Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
gut?«
»Ja«, erklang Jaryds Stimme hinter ihnen.
Baden stand auf und half Alayna auf die Beine.
»Es tut mir so Leid«, sagte Jaryd und griff nach Alaynas Hand. »Ich wollte ihn provozieren, aber ich habe nicht begriffen, wie stark er ist. Du wärst beinahe getötet worden, und das wäre meine Schuld gewesen.«
Sie tat seine Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. »Schon gut.« Als er nicht reagierte, berührte sie seine Wange und wartete, bis er sie anschaute. »Es geht mir gut, Jaryd. Und du hast nichts falsch gemacht.«
»Ich würde dir gerne glauben, aber ich bin da nicht so sicher.«
»Warum?«, fragte Orris. »Was ist geschehen?«
»Ich habe Sartol von Cailin erzählt, von dem anderen Adler. Ich wollte es nicht, aber er war so verdammt selbstsicher. Ich konnte einfach nicht anders; ich habe nach irgendetwas gesucht, was sein Selbstvertrauen erschüttern würde.«
»Ich wüsste nicht, was daran falsch sein sollte«, sagte Orris. Der Adlerweise zuckte die Achseln. »Ich frage mich nur, ob ich es nicht hätte geheim halten sollen. Seht doch, was er mit der Halle gemacht hat. Jetzt kann er sich so viel Zeit lassen, wie er will. Vielleicht hätte er das nicht getan, wenn ich ihm nicht von Cailins Adler erzählt hätte, und wir hätten eine zweite Chance erhalten, gegen ihn zu kämpfen, bevor er tun kann, was immer er dort plant.«
»Mag sein«, sagte Baden. »Aber ich gehe davon aus, dass er die Halle ohnehin auf diese Weise geschützt hätte, ganz gleich, was du gesagt hättest.«
»Da bin ich ganz deiner Ansicht«, erklärte Alayna. Der Eulenmeister sah erst sie und dann Jaryd an. »Wie hat er reagiert, als ihr ihm von Cailin erzählt habt?«
»Er bekam Angst«, antwortete Alayna. »Man konnte ihm ansehen ...« Sie zögerte und sah alle nacheinander an. »Ist es sein Gesicht oder ihres?«
Baden schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber ich glaube«, sagte er nun wieder an den Adlerweisen gewandt, »dass du das Richtige getan hast. Wenn er Angst hat, wird er Fehler machen. Im Augenblick wird sich alles, was ihn von seinen Plänen ablenkt - worin immer sie bestehen mögen -, zu unserem Vorteil auswirken.«
»Du könntest Recht haben«, sagte Trahn. »Aber was sollen wir jetzt tun?«
Es war immer noch seltsam für Baden, wenn jemand sich an Jaryd und Alayna wandte. So lange Zeit waren er und Sonel die Oberhäupter des Ordens gewesen, die die jüngeren Magier durch alle Krisen geführt hatten. Selbst nachdem Radomil Weiser geworden war, war es so geblieben, zum Teil, weil Radomil selbst mehr als willig gewesen war, sich ihnen in unruhigen Zeiten zu beugen. Es hatte Jaryds Adler gebraucht, um tatsächlich eine Veränderung in der Führung des Ordens hervorzurufen.
Es hätte Baden schwer fallen sollen, das zu akzeptieren. Er hatte immer im Zentrum der Macht der Großen Halle gestanden, schon seit vielen Jahren. Aber die Veränderung wurde dadurch einfacher, dass der neue Weise Jaryd war, sein ehemaliger Schüler und Sohn seines Bruders, den er liebte wie seinen eigenen Sohn. Als er ihn nun neben seinem riesigen Adler stehen sah, war Baden unwillkürlich von Stolz erfüllt. Und es half, dass Jaryd in den meisten Fällen genau das tat, was Baden an seiner Stelle getan hätte. Genau wie jetzt.
»Im Augenblick«, sagte der Adlerweise mit einem weiteren Blick zur Großen Halle, »ist es das Wichtigste, dass wir sofort zur Halle der Liga gehen und Cailin, Erland und den anderen erzählen, was geschehen ist.«
Inzwischen waren noch weitere Ordensmagier zu ihnen gestoßen, die von ihren Kollegen oder den Dienern der Großen Halle erfahren hatten, was geschehen war. Als sie hörten, was Jaryd vorhatte, traten zwei der jüngeren Magier, Tramys und Orlanne, vor.
»Hältst du das wirklich für klug?«, fragte Orlanne. »Gerade erst hat ein Feind uns die Große Halle abgenommen. Willst du nun gleich einem anderen Feind von unserem Versagen berichten?«
»Die Liga ist nicht unser Feind«, sagte Jaryd ruhig. »Sartol schon. Wenn wir auch nur die geringste Chance haben wollen, ihn zu besiegen, brauchen wir die Hilfe eines jeden Magiers in Tobyn-Ser.«
»Und was, wenn sie uns nicht helfen, sondern die Gelegenheit nutzen, um uns zu vernichten? Hast du daran schon gedacht?«
Jaryd setzte zu einer Antwort an, aber Alayna hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
»Du bist noch nicht lange im Orden, Orlanne«, sagte sie. »Und ich weiß, dass du noch sehr jung warst und im Westen von Tobyn-Ser gelebt hast,
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