Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)
nachdrücklich zurück.
»Ganz ruhig, Will! Es gibt einen besseren Weg.«
Will drehte sich zu seinem Freund um. In seinen Augen
standen Tränen der Enttäuschung und der Angst – Angst um Walt, der so still dalag, während dieser Mistkerl das Geheimnis kannte, das ihn retten würde.
»Horace …« Seine Stimme brach. Er hatte alles getan, was er konnte, und es hatte nichts genutzt. Er hatte den Mann stundenlang verfolgt, mit ihm gekämpft, ihn besiegt und hierher zurückgebracht. Und jetzt verhöhnte Bacari sie und weigerte sich, ihnen zu sagen, welches Gift er verwendet hatte. Das war zu viel. Will wusste nicht mehr weiter. Im fiel nichts, gar nichts mehr ein, was er noch tun konnte.
Aber Horace hatte eine Idee. Er erwiderte den verzweifelten Blick seines Freundes und nickte beruhigend. Dann löste er sanft Wills Hände von Bacaris Umhang. Willenlos ließ Will das geschehen und machte einen Schritt zurück. Horace lächelte Bacari an. Er drehte ihn um und fasste mit beiden Händen seinen rechten Ärmel. Mit einem schnellen Ruck hatte er den Stoff bis zum Ellbogen aufgerissen, sodass Bacaris Unterarm bloßlag.
Der Genovese, dessen Hände immer noch auf dem Rücken gefesselt waren, versuchte, den Kopf zu wenden, um zu sehen, was Horace vorhatte. Der junge Ritter war weder wütend noch verwirrt. Er war ruhig und beherrscht, und das beunruhigte den Genovesen viel mehr als Wills zorniges Geschrei.
Horace streckte die Hand nach dem Köcher aus. Darin befanden sich noch fünf Bolzen. Er zog einen heraus und inspizierte die Spitze. Dann zeigte er Bacari den vergifteten Bolzen, damit er begriff, worum es ging.
In diesem Moment wurde Bacari klar, was Horace vorhatte. Er begann, gegen Horace anzukämpfen, aber dessen
Griff war fest und unerbittlich. Horace presste die messerscharfe Bolzenspitze gegen die Innenseite von Bacaris Unterarm. Er drückte so fest, dass sofort heißes Blut aus der Wunde rann und über Bacaris Hände lief. Der Söldner schrie vor Schmerz und Furcht auf, als Horace die Metallspitze den Arm entlang zog und einen langen Schnitt machte. Blut schoss hervor, denn Horace hatte eine Vene erwischt. Das bedeutete, das Gift würde viel schneller in den Blutkreislauf gelangen als bei Walts Kratzer.
»Nein! Nein!«, schrie der Genovese und versuchte, sich loszureißen. Aber es war bereits zu spät, das Gift befand sich in seinem Körper. Er wusste ganz genau, was auf ihn zukam, denn er hatte schon viele seiner Opfer sterben sehen. Er hörte auf, sich zu wehren, und wollte sich zu Boden sinken lassen, aber Horace hielt ihn weiter fest. Der junge Krieger warf den Bolzen zur Seite und sah seine Freunde an, sah das Erstaunen auf ihren Gesichtern, als ihnen klar wurde, was er getan hatte. Und er sah auch, wie Wills Erstaunen einer befriedigten Zustimmung wich.
Bei Malcolm war es anders. Er war ein Heiler, der sich verpflichtet hatte, Leben zu retten. Horace’ Tat ging gegen all seine Prinzipien.
»Malcolm«, sagte Horace. »Je mehr das Opfer sich bewegt, desto schneller wird das Gift durch seinen Blutkreislauf befördert, richtig?«
Wortlos nickte Malcolm.
»Gut.« Horace ließ Bacari los und riss den zerfetzten Ärmel ab. Schnell verband er damit notdürftig die blutende Wunde.
»Wir können doch nicht zulassen, dass du verblutest, bevor das Gift wirkt«, sagte er und ließ den Mann los.
Bacari sank langsam auf die Knie. Er sah Malcolm hilfesuchend an. »Bitte! Ich bitte Euch, lasst das nicht zu.«
Malcolm schüttelte stumm den Kopf. Die Angelegenheit lag nicht in seiner Macht. Horace bückte sich und löste Bacaris Fußfesseln. Dann zerrte er ihn wieder auf die Beine.
»Und jetzt hoch mit dir, Freundchen. Wir können dich doch nicht den ganzen Tag herumsitzen lassen. Wir gehen spazieren. Wir werden laufen. Wir werden dieses Gift durch deinen Körper pumpen!« Entschlossen zerrte er den Mann mit sich. Sie durchquerten den kleinen Hain und verließen den Schutz der Bäume. Horace deutete auf den südlichen Hügelkamm.
»Was meinst du? Sollen wir vielleicht mal den Ausblick von dort oben genießen?« Klingt das nicht verlockend? Also los, gehen wir!«
Horace hielt seinen Gefangenen fest am Ellbogen gepackt und ging immer schneller. Bacari fiel andauernd hin, doch jedes Mal zerrte Horace ihn hoch und zwang ihn weiterzulaufen. Will und Malcolm hörten Horace’ scharfe Befehle.
»Komm schon, du genovesischer Laufbursche! Hoch mit dir!«
»Auf die Füße, Giftmischer!«
»Beweg dich! Wir wollen
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