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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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und die vielen Papiere auf dem riesigen Schreibtisch.
    »Mein Vetter Keren übt hier auf der Burg einen unguten Einfluss aus«, begann Orman. »Ihr würdet gut daran tun, das zukünftig nicht zu vergessen.«
    Will sagte nichts, sondern verbeugte sich nur. Also war seine Annahme richtig gewesen. Orman wollte ihm eine Standpauke halten. Dieser schien keine Antwort zu erwarten und sprach bereits weiter.
    »Es ist natürlich einfach, beliebt zu sein, wenn man keine Verantwortung trägt. Und so gibt es den einen oder anderen, der gern Keren in dieser Verantwortung sähe …« Er zögerte.
    Will kam es so vor, als würde Orman eine Bemerkung von ihm erwarten. Er schwieg jedoch.
    »Aber das ist er nicht«, fuhr Orman fort. »Hier übe ich die Gewalt aus und sonst niemand. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Die letzten Worte kamen so heftig, dass Will seine Überraschung kaum verbergen konnte. Verblüfft begegnete er dem aufgebrachten Blick Lord Ormans und verbeugte sich erneut.
    »Selbstverständlich, Mylord«, antwortete er.
    Orman nickte ein, zwei Mal, erhob sich und ging im Zimmer auf und ab. »Dann achtet in Zukunft auf Eure Manieren, Gaukler! Man begegnet mir mit dem Respekt, den meine Stellung verlangt. Ich mag nur vorübergehend der Herr dieser Burg sein, aber ich erwarte Respekt, von Keren wie auch von Euch.«
    »Ja, Lord Orman«, erwiderte Will. Das Verhalten des Burgherrn erstaunte ihn. So seltsam es auch war, aber Orman schien trotz seines Ärgers beinahe um Respekt und Anerkennung zu betteln.
    Orman blieb stehen und atmete tief durch. »Sehr gut. Da das nun geklärt ist, erkenne ich an, dass es nicht Eure Schuld ist, nicht das Niveau erreicht zu haben, das ich als angemessen für einen Barden erachte. Volkstümliche Lieder sind gut und schön, aber kein Ersatz für die hohe Kunst des Musizierens. Jene schlichten Liedchen,
die Ihr zum Besten gebt, verdummen das einfache Volk nur noch mehr. Ich bin der Meinung, dass es die Aufgabe von Künstlern ist, die Menschen voranzubringen. Sie sollten ihnen Dinge vermitteln, die sie in ihrer eigenen Begrenztheit so noch nicht kannten.«
    Er hielt inne, sah Will an und schüttelte leicht den Kopf.
    Will begriff nur zu gut, dass Orman Wills Fähigkeit, diese Begrenztheit zu erweitern, in Zweifel zog. Er verbeugte sich erneut. »Ich bedaure, dass ich nur ein einfacher Musikant bin, Mylord«, sagte er.
    Orman nickte säuerlich. »Mit der Betonung auf einfach, fürchte ich.«
    Will hielt den Kopf gesenkt, denn er spürte, wie seine Wangen sich röteten. Mach dir nichts daraus, sagte er sich. Wenn du ein Musikant sein willst, dann musst du dir ein dickes Fell zulegen und darfst nicht gleich beleidigt sein. Er atmete ein paarmal tief durch und fasste sich wieder.
    Orman betrachtete ihn neugierig. Der Seitenhieb war Absicht gewesen, erkannte Will. Der Burgherr hatte Will auf die Probe stellen wollen.
    »Und doch«, sagte Orman beinahe widerwillig, »ist das Instrument, das Ihr spielt, ungewöhnlich gut. Es ist nicht zufällig eine Gilperon, oder?«
    »Es ist eine Mandola«, begann Will. »Sie hat acht Saiten…«
    »Ich weiß, dass es eine Mandola ist, um Himmels willen«, unterbrach Orman ihn. »Ich wollte wissen, ob sie von Axel Gilperon gemacht wurde, dem wohl berühmtesten
Instrumentenbauer des Königreichs. Ich hätte gedacht, dass jeder Musikant diesen Namen kennt. Sogar jemand wie Ihr.«
    Will begriff, das er einen Fehler begangen hatte.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Mylord. Ich hatte Euch missverstanden. Mein Instrument wurde von einem Instrumentenbauer im Süden gefertigt, der allerdings bekannt dafür ist, den Stil des Meisters nachzuahmen. Natürlich könnte ein armer Spielmann wie ich sich niemals eine echte Gilperon leisten.«
    Er lachte, als mache er sich über sich selbst lustig, aber Orman starrte ihn weiter an, und das Misstrauen war ihm nur allzu deutlich vom Gesicht abzulesen. Eine Zeit lang herrschte eine unangenehme Stille, die schließlich von einem Klopfen an der Tür unterbrochen wurde.
    »Was ist?«, fragte Orman ärgerlich. Die Tür wurde gerade weit genug geöffnet, dass sein Sekretär hereinspähen konnte.
    »Bitte um Verzeihung, Lord Orman«, sagte er aufgeregt, »aber Lady Gwendolyn von Amarle ist soeben eingetroffen und besteht darauf, Euch zu sehen.«
    Orman runzelte die Stirn. »Seht Ihr nicht, dass ich beschäftigt bin?«
    Xander öffnete die Tür ein Stückchen weiter und deutete hinter sich. »Sie ist schon hier, Mylord«, sagte er

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