Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)
fiel.
Und dort blieb er bewegungslos liegen.
W alt!«
Der angstvolle Schrei kam von Will, der sofort lospreschte. Sobald er die regungslose Gestalt erreicht hatte, sprang er vom Pferd und kniete sich hin. Abelard trippelte nervös und versuchte Walt mit der Nase anzustoßen. Dabei wieherte er unentwegt, wie Will es noch nie vorher von ihm gehört hatte.
»Still, Abelard«, sagte er ruhig. Er zeigte ihm den Handrücken, damit das Tier zurückwich. »Zurück, mein Junge, zurück!«
Zögernd wich Abelard zurück. Auch wenn er normalerweise nur seinem Herrn gehorchte, war er doch klug genug zu erkennen, dass Walt bewusstlos war und ab sofort Will das Kommando übernahm. Er hörte auf zu wiehern und stand still. Seine Ohren waren jedoch wachsam aufgestellt.
Walt lag mit dem Gesicht nach unten. Vorsichtig rollte Will ihn auf die Seite und schob die Kapuze aus Walts Gesicht. Seine Augen waren geschlossen und sein Gesicht totenblass. Er schien nicht mehr zu atmen und einen Moment lang packte Will das schiere Entsetzen.
Walt tot? Das konnte nicht sein! Das war unmöglich. Will konnte sich die Welt nicht ohne Walt vorstellen.
Da stieß die reglose Gestalt einen zitternden Seufzer aus und begann wieder zu atmen. Will verspürte eine unglaubliche Erleichterung. Horace kam zu ihm, schwang sich aus dem Sattel und ließ sich auf der anderen Seite des Waldläufers auf die Knie fallen. Die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Er ist doch nicht…« Horace zögerte.
Will schüttelte den Kopf. »Er lebt. Aber er ist bewusstlos.«
Walt stieß noch einmal einen zitternden Seufzer aus, der seinen ganzen Körper erbeben ließ. Dann atmete er unruhig und flach weiter.
Will stand auf, zog seinen Umhang aus und faltete ihn zu einem Kissen.
»Heb seinen Kopf«, befahl er Horace, damit er den gefalteten Umhang darunterschieben konnte. Horace ließ Walts Kopf wieder behutsam sinken.
»Will«, sagte er, »was sollen wir denn tun?«
Will schüttelte den Kopf, dann beugte er sich vor und zog vorsichtig eines von Walts Augenlidern mit dem Daumen hoch. Der Waldläufer zeigte keine Reaktion, aber seine Pupillen waren erweitert, obwohl es recht hell war. Will wusste, dass die Pupillen sich normalerweise zusammenzogen, wenn sie hellem Licht ausgesetzt wurden.
»Was ist los?«, fragte Horace.
Wieder schüttelte Will den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
Er ließ das Augenlid wieder nach unten gleiten, legte den Finger auf Walts Kehle und tastete nach dem Puls. Der flatterte
und ging unregelmäßig, aber er war zumindest noch zu fühlen. Will setzte sich zurück auf seine Fersen und dachte nach. Alle Waldläufer waren für den Fall, dass ein Kollege verwundet wurde, in grundlegenden medizinischen Kenntnissen ausgebildet. Doch hier ging es nicht darum, eine Wunde zu verbinden oder zu nähen. Hier ging es nicht um eine Wunde, die …
Eine Wunde! In diesem Moment fiel ihm wieder ein, dass Walt ständig seinen verletzten Arm gerieben hatte. Er fasste den Ärmel von Walts Jacke und riss die Naht, die er erst am Vorabend zugenäht hatte, wieder auf.
Der Verband saß immer noch. Ein leichter Fleck zeigte sich dort, wo das Blut durch den Verband gedrungen war. Will beugte sich vor, schnüffelte und fuhr mit einem Ausdruck von Abscheu zurück.
»Was ist?«, fragte Horace sofort.
»Sein Arm. Er riecht faul. Das könnte vielleicht die Ursache für sein seltsames Verhalten sein.« In Gedanken tadelte er sich selbst. Er hätte früher daran denken sollen. Aber eigentlich war es ja nur ein Kratzer gewesen. Er zog sein Wurfmesser und fuhr mit der scharfen Klinge unter den Verband. Abelard ließ ein schrilles Wiehern hören.
»Alles in Ordnung, Abelard«, sagte Will, ohne sich umzudrehen. »Ganz ruhig, Junge, ruhig.«
Reißer machte ein paar Schritte auf seinen Freund zu und stieß ihn sanft und tröstend mit der Nase an. Er schnaubte, als wolle er Abelard versichern, dass Will die Situation im Griff hatte. Will wünschte, er könnte die gleiche Zuversicht verspüren.
Er schnitt den Verband auf. Die abgeschnittenen Enden
lösten sich leicht, doch an der Wunde klebte der Verband fest. Das verwunderte Will ein wenig, denn er war nicht davon ausgegangen, dass noch so viel Blut nachgeflossen war. Er schrak aber davor zurück, den Verband einfach abzureißen.
Er streckte die Hand aus. »Gib mir einen Wasserschlauch«, bat er Horace, und sein Freund beeilte sich, den Schlauch von Kobolds Sattel zu holen. Will nahm ihn und goss vorsichtig Wasser
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