Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
Wir werden die Kikori nicht bitten zu kämpfen, aber sie werden uns vor Arisaka verstecken.«
Shigeru nickte zustimmend. »Das ist zwar keine sehr ruhmreiche Handlungsweise, aber gewiss ratsam und klug«, sagte er. »Wenn wir Arisakas Männer für ein, zwei Monate aus dem Weg gehen können, wird der Winter da sein und das Wetter wird uns Schutz bieten.«
»Es gibt noch das Fort in Ran-Koshi«, schlug Reito vor, woraufhin der Kaiser und sein Vetter ihn verblüfft ansahen.
»Ran-Koshi?«, wiederholte Shukin. »Ich dachte immer, das sei ein Mythos.«
Reito schüttelte den Kopf. »Das denken viele. Aber ich bin überzeugt, dass es existiert. Das Problem wird nur sein, es zu finden.«
»Was ist das für ein Fort?«, fragte Horace.
»Ran-Koshi ist ein Fort, von dem in einer alten Volkssage erzählt wird«, erklärte Shigeru. »Deshalb bezweifelt Shukin auch dessen Existenz. Es soll sich hoch oben in den Bergen befinden, in einem verborgenen Tal. Vor vielen Hundert Jahren gab es einen Bürgerkrieg über die rechtmäßige Thronfolge.«
»Nicht viel anders als heute, wenn man es genau betrachtet«, sagte Shukin grimmig, und der Kaiser sah ihn nachdenklich an.
»Ganz recht«, bestätigte er und wandte sich dann wieder an die beiden Araluaner. »Der Sieger nutzte Ran-Koshi als Machtzentrale. Es hieß, es sei ein uneinnehmbares Fort, mit dicken Mauern und einem tiefen Graben.«
»Klingt ganz nach einem Ort, den wir jetzt brauchen könnten«, sagte Horace.
Shigeru nickte nachdenklich. »Es ist mittlerweile wahr scheinlich halb verfallen«, sagte er. »Vorausgesetzt, es exis tiert.«
»Wenn es existiert, dann gibt es auch Leute, die wissen, wo es ist«, sagte Reito. »Die Kikori! Sie sind dort seit Generationen zugange und haben Pfade gebaut, um Baumstämme in die Täler zu bringen. Sie kennen jeden Fußbreit der nördlichen Berge.«
Warum haben sie dann nie über das Fort gesprochen?«, fragte Shukin.
Shigeru neigte den Kopf zu seinem Vetter. »Weshalb sollten sie? Über die Jahre hatten die Kikori wenig Grund, die herrschende Klasse dieses Landes zu lieben. Wenn sie das Geheimnis tatsächlich kennen, werden sie nicht ausgerechnet den Senshi davon erzählen. Sie werden nicht gegen die Kaste der Krieger kämpfen, aber es gibt auch keinen Grund, weshalb sie ihnen helfen sollten.«
»Das nenn ich vernünftig«, meinte Horace. »Also müssen wir nur nach Norden zu den Kikori und in dem geheimnisvollen Fort Zuflucht suchen?«
Shigeru nickte gut gelaunt. Nach seinem ersten Schock über die Neuigkeiten von Arisakas Verrat hatte er fast schon wieder zu seiner üblichen Gelassenheit zurückgefunden.
»Vielleicht sollten wir einen Schritt nach dem anderen machen, Or’ss-san«, sagte er. »Und das heißt, wir sollten zunächst einmal Arisaka aus dem Weg gehen. Daher bin auch ich der Ansicht, dass wir nach Norden müssen. Aber ich fürchte, Ihr werdet nicht mit uns kommen.«
Horace öffnete den Mund, um zu wiedersprechen, da spürte er George’ Hand auf dem Arm und hielt inne.
»Wir sind auf einer diplomatischen Reise, Horace«, erinnerte George ihn leise. »Wir haben kein Recht, uns in die inneren Angelegenheiten der Nihon-Jan einzumischen.«
Horace schwieg. Als er von Arisakas Aufstand erfahren hatte, wollte er natürlich sofort dem Kaiser helfen, um den verräterischen Rädelsführer zu besiegen. Jetzt wurde ihm klar, dass er dazu kein Recht hatte. Er setzte sich verwirrt zurück. Shigeru spürte seinen inneren Widerstreit und schenkte Horace ein trauriges kleines Lächeln.
»George-san hat recht. Dies ist nicht Eure Schlacht. Ihr seid Beobachter in unserem Land, und genau wie ich die Kikori nicht bitten kann zu kämpfen, kann ich auch nicht erwarten, dass Ihr für mich Euer Leben aufs Spiel setzt. Ihr solltet in Euer Land zurückkehren.«
»Es wäre klug, wenn Or’ss-san und George-san Arisakas Männer meiden«, warf Shukin ein. »Ich fürchte, die Shimonseki haben derzeit keinen Sinn für die Feinheiten der Diplomatie.«
Shigeru sah seinen Vetter an. Shukin hat recht, dachte er. Arisakas Männer hatten heißes Blut. Sie wären hochmütig und streitlustig und sie wussten, dass Horace ein Freund des Kaisers war. Am besten, man vermied von vornherein jeden Konflikt.
»Nördlich von hier führt ein Weg nach Iwanai«, sagte er. »Er ist nicht so breit wie die Hauptstraße, im Grunde genommen ist es nur ein Bergpfad. Ich denke, es ist besser, wenn Ihr diese Route nehmt. Vielleicht begleitet Ihr uns noch ein Stück
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