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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Situation. Als Burgherr war er im Rang gleich mit dem Heeresmeister des Lehens. Beide unterstanden sie dem Baron von Norgate und es war schwer zu sagen, wer in dieser Angelegenheit hier das letzte Wort hatte. Es war eine Situation, die viel Takt und Diplomatie erforderte  – beides Eigenschaften, die Sir Doric auf Schloss Norgate zurückgelassen zu haben schien.
    »Und wir haben die Lage dank der Nordländer gemeistert«, antwortete Orman überlegen. »Jetzt haben wir mit ihnen ein Abkommen getroffen, dass sie unsere Garnison so lange verstärken, bis ich genügend Einheimische verpflichten kann.«
    »Ihr habt ein Abkommen getroffen?«, wiederholte Meralon ungläubig. »Wer genau hat dies Abkommen getroffen?«
    »Das war ich«, erwiderte Will.
    Meralon nickte. Er war immer noch aufgebracht
darüber, dass Will ihm geradeheraus gesagt hatte, er täusche sich.
    »Das hätte ich mir ja denken können. Jeder sagt, dass Ihr und Walt blind seid, wenn es um diese Piraten geht.«
    Will unterdrückte seinen Ärger und erwiderte: »Die Nordländer brauchen einen Hafen und Material, um ein Schiff zu bauen. Wir haben uns darauf geeinigt, dass sie das von uns bekommen. Im Gegenzug werden sie die Burg bewachen, solange es nötig ist. Wir brauchen sie. Sie brauchen uns. Das ist für alle Beteiligten eine gute Vereinbarung.«
    »Aber es ist nicht Eure Sache, hier Vereinbarungen zu treffen, oder? Dies ist nicht Euer Lehen. Ich bin der Waldläufer hier, nicht Ihr. Und ich halte von dem Abkommen nichts, das Ihr eigenmächtig mit diesen Piraten getroffen habt.«
    Meralon war etwas größer als Will und er beugte sich jetzt nach vorne, um Will genau ins Gesicht zu sehen. Will war versucht, einen Schritt zurückzutreten, doch ihm war klar, dass dies ein Fehler wäre. Er blieb auf seinem Platz stehen und holte Luft. Aber ehe er eine passende Antwort parat hatte, kam ihm Horace zuvor.
    »Zwei Dinge«, sagte der junge Ritter und trat nach vorn, denn er hielt es für ratsam, sich nun doch einzumischen. »Erstens, ich ersuche jeden, die Nordländer nicht als verräterische Piraten zu bezeichnen. Sie sind nämlich meine Freunde.«
    Seine Stimme war ruhig, aber bestimmt. Er sprach langsam und deutlich und die kaum verborgene Warnung war unüberhörbar. Er musterte den Waldläufer von Norgate. Wie Will war auch Horace von Walt und Crowley kurz vor seiner Abreise über die wichtigsten Zusammenhänge in Kenntnis gesetzt worden. Und er hatte die gleiche Frage gestellt: Warum kann der zuständige Waldläufer sich nicht um das Problem kümmern? Man hatte ihm gesagt, dass dieser in der Gegend bekannt sei und der Auftrag geheim. Jetzt wurde ihm klar, dass noch etwas anderes dahintersteckte. Die Aufgabe erforderte Mut und Vorstellungskraft sowie die Fähigkeit, sich schnell den neuen Gegebenheiten anzupassen. Meralon war dieser Aufgabe schlichtweg nicht gewachsen.
    Horace sah jetzt, dass er die allgemeine Aufmerksamkeit hatte, also sprach er Meralon direkt an.
    »Und wenn Ihr schon die Verantwortung für Euch beansprucht, wo zum Teufel wart Ihr, als Ihr gebraucht wurdet?«
    Meralon öffnete den Mund, aber Horace wartete seine Antwort gar nicht erst ab.
    »Ich erinnere mich nicht, dass Ihr zu uns mit einem Plan gekommen wärt, wie man die Burg wieder zurückerobern kann. Ich bin mir auch sicher, dass Ihr keine Truppen aufgeboten habt. Und ganz sicher wart Ihr nicht neben mir auf dem Wehrgang, als es darum ging, die Burg zu stürmen.«
    Es herrschte einen Moment Schweigen. Horace hatte bisher noch nie den Mut aufgebracht, so zu
einem Waldläufer zu sprechen. Dafür achtete und bewunderte er den Bund viel zu sehr. Als ihm das bewusst wurde, kam ihm noch ein anderer Gedanke.
    »Und wenn Ihr der zuständige Waldläufer seid, wie konntet Ihr es überhaupt so weit kommen lassen? Ich dachte, Eure Aufgabe ist es, solche Dinge rechtzeitig zu bemerken?« Er deutete auf den Burghof. »All das hätte gar nicht passieren dürfen. Und das werde ich in meinem Bericht auch schreiben.«
    Wütend rang Meralon nach Worten. Sir Doric antwortete an seiner Stelle.
    »Und wer zum Teufel seid Ihr?«
    Horace sah ihn an und lächelte, jedoch ohne die geringste Spur von Humor. Er war ein bescheidener Mensch und legte wenig Wert auf irgendwelche Titel. Aber er hatte das Gefühl, dass es Zeit war, sich etwas in die Brust zu werfen, und so stellte er sich kerzengerade hin.
    »Ich bin Sir Horace, Ritter vom Eichenblatt und Leutnant der Königlichen Wache von Araluen, Leibgardist von

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