Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
wüsste. Wir drei sind zu Fuß auf die Ebene gekommen.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Ihr wart zu dritt?« »Ja. Tammen, ich und ein Magier namens Henryk.«
»Und wo ist Henryk jetzt?«
»Tot. Umgebracht von Sartol.«
Wieder nickte sie. »Du solltest dich ausruhen«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Ich werde über das nachdenken, was du mir gesagt hast. Und ich werde die Dorfältesten informieren. Sie sollten darüber Bescheid wissen.«
Nodin setzte sich auf und musste die Zähne gegen die Schmerzen zusammenbeißen. »Ich habe keine Zeit, mich auszuruhen, und ich kann nicht warten, während du und die Ältesten in Ruhe nachdenken. Hast du mir denn nicht zugehört?«
»Doch, Magier«, sagte sie streng. »Ich habe dir zugehört. Und ich habe eine unglaubliche Geschichte gehört, eine Geschichte von einem unbehausten Geist, der die Kontrolle über eine lebende Magierin übernommen hat, ein längst verstorbener Schurke, der uns aus dem Grab heraus bedroht, und das alles erzählt uns ein Mann, der seit Tagen nichts gegessen hat, der mehr tot ist als lebendig, der hohes Fieber hat und der seinen Vogel und seine Freunde verloren hat und vermutlich halb verrückt ist vor Trauer. Es tut mir Leid, wenn ich ein wenig skeptisch bin.«
Er schaute an der Heilerin vorbei zu dem Reiter und seiner Frau. »Glaubt ihr, ich bin verrückt? Klinge ich verrückt?« Der Mann räusperte sich. »Verzeih mir, Sohn Amarids, aber ich bin kein Heiler. Ich kenne mich mit solchen Dingen nicht aus.«
»Was er glaubt, ist egal«, sagte die Heilerin. »Du bist nicht in der Verfassung, irgendwohin zu gehen. Also kannst du auch bis zum Morgen warten. Ich verspreche dir, dass ich deine Geschichte den Ältesten sofort erzählen werde.« »Und ich verspreche dir, sobald du diesen Raum verlässt, gehe ich ebenfalls. Sartol hat schon einen Vorsprung von mehreren Tagen. Ich muss ihm folgen.« »Du wirst nicht weit kommen«, sagte sie beinahe herausfordernd.
»Ich war schon den größten Teil des Wegs zu Tobyns Wald zurückgekrochen, als dieser freundliche Mann mich fand«, sagte Nodin. »Frag ihn doch! Wenn es sein muss, werde ich den ganzen Weg nach Amarid auf allen vieren zurücklegen. Aber ich werde gehen.«
Die Heilerin schnaubte. »Du bist ein Narr. Ich sollte dich gehen lassen. Wenn du so entschlossen bist, dich umzubringen, sollte ich es einfach zulassen.«
»Du bist eine zu gute Heilerin, um so etwas zu tun. Das sehe ich dir an.«
Sie betrachtete ihn schweigend. Er sah an ihren angespannten Kiefermuskeln und der Intensität ihres Blickes, dass ein Kampf in ihr tobte.
»Hilf mir, Heilerin. Hilf mir, ihn aufzuhalten.« »Du bist ein Narr«, sagte sie erneut. »Und ich muss eine noch größere Närrin sein.«
Nodin lächelte. Die Erleichterung war ein besserer Balsam für seine Brandwunden als die Kompressen der Heilerin. »Farrek«, sagte die Frau zu dem Reiter, »hast du immer noch diesen Wagen, mit dem du letzten Sommer deine Waren zum Markt gefahren hast?«
»Ja, Heilerin, selbstverständlich.«
»Und kannst du eines deiner Ackerpferde entbehren?« »Ein Ackerpferd?«, warf Nodin ein, bevor der Mann auch nur antworten konnte. »Das ist nicht dein Ernst! Wie sollen wir Sartol mit einem Ackerpferd und einem Wagen einholen?« »Ich lege dich lieber auf diesen Wagen als auf einen Scheiterhaufen«, sagte die Heilerin zu ihm. »Farrek hier hat mir erzählt, du hättest das Bewusstsein verloren, sobald er dich auf seinen Hengst setzte. Ist das wahr?«
Nodin nickte widerstrebend.
»Das dachte ich mir. Ich will dich nach Amarid bringen, aber wir werden es auf meine Art tun. Du versuchst vielleicht, das Land zu retten, Magier, aber ich bin entschlossen, dich zu retten, mit deiner Hilfe oder ohne.«
»Du hast Recht, Heilerin«, sagte er, immer noch ohne sie anzusehen. »Ich entschuldige mich, und ich danke dir.« »Spann das Tier vor den Wagen«, wies sie Farrek an, als hätte sie Nodin überhaupt nicht gehört. »Und dann pack, was immer du an Vorräten entbehren kannst.«
»Du willst sofort aufbrechen, Heilerin?«
»Du hast ihn gehört. Wenn wir versuchen, bis zum Morgen zu warten, wird er durch den Wald kriechen wie ein Wurm und all meine Bandagen und Kompressen durcheinander bringen.«
Sie zuckte die Achseln. »Eine solche Verschwendung kann ich einfach nicht hinnehmen.«
»Ja, Heilerin«, sagte der Mann und eilte zur Tür hinaus. »Sofort.«
Die ältere Frau wandte sich wieder an Nodin und schüttelte den Kopf. »Arick helfe
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