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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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vierzig sei, was bedeutete, dass die Herrscher keinen Gefallen an ihm gefunden hatten. Die meisten Pagen waren junge Burschen, die sich im Laufe der Zeit zu Stellungen hocharbeiteten wie Kämmerer oder Haushofmeister. Jene, die das nicht schafften, waren normalerweise faul, unfähig oder dumm. Oder alles drei. Die nächste Äußerung des Pagen ließ Will annehmen, dass bei diesem Mann hier Letzteres zutraf. Als Will von seiner Kaffeetasse hochblickte,
fuhr er ungehobelt fort: »Lord Orman will dich sehen. Um elf.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich um und ging. Im ersten Moment war Will versucht, ihn zurückzurufen und ihm einen Vortrag über Sprachgepflogenheiten und Manieren zu halten. Schließlich war Will ein Waldläufer und somit mit Respekt zu behandeln.
    Dann fiel ihm ein, dass er im Moment ja kein Waldläufer war. Er war ein Musikant. Ormans unverhohlene Geringschätzung von fahrenden Musikanten musste wohl auf seine Bediensteten abgefärbt haben. Will zuckte mit den Schultern und tat die Sache als unwichtig ab.
    Im großen Speisesaal befand sich eine Wasseruhr, und er sah, dass er noch über eine Stunde Zeit hatte, bevor er bei Orman erscheinen sollte. Weshalb wollte der Herr der Burg ihn wohl sehen? Konnte es etwas mit den Vorgängen in Grimsdell zu tun haben? Nein, wahrscheinlicher war, dass er ihn wegen gestern Abend sprechen wollte. Keren hatte Orman vor allen Anwesenden in Verlegenheit gebracht. Wahrscheinlich wollte Orman jetzt seine Wut an Will auslassen.
    Will beschloss, sich darüber keine weiteren Gedanken mehr zu machen. Er konnte nichts dagegen tun, also hatte es auch keinen Sinn zu grübeln. Ab sofort würde er sich jedoch besser vorsehen. Es war höchst unklug, den Herrn des Hauses gegen sich aufzubringen, egal wie unfreundlich er war.
    Will verbrachte die Zeit in der kleinen Bibliothek in einem der Ecktürme. In den Büchern und Schriftrollen suchte er nach Anhaltspunkten, ob es in den örtlichen Sagen
und Legenden irgendwelche Hinweise auf den Krieger der Nacht gab, und sah sich auch nach Büchern über Zauberei und Zaubersprüche um, jedoch ohne Erfolg. Er bemerkte allerdings einige leere Stellen in den Regalen. Und in den spärlichen Aufzeichnungen über die Ortsgeschichte wurde an keiner Stelle ein Krieger der Nacht erwähnt. Unzufrieden und geistesabwesend, weil der Schreck der vergangenen Nacht ihm noch in den Gliedern steckte, machte er sich auf den Weg zu Lord Ormans Gemächern, die sich ganz oben im Bergfried befanden.
    Ormans Sekretär, ein kleiner Mann, der bis auf einige weiße Haarbüschel über jedem Ohr völlig kahl war, blickte auf, als Will das Vorzimmer betrat. Er erinnerte Will an ein zerzaustes Eichhörnchen, wie er seinen Kopf von einer Seite auf die andere drehte, um Will genau in Augenschein zu nehmen.
    »Lord Orman wünscht, mich zu sehen«, sagte Will einfach. Er sah keinen Grund, sich vorzustellen.
    »Ah ja, ja … der Barde, nicht wahr? Kommt hier entlang.«
    Der Mann erhob sich hinter dem Tisch, der mit Papieren und Schriftrollen übersät war, und klopfte an eine Tür. Von der anderen Seite hörte Will die dünne, nasale Stimme antworten: »Herein.«
    Der Sekretär bedeutete Will, ihm zu folgen, öffnete die Tür und trat ein.
    Orman stand am Fenster und sah auf den Burghof hinaus. Es war ein großer Raum, der selbst bei Tageslicht von Kerzen und Öllampen erleuchtet war. Ein Kamin spendete Wärme, rechts und links davon befanden sich
Bücherregale und schwere Holzschränke. Einer davon war offen und gab den Blick frei auf mehrere Reihen mit Schriftrollen. Orman wurde nicht umsonst als Gelehrter bezeichnet, dieser Raum bestätigte es.
    »Der Barde, Mylord«, verkündigte der Sekretär und deutete dabei auf Will.
    Orman drehte sich vom Fenster weg und musterte Will einige Sekunden, ohne etwas zu sagen. »Das wäre dann alles, Xander«, entließ er seinen Sekretär.
    Der kleine Mann verbeugte sich, ging hinaus und zog die Tür leise hinter sich zu.
    Orman musterte Will, ohne ein einziges Mal zu blinzeln, und setzte sich dabei an einen Tisch neben dem Fenster.
    Es gab noch zwei andere Stühle am Tisch, doch der Burgherr lud seinen Gast nicht ein, sich zu setzen. Will musste also stehen bleiben. Er merkte, wie ihm angesichts dieses rüden Benehmens die Röte ins Gesicht stieg. Mit einiger Anstrengung zwang er sich zu einem unbeteiligten Gesichtsausdruck. Er wandte den Blick von Orman, sah sich im Zimmer um, betrachtete die Stapel aufgeschlagener Bücher

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