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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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während sie auf die Überlebenden von Shigerus Armee warteten.
    Und derweil hatten die Anführer Zeit, ihre Situation zu überdenken und Pläne zu schmieden.
    Rasch wurde eine Bambusmatte auf den feuchten Boden im Zelt gelegt und ein niedriger Tisch und fünf noch niedrigere Stühle darauf gestellt. Shigeru, Shukin, Reito, Horace und George saßen um den Tisch. Ein Dienstbote stellte einige Kannen mit grünem Tee und kleine Porzellanschalen vor sie. Horace nippte dankbar am Tee. Er war seiner Meinung nach nicht so gut wie Kaffee, doch bei diesem Wetter war jedes warme Getränk willkommen.
    Ein Windstoß rüttelte an den Segeltuchwänden des Zeltes und der erste Regen prasselte herunter.
    »Nach Norden«, sagte Shukin. »Wir müssen zurück nach Norden.«
    »Das ist naheliegend, da Arisaka und seine Armee im Süden sind«, sagte Horace. »Aber gibt es noch irgendeinen anderen Vorteil im Norden? Habt Ihr dort Verbündete – Klans, mit denen Ihr verhandeln könntet, um mit ihnen gemeinsam Arisaka gegenüberzutreten?«
    Shigeru schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Senshi-Klans im Norden«, antwortete er. »Dort leben nur die Kikori und die sind keine Krieger.«
    Seine beiden Landsleute nickten zustimmend. Aber Horace wollte sich damit nicht zufriedengeben. »Wer sind die Kikori?«
    »Waldarbeiter und Zimmersleute«, erklärte George ihm. »Sie arbeiten in den hohen Nutzwäldern in den Bergen. Ihre Dörfer sind weit verstreut.«
    »Waldarbeiter sind gesund und stark und im Besitz von Äxten«, sagte Horace. »Und sie wissen sie zu gebrauchen. Können wir sie nicht als Soldaten rekrutieren? Würden sie für Euch kämpfen, Eure Exzellenz?«
    Shigeru und Shukin tauschten Blicke aus und der Kaiser schüttelte den Kopf.
    »Das würden sie. Sie sind mir sehr ergeben. Aber ich möchte sie nicht darum bitten. Sie sind keine ausgebildeten Krieger, Or’ss-san. Arisakas Männer würden sie niedermetzeln. Ich kann sie nicht bitten zu kämpfen, wenn keine Hoffnung besteht zu gewinnen.«
    George beugte sich vor und zupfte an Horace’ Ärmel. Leise sagte er: »Da ist noch etwas, Horace. Die Kikori würden vielleicht kämpfen, aber sie würden nicht davon ausgehen, überhaupt eine Chance gegen die Senshi zu haben. Sie glauben, dass sie kein Recht haben, gegen sie zu kämpfen.«
    »Kein Recht? Was meinst du damit? Natürlich haben sie …«
    »Das ist eine Frage der Einstellung. Jahrhundertelang haben sie geglaubt, dass sie den Senshi unterlegen sind. Shigeru-san versucht, genau das zu ändern, doch es wird lange dauern, bis sie so weit sind. So wie die Senshi in dem Glauben erzogen wurden, dass sie anderen Klassen überlegen sind, glauben die Kikori, dass die Senshi ihnen überlegen sind. Sie werden notfalls gegen sie in den Kampf ziehen, jedoch in der Erwartung, zu verlieren.«
    »Das ist ja verrückt«, sagte Horace.
    »Du bist Soldat, Horace. Würdest du eine Armee in die Schlacht führen, wenn die Männer von vorneherein mit einer Niederlage rechnen? Wenn sie sogar glauben, sie hätten gar kein Recht zu gewinnen?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Horace’ Schultern sanken nach vorn. Einen Augenblick lang hatte er gedacht, er hätte eine Lösung des Problems gefunden, doch George hatte recht. Eine Armee, die glaubte, zur Niederlage bestimmt zu sein, würde auf jeden Fall in ihren Tod marschieren.
    »Es gibt noch die Hasanu«, sagte Shukin nachdenklich. »Und Marschall Nimatsu ist ein ehrenwerter Mann. Er würde gewiss nicht gegen seinen Treueeid verstoßen.«
    »Die Hasanu sind Krieger«, sagte Shigeru. »Aber sie leben sehr weit im Norden hinter einer unwegsamen Bergkette. Es würde Wochen, sogar Monate dauern, um sie zu erreichen. Und ich habe keine Ahnung, wie sie sich verhalten würden. Es sind eigenartige Menschen.«
    »Wenn sie überhaupt Menschen sind«, warf Reito ein.
    Shigeru warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Hänge nicht einem alten Aberglauben an, Reito«, sagte er. »Die Hasanu sind vielleicht, sagen wir … ungewöhnlich. Aber natürlich sind sie Menschen.«
    »Wer sind die Hasanu?«, fragte Horace seinen Freund leise. »Ein weiterer Klan?«
    George schüttelte ratlos Kopf. »Ich habe noch nie von ihnen gehört. Sie gehören jedenfalls nicht zu den Klans. Ich bin mir sicher, dass ich die alle kenne.«
    Bevor sie weiterreden konnten, ergriff Shukin entschlossen das Wort.
    »Egal, was wir tun, unser erster Schritt muss es sein, den Kaiser in Sicherheit zu bringen. Wir müssen uns in die Berge im Norden zurückziehen.

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