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Die Chroniken von Araluen - Die brennende Brücke: Band 2 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die brennende Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die brennende Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Brücke zurück in den halb fertigen Tunnel trieben. Dabei legten die Arbeiter einer nach dem anderen die Werkzeuge auf einem Haufen ab und die Wargals banden die Männer nacheinander an eine Hauptleine.
    Ein Blick nach Westen zu der untergehenden Sonne sagte Will, dass das Horn lediglich das Ende des Arbeitstages verkündet hatte. Jetzt wurden die Gefangenen anscheinend dahin zurückgebracht, wo sie die Nacht verbrachten.
    Es gab einen kurzen Zwischenfall, nicht weit vom Tunneleingang entfernt, als zwei der Gefangenen anhielten, um jemanden, hochzuheben. Wütend kamen die Aufseher nach vorne, schlugen mit ihren Peitschen auf die Männer ein und zwangen sie, den reglosen Kameraden liegen zu lassen.
    Einer nach dem anderen marschierten die Arbeiter durch die schmale Tunnelöffnung und verschwanden.
    Die Schatten der riesigen Brücke auf der gegenüberliegenden Bergseite wurden länger. Will verharrte bewegungslos noch weitere zehn Minuten, um zu sehen, ob die Wargals aus dem Tunnel zurückkamen. Doch es war kein Laut zu hören und auch niemand mehr zu sehen. Nur die reglose Gestalt am Tunneleingang lag da. In dem rasch abnehmenden Licht konnte Will sie nicht deutlich erkennen. Dann bewegte sich die Gestalt, und Will wurde klar: Wer immer es auch war, er lebte noch.

V orsichtig gingen Will und Horace über die schmalen Planken des Stegs. Will mit seiner angeborenen Schwindelfreiheit hätte sogar rennen können. Aus Rücksicht auf seinen etwas schwerfälligeren Freund ging er jedoch langsam.
    Als sie den fertigen Teil der Brücke erreicht hatten, seufzte Horace erleichtert auf. Sie nahmen sich einen Moment Zeit, die Konstruktion genau anzusehen. Sie war mit der Gründlichkeit gebaut, für die die Kelten berühmt waren. In ihrem Land hatte man die Kunst des Tunnel- und Brückenbaus über Jahrhunderte hinweg entwickelt und dies war eines ihrer typischen Bauwerke.
    Der Geruch von frisch gesägtem Fichtenholz erfüllte die kalte Nachtluft, darüber lag allerdings noch ein anderer durchdringender Geruch. Sowohl Will als auch Horace rätselten, was es war. Dann fand Horace es heraus.
    »Teer«, stellte er fest, und als er sich umschaute, sah er, dass die dicken Seile damit eingerieben waren.
Will berührte ein Seil und holte sich eine klebrige Hand.
    »Das soll wohl verhindern, dass die Seile ausfransen und verfaulen«, sagte er und stellte fest, dass die riesigen Hauptseile wiederum aus drei einzelnen Seilen bestanden, die zusammengedreht, geflochten und dann zum Schutz noch dick mit Teer überzogen waren. Sobald der Teer getrocknet war, würde er die drei Seile noch fester zusammenhalten.
    Horace blickte sich um. »Keine Wachen?« Er klang erstaunt.
    »Entweder fühlen sie sich sehr sicher oder sie sind achtlos«, sagte Will.
    Es war jetzt vollkommen dunkel und der Mond stand noch nicht am Himmel. Will schlich sich zur Ostseite der Schlucht. Horace löste sein Schwert in seiner Scheide und folgte ihm.
    Die Gestalt am Tunneleingang lag immer noch an der gleichen Stelle. Die beiden Jungen näherten sich vorsichtig und knieten neben dem Mann nieder, der seinem Aussehen nach ein Minenarbeiter war. Seine Brust hob und senkte sich – fast unmerklich.
    »Er lebt«, flüsterte Will.
    »Gerade noch«, erwiderte Horace und legte seinen Zeigefinger auf den Hals des Mannes, um den Puls zu fühlen. Bei der Berührung öffnete der Mann langsam die Augen und blickte verständnislos zu den beiden Jungen hoch.
    »Wer … ihr?«, stieß er krächzend hervor. Will nahm den Wasserschlauch von seiner Schulter und feuchtete die Lippen des Mannes an. Gierig fuhr sich dieser mit der Zunge über die Lippen und krächzte: »Mehr!«
    Sanft stützte Will ihn und flößte ihm mehr Wasser ein.
    »Ruh dich aus, mein Freund«, sagte er leise. »Wir werden dir nichts tun.«
    Es war offensichtlich, dass man dem Mann schon etwas angetan hatte – und zwar zu viel. Sein Gesicht war mit trockenem Blut verklebt, das von Peitschenschlägen herrührte. Sein Lederwams war zerfetzt und abgerissen und der nackte Oberkörper darunter zeigte Anzeichen von weiteren Schlägen – frischen und ganz alten.
    »Wer bist du?«, fragte Will leise.
    »Glendyss«, flüsterte der Mann und schien sich selbst über den Klang seines eigenen Namens zu wundern. Gleich darauf wurde er von einem keuchenden, rasselnden Husten geschüttelt. Will und Horace tauschten traurige Blicke aus. Glendyss würde nicht mehr lange leben.
    »Seit wann bist du schon hier?«, fragte Will und

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