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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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noch Grund zur Hoffnung. »Exil?«, fragte er.
    »Ich habe mit der Obersten Potentatin von Abborij gesprochen«, sagte Wiercia. »Sie will dich nicht haben.« Melyor lehnte sich lässig gegen die Gitter seiner Zelle. »Ich habe einen Augenblick daran gedacht, dich nach Tobyn- Ser zu schicken, aber dort würden sie dich auch nicht wollen, und ich möchte nicht, dass du unsere Beziehungen zu den Magiern dort gefährdest.«
    Sie spielten mit ihm.
    »Das reicht jetzt!«, sagte er, stand wieder auf und begann auf und ab zu gehen. »Bringt es einfach hinter euch und sagt mir, was ihr vorhabt!«
    »Wir können wirklich nichts tun«, sagte Melyor schulterzuckend. »Also lassen wir dich gehen.«
    Er hielt mitten im Schritt inne und starrte die beiden an.
    »Wie bitte?«
    »Du bist frei. Du kannst gehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ihr macht Witze, oder? Ihr spielt nur mit mir.«
    Wiercia schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Du musst zu Fuß nach Stib-Nal zurückkehren«, sagte Melyor. »Ich werde kein Gold dafür verschwenden, dich in einem Lufttransporter nach Hause zu bringen. Aber der Weg dorthin ist gar nicht so übel.« Sie grinste. »Das weiß ich ganz sicher.«
    Unsinn, dachte er. Ich werde ein Boot mieten. Sobald sie wissen, wer ich bin, werden sie auch wissen, dass ich sie bezahlen kann. »Das ist in Ordnung«, sagte er und versuchte mühsam, seine Freude zu verbergen. Er machte einen zögernden Schritt auf die Tür zu. »Wann kann ich gehen?«
    Melyor zuckte die Achseln. »Wann immer du willst.« Sie drückte auf einen roten Knopf an der Wand hinter ihr, und die Tür zu seiner Zelle ging auf. »Du kannst jetzt gehen, wenn du willst.«
    Marar, der immer noch nicht glaubte, was sie ihm da sagten, verließ seine Zelle. »Ich danke euch, Herrscherinnen. Ich werde immer in Erinnerung behalten, was ihr heute für mich getan habt.«
    Sie nickten beide, sagten aber nichts. Nach einem unbehaglichen Augenblick drehte Marar sich um und ging auf die Tür zu, die aus dem Gefängnis führte. Sein Puls raste, seine Hände zitterten, aber er gestattete sich ein Lächeln. Und in diesem Augenblick zerfiel alles.
    »Noch eine Sache, Marar«, sagte Melyor und er blieb wieder stehen.
    Langsam drehte er sich um. Beide Frauen grinsten auf eine Weise, die ihm das Blut gefrieren ließ.
    »Wiercia hat mir erlaubt, Stib-Nal einzunehmen«, sagte die Gildriitin. »Nach all dem Ärger, den du uns in den letzten Monaten gemacht hast, sind wir übereingekommen, dass es das Beste wäre, wenn es nur zwei Nals in Lon-Ser gibt. Im Gegenzug habe ich der Matriarchie Schürfrechte auf der Nordseite der Medianberge überlassen.«
    Marar spürte, wie seine Knie weich wurden, und er hielt sich an der Tür fest. »Das könnt ihr nicht tun«, sagte er kläglich. Aber es gab keine Möglichkeit, sie aufzuhalten. Jede offizielle Kriegserklärung setzte den Vertrag außer Kraft. Und das bedeutete -
    »Du weißt, dass wir es tun können«, sagte Melyor. »Und da Bragor-Nal und Stib-Nal sich demnächst im Krieg befinden werden, muss ich dich gefangen nehmen.«
    Und bei dieser Gelegenheit hätte sie das Recht, ihn hinrichten zu lassen.
    »Bitte«, hauchte er. »Ich werde alles tun, was ihr wollt.« »Alles?«, fragte Melyor.
    Er schluckte. Er nickte.
    »Ich werde die Invasion nicht vornehmen, wenn du zustimmst, jene Regeln des Vertrags nicht in Anspruch zu nehmen, die uns davon abhalten, dich ins Gefängnis zu stecken.«
    Er schloss die Augen. Ein ganz gewöhnliches Gefängnis.
    Niemand wusste, was die Insassen mit ihm tun würden, wenn sie erfuhren, wer er war. Es wäre einfacher zu sterben. Leider war er zu feige, um eine solche Wahl zu treffen.
    »Einverstanden?«, fragte Wiercia.
    »Ja«, flüsterte er. »Ich verzichte auf meinen Anspruch.« Wiercia nahm ein Dokument und einen Stift aus ihrem Gewand. Wieder schloss er die Augen und schluckte leise. Sie hatten es schon geplant gehabt. Sie hatten gewusst, dass er in ihrer Gewalt war, und ihn dieser Folter ausgesetzt: der falschen Hoffnung, der schrecklichen Enttäuschung, der Demütigung.
    Sie reichte ihm Papier und Stift.
    »Ich hoffe, ihr werdet beide umgebracht«, sagte er und unterschrieb das Dokument, ohne es auch nur zu lesen. »Das ist schon möglich«, erwiderte Melyor. »Aber zumindest werden es nicht deine Attentäter sein.«
    »Werde ich zumindest wählen können, in welchem Nal ich gefangen sein werde?«
    Die Frauen schauten einander an.
    Schließlich zuckte Melyor die Achseln. »Sicher.«
    »Danke.

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