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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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sein Gold geschickt hatten und wer seine Kuriere in Bragor-Nal waren. Er hatte sogar die Namen seiner Spione in Oerella-Nal preisgegeben, Informationen, die Melyor sofort mit Wiercia teilte. Was noch wichtiger war, der Herrscher nannte die Namen von Hütern in Tobyn-Sers Tempeln, mit denen er sich durch Mittelsmänner aus Abborij in Verbindung gesetzt hatte. Diese Informationen leitete Melyor rasch an Orris weiter, obwohl sie wusste, dass es Wochen dauern würde, bis ihr Brief ihn erreichte.
    »Wie hast du ihn eigentlich kennen gelernt?«, fragte Maus, nachdem Melyor ihren Brief weggeschickt hatte.
    Sie standen in Melyors Büro, und die Mittagssonne kämpfte sich gerade durch den brauen Dunst, der über dem Nal hing.
    »Meinst du Orris?«
    Maus sah sie fragend an, und Melyor lächelte. »So heißt der Zauberer«, fügte sie hinzu.
    »Orris«, wiederholte die Gildriitin. »Wie seid ihr Freunde geworden? Ich weiß, dass er ins Nal gekommen ist. Ich war damals noch nicht im Netzwerk, aber ein paar Leute, die ich kenne, sprechen immer noch darüber.«
    »Ich bin ihm begegnet«, sagte Melyor, »weil Cedrych, der damals mein Oberlord war, mir befohlen hatte, ihn zu suchen und zu ihm zu bringen. Das war selbstverständlich, nachdem ich Jibb ausgeschickt hatte, um Orris zu töten.« Maus riss die Augen auf. »Du machst Witze!«
    »Nein. Cedrych wollte unbedingt Tobyn-Ser erobern, und ich sollte die Anführerin seiner Invasionsstreitkräfte sein. Das hätte mich wahrscheinlich in die Lage versetzt, selbst Oberlord zu werden, vielleicht sogar Herrscherin, und damals war das alles, was mich interessierte. Ich hatte eine Vision von Orris und begriff, dass er hergekommen war, um die Invasion aufzuhalten. Also beschloss ich, ihn töten zu lassen.«
    Maus starrte sie immer noch an, aber ihre Miene war nicht mehr verblüfft, sondern angewidert.
    »Ich weiß, was du denkst, Maus, aber fälle kein zu hartes Urteil. Ich hatte viele andere Gelegenheiten, ihn zu töten, nachdem Jibb versagt hatte, und ich habe keine davon genutzt. Tatsächlich habe ich mich seiner Sache angeschlossen und wurde deshalb beinahe selbst von einem von Cedrychs Attentätern umgebracht.«
    »Orris hat dir also verziehen?«
    Wieder lächelte sie, als sie sich erinnerte, wie lange es gedauert hatte, bis sie einander vertrauten, und wie schnell dieses Vertrauen sich dann in Liebe verwandelt hatte. »Ja, das hat er.«
    Maus betrachtete sie einige Zeit wortlos, dann wandte sie sich ab und ging zum Fenster. »Und was jetzt?«, fragte sie. »Was hast du mit Marar vor?«
    »Denkst du nicht, es wäre an der Zeit, dass auch du mir verzeihst, Maus?«
    Die Frau drehte sich um. »Ich?«
    »Du, das Netzwerk. Meine Leute.«
    »Ist dir das so wichtig?«
    »Wäre es dir nicht wichtig?«
    Maus zuckte die Achseln, dann nickte sie. »Ich denke schon. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht einmal mehr, was wir dir verzeihen sollten.«
    »Ich schon«, sagte Melyor mit traurigem Lächeln. »Und wenn du darüber nachdenkst, wirst du es ebenfalls wissen.« Sie sahen einander kurz an, dann wandte Maus den Blick ab. Aber in diesem Moment begriff Melyor, dass Maus es wusste, dass sie sich immer noch an ihr Gespräch in den Bergen erinnerte.
    »Was braucht es also?«, fragte Melyor.
    »Willst du wirklich eine Antwort hören?«
    Die Herrscherin lachte leise. »Ich denke schon.«
    »Dann lass mich darüber nachdenken«, sagte Maus grinsend. »Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet: Was hast du mit Marar vor?«
    Melyor bewegte ihr Bein, das, wenn man den Ärzten glauben durfte, recht gut heilte. Zumindest tat es weniger weh als zuvor. Dann setzte sie sich in einen großen Sessel.
    »Ich bin noch nicht sicher. Wiercia wird später hierher kommen, damit wir versuchen können, eine Entscheidung zu treffen, aber ich denke, sie weiß auch nicht, was wir tun sollen.« Sie warf der Frau einen Blick zu. »Warum? Hast du eine Idee?«
    »Eigentlich nicht. Ich weiß, was ich tun würde. Ich würde ihn ins Gefängnis stecken und für den Rest seines Lebens nicht wieder rauslassen.«
    »Das wäre sicherlich das Einfachste, aber es wird ein wenig schwieriger, wenn man es mit Herrschern zu tun hat. Trotz allem, was ich in seinem Palast über seine Verstöße gegen die Grüne Erklärung gesagt habe, hatte Marar Recht: Es gibt Verfahren für solche Dinge, die im Vertrag vom Sternenkap festgehalten sind. Wir können ihn nicht hinrichten, wir können ihn nicht in ein normales Gefängnis stecken, und er

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