Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
dem Zauberer zusammen sein.
Jibbs Miene wurde härter. »Ich verstehe«, sagte er leise. Melyor griff nach der Hand des Generals. »Du hast es die ganze Zeit gewusst, Jibb. Ich hätte es dir nicht sagen müssen.« Sie versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht. »Ich werde noch einige Zeit bleiben. Ich weiß nicht, wann ich gehe. Aber ich muss wissen, dass die Gildriiten in Sicherheit sein werden. Du musst mir das versprechen.« »Aber dir ist doch wohl klar, dass ich nicht mehr General der SiHerr sein werde, wenn du gehst.«
Bei diesen Worten musste sie lächeln. »Selbstverständlich nicht. Du wirst Herrscher sein.«
Als Premel Jibb anschaute, um zu sehen, wie er reagierte, musste er über diese ironische Wendung grinsen. Er hatte Melyor verraten, weil er wollte, das Jibb Herrscher wurde, und die ganze Zeit hatte sie das Gleiche gewollt. Aber er erkannte an Jibbs Blick, dass der General anderer Ansicht war. Ich will nicht Herrscher sein, schien dieser Blick zu sagen. Ich will dich.
Premel wechselte einen Blick mit Maus und starrte dann auf seine Füße. Alles, um nicht Jibb und die Herrscherin ansehen zu müssen.
Aber nach kurzem Schweigen überraschte Jibb ihn. »Nun, wenn ich Herrscher sein soll, werde ich wohl alle Hilfe brauchen, die ich bekommen kann.«
Premel hob den Kopf, und ihre Blicke begegneten einander. »Wenn du diese Stelle willst«, sagte Jibb, »solltest du sie nehmen. Ich habe nichts dagegen. Ich denke, deine Fähigkeiten werden dort gut zum Einsatz kommen. Und vielleicht wirst du auch etwas über Gildriiten lernen.« »Oh, darum werde ich mich schon kümmern«, sagte Maus. Melyor lachte, und einen Augenblick später lachten die beiden Männer ebenfalls.
»Bist du sicher?«, fragte Premel schließlich.
Jibb nickte. »Aber vergiss nicht: Ich beobachte dich. Wenn du mich noch einmal enttäuschst, wird selbst die Herrscherin dich nicht mehr retten können.«
»Ich werde daran denken«, sagte Premel. Er schaute zu Melyor, die ihn forschend ansah. Aber am meisten war er sich der Anwesenheit von Maus bewusst. Selbst ohne hinzusehen, wusste er, dass sie ihn ebenfalls beobachtete. Und gegen seinen Willen lächelte er. Aus irgendeinem Grund gaben ihm alle drei eine weitere Chance, und obwohl er wirklich nicht viel getan hatte, um diese junge Frau gegen sich aufzubringen - viel, viel weniger, als er der Herrscherin und dem General angetan hatte -, war er ihr überaus dankbar.
Es war ein Gefängnis. Nicht mehr und zweifellos nicht weniger. Dass es verglichen mit den Gefängnissen für normale Kriminelle in Bragor-Nal und denen in seinem eigenen Nal sauber und gut beleuchtet war, interessierte Marar wenig. Bei den Göttern, er war schließlich Herrscher! Er hatte Gold und Macht, wie es sich außer Wiercia und Melyor kein Mensch in Lon-Ser vorstellen konnte. Es war lächerlich, ihn so zu behandeln. Sicher, er hatte einige Regeln des Vertrags vom Sternenkap gebrochen und gegen die Grüne Erklärung verstoßen. Aber in demselben Abkommen gab es auch Bestimmungen, die Herrscher selbst unter extremen Umständen schützten, und Melyor hatte sie einfach ignoriert, indem sie ihn aus seinem Palast entführt und ins Gefängnis geworfen hatte. Er hatte ihr das bereits zweimal gesagt, bei jedem ihrer kurzer Besuche. Und beide Male hatte sie auf die gleiche Weise reagiert: Sie hatte einfach gelacht und angeboten, ihn mit Jibb allein zu lassen, damit sie unter vier Augen Marars weitere Behandlung diskutieren konnten.
Beim nächsten Mal würde es anders sein, hatte er beschlossen. Wenn sie wieder herkommen würde, um ihn zu sehen, würde er verlangen, dass sie sich mit Wiercia in Verbindung setzte und eine Ratssitzung am Herrscherkap einberief, so dass sie die Situation zu dritt und als Gleichgestellte besprechen konnten, wie es die Sieger der Festigungszeit geplant hatten. Unter diesen Umständen, nahm Marar an, würde er eine Chance haben. Melyor und Wiercia würden sich über eine Bestrafung für seine Verbrechen einig werden müssen, und sie hatten bisher wenig Anzeichen an den Tag gelegt, sich über irgendetwas einigen zu können. Da er sich sowohl gegenüber Bragor-Nal als auch gegenüber der Matriarchie schuldig gemacht hatte, war es durchaus möglich, dass ihre Diskussionen wegen Fragen der Zuständigkeit abgebrochen würden. Und wenn das geschah, wäre er nach den Bedingungen des Vertrags vom Sternenkap frei. Es war keine sonderlich große Hoffnung, aber besser als nichts.
Es war zwei Tage her, seit
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