Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
Vom Netzwerk:
über den Verband, damit er durchweichte und leichter zu entfernen war.
    Dann versuchte er wieder, den Verband zu lösen. Walt bewegte sich und stöhnte leise. Abelard wieherte besorgt.
    »Ruhig«, sagte Will leise. »Ganz ruhig.« Er war gar nicht sicher, ob seine Worte an Walt oder an Abelard gerichtet waren. Vielleicht an beide. Horace kniete sich mit weit aufgerissenen Augen neben ihn und beobachtete, wie sein Freund nach und nach den Verband von der verkrusteten Wunde nahm. Schließlich fiel das letzte Verbandsstück ab und sie konnten sehen, womit sie es zu tun hatten.
    »Oh mein Gott«, sagte Horace leise. Das Entsetzen in seiner Stimme war nicht zu überhören. Will stieß einen dumpfen Laut aus und wandte die Augen ab von dem furchtbaren Anblick, den Walts Arm bot.
    Die Wunde, die eigentlich längst einen Schorf hätte haben müssen, nässte immer noch und war mit einer schleimigen, übel riechenden Flüssigkeit bedeckt. Der faulige Geruch war so ekelerregend, dass die beiden jungen Männer zurückwichen. Aber was noch schlimmer war: Der ganze Arm war stark angeschwollen und fast doppelt so dick wie normal. Kein Wunder, dass Walt ihn den ganzen Tag gerieben hatte. Zudem war der Arm grausig verfärbt; das hässliche
Gelb um die Wunde herum ging in einen dunkelblauen Farbton mit roten Streifen über. Will berührte Walts Arm vorsichtig mit dem Zeigefinger. Die Haut glühte.
    »Wie konnte das geschehen? Du hast die Wunde doch sofort gereinigt und verbunden!«, rief Horace entsetzt aus. Sowohl er als auch Will hatten in den letzten Jahren genügend Kämpfe miterlebt und kannten sich mit Verletzungen aus. Aber keiner von ihnen hatte jemals eine Wunde gesehen, die sich in so kurzer Zeit so stark entzündet hatte.
    Walt bewegte sich unruhig, stöhnte und versuchte mit seiner anderen Hand nach dem verletzten Arm zu tasten. Will fing seine Hand ab und legte sie zurück an seine Seite.
    »Der Bolzen war präpariert«, sagte er schließlich.
    Horace sah ihn verständnislos an. »Und womit?«
    »Mit Gift«, erklärte Will mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Sorge. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, keine Ahnung, wie er diese furchtbare Wunde behandeln sollte. Und schon gar keine Ahnung hatte er, womit er das Gift, um das es sich ohne Zweifel handelte, unwirksam machen konnte.
    Er verspürte einen Anflug von Panik. Walt würde seinen Arm verlieren. Noch schlimmer, er würde hier sterben, meilenweit von zu Hause entfernt. Und das nur, weil Will, sein Zögling und Vertrauter, der berühmte Will Hallas, bekannt im ganzen Königreich von Araluen für sein schnelles Denken und sein entschlossenes Handeln, nicht die geringste Ahnung hatte, was er tun sollte. Unsicher streckte Will die Hand aus und sah, dass sie zitterte.
    Er musste etwas tun. Er musste irgendetwas unternehmen. Aber was?
    »Hast du eine Ahnung, was es ist? Das Gift, meine ich«, fragte Horace. Sein entsetzter Blick war auf Walts Arm gerichtet. Horace war ein Krieger, der seinen Feinden in ehrenhaftem Kampf gegenübertrat. Allein der Gedanke an Gift war für ihn ein Gräuel.
    »Nein! Ich habe nicht die geringste Ahnung, was es ist!«, fuhr Will ihn an. »Was weiß ich denn schon über Gifte? Ich bin ein Waldläufer, kein Heiler!« Die Panik drohte ihn zu überwältigen. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er wollte wieder die Hand nach Walt ausstrecken, wagte es aber nicht. Was sollte er denn nur tun?
    Walt schien auf den Klang von Wills Stimme zu reagieren, denn er bewegte sich und murmelte etwas Unverständliches.
    »Vielleicht könnten wir die Wunde säubern?«, schlug Horace vor. Bestimmt würde Walt sich besser fühlen, wenn diese schleimige Flüssigkeit entfernt wurde. Und sauberes Wasser würde vielleicht auch das geschwollene, gerötete Fleisch beruhigen.
    Will nickte, auch wenn es ihn unglaublich viel Kraft kostete. Wie so oft hatte Horace die Sache auf den Punkt gebracht. Die grundlegende Behandlung für eine Wunde war, sie zu säubern. Er musste so viel von dem Gift entfernen wie nur möglich. Das war das Mindeste, was sie für Walt tun konnten. Jetzt, da Will einen Plan hatte, merkte er, wie die lähmende Panik schwand. Er streckte die Hand aus. Das Zittern war verschwunden.
    »Danke, Horace. Eine gute Idee.« Er sah seinen Freund an und lächelte traurig. »Machst du Feuer? Ich brauche kochendes Wasser, um den Verband steril zu machen und den Arm zu säubern.«
    Horace nickte und stand auf. »Ich werde auch gleich das Lager aufbauen«,

Weitere Kostenlose Bücher