Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
Wäre es nicht hilfreich, bei einem weiteren Konflikt - vielleicht mit der Liga - über mehr Magier zu verfügen?«
»Wir hoffen, dass es keinen Konflikt mehr mit der Liga geben wird, Tammen. Die Anführer der Liga arbeiten mit uns daran, dem Streit ein Ende zu machen.«
Tammen verzog das Gesicht. »Ich verstehe.«
»Und woher sollen wir wissen, dass du für die gesamte Volksbewegung sprichst, Tammen?«, fragte Alayna. »Du kommst hier alleine und unangekündigt herein. Warum sollten wir uns jemandem verpflichten, ohne die Meinung von anderen freien Magiern und von den Menschen gehört zu haben, die ihr angeblich vertretet?«
»Warst du Fremden gegenüber immer so misstrauisch?«, fragte Tammen. »Oder ist etwas geschehen, das dich so hat werden lassen?«
Alayna kniff die Augen zusammen, schwieg aber. »Ich danke dir, dass du gekommen bist, mit uns zu sprechen, Tammen«, sagte Jaryd und stand auf. »Ich werde mit dem gesamten Orden über dein Angebot sprechen, wenn wir uns am Morgen wieder zusammensetzen. In der Zwischenzeit ... hast du eine Bleibe hier in Amarid oder sollen wir etwas für dich organisieren?«
»Danke, das wird nicht notwendig sein.« Sie stand auf, bedachte Alayna mit einem dünnen Lächeln und ging zur Tür. Dort blieb sie allerdings stehen und drehte sich noch einmal um. »Ich hoffe, ihr verzeiht diese Unverschämtheit, aber ich war nie zuvor in Amarid, und daher habe ich noch nie die Große Halle gesehen. Hättet ihr etwas dagegen, wenn ich mich einen Augenblick umschaue?« »Nein«, sagte Jaryd. »Die Halle gehört allen Menschen von Tobyn-Ser. Lass dir Zeit.«
»Danke.« Sie verließ das Zimmer und begann, langsam im Versammlungssaal umherzugehen.
Sobald sie ein Stück weiter weg war, stellten sich Jaryd und Alayna in die Tür, so dass sie sie von dort aus beobachten konnten.
»Du traust ihr nicht«, sagte Jaryd leise.
»Kein bisschen. Wenn die Anführer der Volksbewegung tatsächlich an einem Bündnis interessiert wären, würden sie dann nicht eine Gruppe von Bürgern und freien Magiern schicken?«
Er nickte. »Wahrscheinlich.«
Tammen ging im Kreis um den Saal herum, sah sich den Ratstisch, das Porträt Amarids an der Decke und den Marmorboden an.
»Nun, wenn sie nicht als Vertreterin der Bewegung hier ist, warum ist sie dann gekommen?«
Alayna schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Aber etwas an ihr beunruhigt mich. Ich weiß nicht sicher, was es ist, aber ich mag sie einfach nicht. Und ist dir die Bemerkung aufgefallen, die sie über mein Misstrauen gemacht hat? Was bildet sie sich ein?«
Er lächelte und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich denke, sie ist dir da ein wenig zu nahe gekommen.« »Das ist nicht komisch, Jaryd. Der Grund, wieso ich so misstrauisch bin, ist Sartol. Und gerade daran muss ich im Augenblick nicht erinnert werden.«
»Es tut mir Leid.«
Sie schüttelte den Kopf und beobachtete Tammen weiter. »Schon gut. Ich denke jedenfalls, dass wir uns nicht zu schnell auf einen Handel mit ihr einlassen sollten. Zumindest nicht, solange wir dann nichts von anderen freien Magiern gehört haben.«
»Ganz deiner Meinung.«
Tammen war um den Ratstisch herumgegangen und stand nun wieder an der Tür zu Jaryds und Alaynas Zimmer. Sie sah sie lächelnd an. »Danke«, sagte sie. »Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe.«
Jaryd zwang sich, ihr Lächeln zu erwidern.
»Ich freue mich, das zu hören.«
Die Frau sah aus, als ob sie noch mehr sagen wollte, aber dann schritt sie einfach aufs Tor zu. Als sie es erreichte, drehte sie sich ein letztes Mal zu ihnen um, immer noch ein Lächeln auf den Lippen, und dann ging sie.
»Sie hat etwas an sich, das mir nicht gefällt«, murmelte Alayna. »Aber ich weiß nicht, was es ist.«
Er hatte schlecht geschlafen. Er hatte sich hingelegt und weiter über die Debatte des vergangenen Tages nachgedacht und über all die Dinge, die er lieber nicht über Myns Traum hätte sagen sollen, und sein Bedauern war ihm bis in den Schlaf gefolgt. Orris zweifelte nicht daran, dass seine Freundschaft mit den beiden Magiern beinahe alles überstehen konnte, aber er wusste auch, wie ungerecht er gewesen war. Sie brauchten seine Unterstützung, und der Orden musste vereint hinter seinem Adlerweisen stehen.
Und ganz gleich, welche Sorgen er in seinem letzten Brief an Melyor ausgesprochen hatte, er wusste auch, dass Jaryd den Traum des Kindes bei dieser Versammlung nie erwähnt hätte, wenn er nicht überzeugt gewesen
Weitere Kostenlose Bücher