Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
Vom Netzwerk:
so leise wie möglich.
    Als Orman hörte, dass der Besuch bereits im Vorzimmer wartete, machte er eine unwirsche Geste. »Also gut«, antwortete er missgelaunt. »Führt sie herein.« Er blickte
zu Will, der sich bereits zur Tür bewegte. »Ihr wartet. Ich bin noch nicht fertig mit Euch.«
    Xander hatte sich bereits mit einem Nicken zurückgezogen. Ein paar Sekunden später öffnete er die Tür weit und trat zur Seite. »Lord Orman, ich habe die Ehre, Euch Lady Gwendolyn von Amarle anzukündigen.« Er verbeugte sich tief, als auch schon eine Dame den Raum betrat, die sich mit dem Selbstbewusstsein und Stolz des Adels bewegte. Sie war blond, groß und wunderschön in ihrem kostbaren jadegrünen Seidenkleid.
    Will unterdrückte einen überraschten Ausruf.
    Lady Gwendolyn von Amarle kannte er unter dem Namen Alyss.

A lyss rauschte auf den Hausherrn zu und achtete überhaupt nicht auf Will.
    »Lord Orman, wie überaus reizend von Euch, mich für die nächsten Wochen bei Euch aufzunehmen!«
    Geziert streckte sie ihm eine Hand zum Handkuss entgegen, um keinen Zweifel daran zu lassen, wer im Rang höher stand. Orman verbeugte sich wohl oder übel und deutete einen Handkuss an.
    »Wochen, Mylady?«, wiederholte er. »Ich dachte, es handle sich lediglich um ein paar Tage, allenfalls eine Woche?«
    »Aber ganz sicher nicht!«, widersprach Alyss entschieden. »Die Wege zum Schloss meines Verlobten sind hoch mit Schnee bedeckt, und ich habe gehört, dass es sogar Wölfe und Bären in diesem Landstrich geben soll! Unmöglich kann ich meine Reise fortsetzen, ehe die Straßen nicht wieder frei sind – so sehr ich mich auch danach sehne, mit dem hoch geschätzten Lord Farrell vereint zu sein. Gewiss werdet Ihr mir nicht die Gastfreundschaft verwehren, die Euer lieber armer Vater mir versprach.«
    Orman saß in der Falle. Es war vergnüglich für Will
zu sehen, dass man sich auch in adligen Kreisen ungeschriebenen Gesetzen zu beugen hatte. So schlecht gelaunt und unhöflich Orman auch war, konnte er Alyss doch nichts entgegensetzen.
    »Aber natürlich nicht, Lady Gwendolyn!«, beeilte er sich zu sagen. »Es war eine einfache Frage, nicht mehr.«
    Doch Lady Gwendolyn hatte die Sache bereits abgetan und starrte nun Will an, als sei er ein seltener Käfer.
    »Und wen haben wir hier?«, fragte sie und hob eine Augenbraue.
    »Einen Barden, Mylady. Ein fahrender Musikant. Er ist erst seit gestern hier.«
    »Und hat dieser Musikant auch einen Namen?«, antwortete sie und ließ Will nicht aus den Augen. Will zögerte. Es war Ormans Aufgabe, ihn vorzustellen. Ein einfacher Spielmann durfte nicht von sich aus eine hochgestellte Dame wie Lady Gwendolyn ansprechen.
    »Will Barton, Mylady«, sagte Orman. Alyss nickte zufrieden. Indem sie ihn dazu gebracht hatte, ihr Will vorzustellen, hatte sie ihren höheren Rang noch einmal zum Ausdruck gebracht.
    Will verbeugte sich tief vor ihr. »Zu Euren Diensten, Mylady.«
    Alyss musterte ihn, den Ellbogen in der anderen Hand abgestützt, während sie sich mit ihren langen, eleganten Fingern nachdenklich über die Wange strich. »Seid Ihr ein Meister Eures Fachs?«
    Will warf Orman einen Blick von der Seite zu. »Ich bin nur ein einfacher Musikant, Mylady.«
    »Einfache Lieder aus dem Volke und dergleichen sind leider alles, was er zu bieten hat«, sagte Orman. »Wohl kaum das, was Ihr gewöhnt seid, Mylady.«
    »Lieder aus dem Volke?«, wiederholte Alyss und lachte schrill. »Wie amüsant! Nun gut, Musikant, Ihr dürft mich in einer Stunde in meinen Gemächern aufsuchen. Vielleicht können Eure schlichten Weisen mir dabei helfen, die Pein der Trennung von meinem Liebsten zu vergessen.« Sie blickte zu Orman. »Ich nehme an, Ihr habt keine Einwände?«
    Orman zuckte mit den Schultern. »Ganz und gar nicht, Mylady. Bitte verfügt über alle Einrichtungen auf der Burg.«
    Will horchte auf. Also war er inzwischen eine »Einrichtung« im Besitz des Hausherrn? Er schaffte es, eine undurchdringliche Miene aufzusetzen, ehe Orman etwas bemerkte. Die Aufmerksamkeit des Hausherrn war gänzlich von Alyss in Anspruch genommen, die eine wunderbare Vorstellung einer herrischen Edeldame zum Besten gab.
    »Dann könntet Ihr vielleicht auch veranlassen, dass man mir aus Eurer Küche ein leichtes Mahl in meine Gemächer bringt, Orman?«, sagte sie. »Ich bin müde und hungrig nach meiner anstrengenden Reise durch Eure verschneiten Lande. Euren Haushalt dürft Ihr mir morgen vorstellen, den Rest des heutigen Tages ziehe

Weitere Kostenlose Bücher