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Die Chroniken von Araluen - Die brennende Brücke: Band 2 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die brennende Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die brennende Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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flößte ihm vorsichtig mehr Wasser ein.
    »Monate …«, erwiderte Glendyss mit einer Stimme so leise, dass sie kaum mehr zu vernehmen war. »Monate über Monate bin ich schon hier… arbeite im Tunnel.«
    Wieder sahen die beiden Jungen einander an. War der Mann schon nicht mehr richtig ansprechbar?
    »Monate?«, fragte Will nach. »Aber die Wargals griffen Celtica doch erst vor ein paar Wochen an?«
    Glendyss schüttelte den Kopf. Er versuchte zu sprechen, hustete und brach ab. Dann sammelte er offensichtlich seine letzten Kräfte. Er sprach so leise, dass Will und Horcace sich über ihn beugen mussten, um ihn zu verstehen.
    »Sie holten uns vor bald einem Jahr … von überall her. Heimlich … einen hier, zwei dort… wohl fünfzig insgesamt. Die meisten anderen… tot … inzwischen. Ich auch … bald.« Er hielt inne und schnappte nach Luft. Die Anstrengung des Sprechens war zu viel für ihn.
    Will und Horace sahen einander an und fragten sich, was sie von dieser neuen Information halten sollten.
    »Wie kommt es, dass niemand das bemerkte?«, sagte Horace leise zu Will. »Denk doch nur, fünfzig Leute verschwinden und niemand wundert sich?«
    Will zuckte mit den Schultern. »Er sagte, sie holten sie aus Dörfern in ganz Celtica. Wenn irgendwo ein oder zwei Männer vermisst werden, dann reden vielleicht die Leute in der Gegend darüber, aber niemand sieht die Zusammenhänge.«
    »Trotzdem«, sagte Horace. »Warum haben sie
das gemacht? Und warum sind sie jetzt so unbesorgt?«
    Will zuckte mit den Schultern. »Vielleicht erfahren wir es, wenn wir uns umsehen.«
    Sie zögerten und wussten nicht, was sie für die zusammengekrümmte Gestalt vor ihnen tun sollten. Während sie noch so dastanden, ging der Mond auf und tauchte die Brücke und den Felsvorsprung in ein weiches, blasses Licht. Als es auf Glendyss’ Gesicht fiel, öffnete er die Augen. Schwach versuchte er, einen Arm zu heben, um das Licht abzuhalten. Will beugte sich vor, um ihn abzuschirmen.
    »Ich sterbe«, sagte der Mann mit plötzlicher Klarheit.
    Will zögerte, dann sagte er einfach »Ja«. Es wäre keine echte Freundlichkeit, ihn anzulügen und ihn aufmuntern zu wollen. Glendyss lag im Sterben und er wusste es. Es war besser, wenn er sich darauf vorbereiten konnte, um dem Tod mit Würde und Ruhe gegenüberzutreten. Der Mann griff fieberhaft nach Wills Ärmel, und Will nahm seine Hand und drückte sie leicht, um ihm etwas Trost zu spenden.
    »Ihr guten Jungen«, sagte der Mann entkräftet, »lasst mich nicht hier draußen sterben… im Licht.«
    Horace und Will tauschten fragende Blicke aus.
    »Ich will den Frieden ohne Licht«, fuhr er leise fort, und Will verstand plötzlich.
    »Ich nehme an, die Kelten mögen die Dunkelheit. Schließlich verbringen sie den größten Teil
ihres Lebens in Minen. Vielleicht ist es das, was er will.«
    Horace beugte sich nach vorn. »Glendyss? Sollen wir dich in den Tunnel tragen?«
    Der Mann nickte schwach.
    »Bitte«, flüsterte er. »Bringt mich weg, dorthin, wo kein Licht ist.«
    Horace nickte beruhigend, dann fasste er ihn unter den Schultern und Knien, um ihn hochzuheben. Glendyss war klein und die lange Gefangenschaft hatte ihn fast dem Hungertode nahe gebracht. Er war für Horace eine leichte Last.
    Will bedeutet ihm jedoch, noch einen Moment zu warten. Er hatte das Gefühl, dass sich Glendyss, sobald er sich in der Stille des Tunnels befand, vom Leben verabschieden würde. Und es gab noch eine Frage, auf die Will unbedingt eine Antwort brauchte.
    »Glendyss«, sagte er sanft. »Wie viel Zeit haben wir noch?«
    Der Mann sah ihn verständnislos an.
    »Ich meine, wie lange dauert es noch, bis die Brücke fertig ist?«, stellte Will die Frage anders. Diesmal hatte Glendyss ihn verstanden und schien nachzudenken.
    »Fünf Tage«, antwortete er. »Vielleicht vier. Heute kamen mehr Arbeiter… also vielleicht vier.«
    Dann schloss er die Augen, als ob die Anstrengung für ihn zu viel gewesen sei. Einen Moment
lang dachten sie schon, er sei gestorben, doch dann hob sich seine Brust mit einem Schaudern und er atmete weiter.
    »Bringen wir ihn in den Tunnel«, sagte Will.
    Sie schoben sich durch die schmale Öffnung. Anfänglich waren die Wände so eng, dass sie sie berühren konnten. Dann weitete sich der Tunnel und das Ergebnis der emsigen Arbeit wurde sichtbar. Es war ein dunkler Gang, erleuchtet nur von Fackeln, die in gleichmäßigen Abständen in Halterungen an der Wand steckten. In ihrem flackernden,

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