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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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hast du es getan?«, fragte sie schließlich. Er spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. »Wovon sprichst du?«
    »Warum hast du Melyor verraten?«
    Er presste die Lippen zusammen und starrte zum Palast. Darüber wollte er wirklich mit niemandem sprechen, schon gar nicht mit ihr. Dennoch, Maus hatte etwas an sich, das verhinderte, dass er einfach davonging. Ja, sie war hübsch, aber es war mehr als das. Aus irgendeinem Grund wollte er, dass sie ihn mochte, ihn verstand.
    »Es war falsch von mir«, sagte er leise. »Ich hätte es niemals tun sollen.«
    »Das habe ich nicht gefragt.«
    Er starrte sie an, als könne er ihren Augen ansehen, wie ehrlich er sein durfte. »Marar hat mir viel Gold angeboten.« »Du hast es also aus Gier getan?«
    Premel verzog das Gesicht. »Fällst du ein Urteil über mich?« »Ich versuche, dich zu verstehen.«
    »Warum?«
    Sie zuckte die Achseln. »War es tatsächlich Gier?«, fragte sie abermals.
    »Ich denke, das war ein Teil davon.« »Hast du es getan, weil sie Gildriitin ist?«
    Ich hätte weggehen sollen, als ich noch die Gelegenheit hatte. Ich hätte es kommen sehen sollen. Was konnte er noch sagen? Sie hatte schon unterwegs in den Bergausläufern gezeigt, dass sie wusste, wann er log. »Ich habe es aus verschiedenen Gründen getan«, sagte er.
    »Und das war einer davon.«
    Er nickte. »Ja. Es tut mir Leid.«
    Maus sah ihn traurig an. In diesem Augenblick wirkte sie jünger, als er sich je hätte vorstellen können. »Hasst du meine Leute wirklich so sehr?«
    »Das dachte ich. Aber eigentlich weiß ich nichts über deine Leute. Bis ich dir begegnet bin, war die Herrscherin die einzige Gildriitin, die ich kannte. Und als sie versuchte, das Nal zu verändern und es zu etwas zu machen, was ich nicht mochte, habe ich es darauf geschoben, dass sie Gildriitin ist. So habe ich meinen Verrat gerechtfertigt.«
    Er hatte erwartet, dass die Frau wütend auf ihn wurde, ihn vielleicht sogar schlug. An ihrer Stelle wäre er sehr zornig gewesen. Aber sie sah ihn nur an, wenn auch sehr traurig. Und Premel begriff, dass er nicht hätte überrascht sein sollen. Sie begegnete jeden Tag solch blinden Vorurteilen. An dem, was er gesagt hatte, war für sie nichts Neues. Die Menschen in Lon-Ser hatten Gildriiten seit tausend Jahren so behandelt. Und das bewirkte, dass er sich nur noch mehr schämte.
    »Was hat Melyor verändert?«, fragte Maus. »Was hat bewirkt, dass du so wütend auf sie warst, dass du dich an Marar gewendet hast?«
    Er spürte, wie er rot wurde. »Das wird sich dumm anhören. Inzwischen hört es sich auch für mich dumm an. Aber ich hatte etwas dagegen, dass sie versucht hat, die Gewalttätigkeit zu beenden. Ich habe ihr vorgeworfen, dass sie versucht, Bragor-Nal zu einem zweiten Oerella-Nal zu machen.«
    Maus lachte und schüttelte den Kopf.
    »Was ist daran so komisch?«, fragte Premel.
    »Meine Leute haben sie seit Jahren dafür verdammt, dass sie nicht genug getan hat, um das Nal zu verändern, und ich habe meine Stimme dabei am lautesten erhoben. Und nun finde ich heraus, dass du sie verraten hast, weil du glaubtest, sie hätte zu viel verändert.« Wieder schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß, dass sie viel mehr Gold hat, als ich mir vorstellen kann, und viel mehr Macht als jeder andere in Lon-Ser, aber ich glaube nicht, dass ich jemals mit ihr tauschen möchte.«
    Premel wollte ihr gerade zustimmen, aber in diesem Augenblick sah er, wie Jibb und Melyor aus dem Palast kamen und auf sie zugingen.
    »Dann tausch doch mit mir«, sagte er. »Ich habe das Gefühl, dass meine Stelle demnächst frei wird.«
    Sie sah ihn mitleidig an, aber sie schwieg.
    Tatsächlich wusste er, dass seine Stelle sein geringstes Problem war. Er war ein Verräter, und in Bragor-Nal wurden Verräter hingerichtet. Dennoch, er war überraschend ruhig, als er zusah, wie Jibb und die Herrscherin auf ihn zukamen. Melyor benutzte immer noch Krücken, aber sie war inzwischen so gelenkig damit, dass es aussah, als müsste sich Jibb anstrengen, mit ihr Schritt zu halten.
    »Ich bin froh, dass ihr beide hier seid«, sagte die Herrscherin und blieb vor ihnen stehen. Sie lächelte, aber Jibb schaute grimmig drein, und obwohl Premel sich beinahe fürchtete, an so etwas zu denken, keimte in ihm die Hoffnung, dass er vielleicht nicht bestraft werden würde.
    »Warum?«, ging Maus auf die Bemerkung ein.
    Melyor warf einen Seitenblick zu Jibb, aber die Miene des Generals veränderte sich nicht. Was immer sie beschlossen

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