wurde breiter. »Du wirst mein Stellvertreter sein, Theron.«
»Niemals.«
Sartol schüttelte Tammens Kopf und seufzte. Und mit nicht mehr Anstrengung, als es beim ersten Mal gebraucht hatte, zwang er den Eulenmeister, die Hand zu heben und den Ratstisch mit grünem Feuer zu überziehen. Das Holz barst, als wäre es aus Glas, und die Stühle rings um den Tisch flogen in alle Richtungen.
Theron starrte ihn wütend an, aber mehr konnte er nicht tun. »Du bist ein Werkzeug, Eulenmeister. Nichts weiter. Du tust, was ich von
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