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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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zuzulassen.
    »Walt kann nicht sterben. Das geht einfach nicht! Er ist…« Er wusste nicht, was er sagen sollte, und beendete den Satz dann leise: »Er ist Walt.«
    Er ließ die Karte fallen und drehte sich weg, er wollte nicht, dass Will seine Tränen sah. Walt war … unbezwingbar. Er war unbesiegbar. Seit Horace denken konnte, war Walt Teil seiner Welt gewesen. Lange bevor Horace den bärtigen Waldläufer näher kennengelernt und gemerkt hatte, dass sich hinter seiner grimmigen Fassade ein warmherziger und humorvoller Mann verbarg, hatte Walt fest zu Burg Redmont gehört.
    Er war eine geheimnisvolle Gestalt, über die fantastische Geschichten erzählt wurden und die wildesten Gerüchte existierten, eine lebende Legende. Er hatte unzählige Schlachten überlebt. Er hatte Kriegsherren und entsetzlichen Ungeheuern gegenübergestanden und immer gesiegt. Er durfte nicht an einem leichten Kratzer sterben. Nein! Das ging einfach nicht.
    Wie Will war auch Horace schon sehr jung Waise geworden,
und in den letzten Jahren hatte er Walt zunehmend als ganz besonderen Menschen in seinem Leben betrachtet. Er wusste, dass Will in Walt eine Vaterfigur sah. Und Will war für Walt wie ein Sohn. Die enge persönliche Bindung zwischen Meister und Lehrling war für jeden, der die beiden kannte, offensichtlich.
    Horace maßte sich nicht an, dass zwischen ihm und Walt die gleiche Nähe herrschte. Die beiden Waldläufer hatten eine absolut einzigartige Beziehung. Dennoch nahm Walt inzwischen auch in Horace’ Leben eine besondere Rolle ein, vielleicht wie ein viel geliebter und äußerst respektierter Onkel. Horace drehte sich wieder um, denn auf einmal war es ihm völlig egal, ob Will die Tränen auf seinem Gesicht sah oder nicht. Walt verdiente diese Tränen. Dafür brauchte sich niemand zu schämen.
    Will lehnte sich in der Hocke zurück auf die Fersen. Ihm fiel nichts mehr ein, was er für Walt tun konnte. Die kühlen Tücher auf seiner Stirn schienen ihm gutzutun. Er stöhnte nicht mehr und seine Kiefer waren nicht mehr so verkrampft. Vielleicht konnte er ihn später dazu bringen, ein paar Schluck Weidenrindentee zu trinken, um das Fieber weiter zu senken. Und er konnte noch einmal Salbe auf die Wunde auftragen, obwohl er das Gefühl hatte, dass die Wunde gar nicht mehr das eigentliche Problem war.
    Der Wind verfing sich in der Landkarte, die Horace fallen gelassen hatte, und wehte sie ein Stückchen weg. Geistesabwesend fing Will sie ein und begann, sie zusammenzufalten. Aber sie war auf eine bestimmte Weise gefaltet gewesen und er hatte es falsch angefangen. Als er sie wieder aufklappte, sprang ihm ein Wort förmlich entgegen.
    Macindaw.
    Burg Macindaw. Der Schauplatz seines Kampfes mit den Skotten. Und nahe bei Macindaw, ebenfalls auf der Karte eingetragen, befand sich der Wald von Grimsdell, das Zuhause von Malcolm, einst gefürchtet als Wiedergeburt von Malkallam dem Zauberer, doch jetzt für einige wenige bekannt als weiser Heiler und größter Gelehrter in ganz Araluen.
    »Horace?«, sagte er und starrte wie gebannt auf die Karte.
    Sie waren alte Freunde, die schon viel zusammen durchgemacht hatten, und Horace kannte Will gut genug, um die Veränderung in der Stimme seines Freundes wahrzunehmen. Die Hoffnungslosigkeit war daraus verschwunden. Horace ging neben seinem Freund in die Hocke und blickte ihm über die Schulter. Auch er sah jetzt den Namen.
    »Macindaw«, flüsterte er. »Malcolm. Natürlich!«
    »Vor ein paar Tagen hast du noch gesagt, wir kämen nahe daran vorbei, weißt du noch?«, erinnerte ihn Will. »Wo, denkst du, sind wir jetzt?«
    Horace nahm die Karte und faltete sie wieder auseinander. »Ungefähr hier.« Er deutete auf die entsprechende Stelle auf der Karte. »Wir sind inzwischen etwas weiter südlich.«
    »Stimmt. Aber wir sind außerdem auch ein gutes Stück östlich. Und Macindaw war östlich von uns, als du uns darauf aufmerksam gemacht hast. Den Umweg nach Süden haben wir also wettgemacht, weil wir jetzt weiter im Osten sind.«
    Horace verzog das Gesicht. »Nicht ganz«, wandte er ein. »Wir sind etwa eineinhalb Tage entfernt. Allenfalls zwei.«
    »Ich schaffe es in einem«, sagte Will. Horace hob ungläubig die Augenbrauen.
    »In einem Tag? Ich weiß, Reißer kann Tag und Nacht laufen.
Aber das ist selbst für ihn viel verlangt. Und du musst ja auch wieder zurück.«
    »Ich werde Reißer nicht den ganzen Weg reiten«, sagte Will. »Ich werde Abelard mitnehmen. So kann ich zwischen ihnen wechseln,

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