Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
Tagesmarsch!«, wiederholte Shukin hörbar besorgt. Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Wie können sie nur so schnell vorankommen?«
Diesmal antwortete der andere Kundschafter. »Arisaka treibt sie hart an, Exzellenz«, sagte er. »Er ist entschlossen, Kaiser Shigeru einzuholen.«
»Seine Männer werden ihm das nicht danken«, sagte Horace nachdenklich, doch Shukin winkte ab.
»Sie sind daran gewöhnt, dass er sich nicht um ihr Wohlbefinden kümmert.« Er sah die Kundschafter fragend an. »Wo sind eure beiden Kameraden?«
»Sie sind zurückgeblieben, um Arisaka zu beobachten«, erklärten sie. »Wenn er sich so weit nähert, dass er etwa einen halben Tagesmarsch von uns entfernt ist, werden sie kommen, um uns zu warnen.«
»Bei der Geschwindigkeit, mit der er näher kommt, dürfte das irgendwann morgen Abend sein«, sagte Shukin nachdenklich. Er rollte die Karte des Gebirgszugs auf, die er und Toru gezeichnet hatten, und betrachtete sie nachdenklich. Arisaka war einen Tagesmarsch von ihrer gegenwärtigen Position entfernt. Wenn sie jetzt weitermarschierten und keine Pause mehr einlegten, dann konnten sie etwas Zeit gutmachen, aber dennoch würde er viel zu schnell näher rücken.
Er blickte wieder auf und nickte den Kundschaftern zu.
»Vielen Dank an euch beide. Ihr habt eure Sache gut gemacht. Jetzt geht und lasst euch warme Kleidung geben und ruht euch noch etwas aus. Wir müssen bald wieder losmarschieren.«
Die Späher verbeugten sich und wandten sich zum Gehen, da rief er sie noch einmal zurück.
»Gebt Toru Bescheid, dass er hierherkommen soll, ja?«, sagte er.
Horace und Shigeru sagten nichts, während Shukin die grob gezeichnete Karte betrachtete und dabei nachdenklich gegen sein Kinn trommelte. Ein paar Minuten später kam Toru zu ihnen.
»Ihr habt nach mir geschickt, mein Herr Shukin?«
»Ja. Ja. Keine Formalitäten, bitte«, sagte Shukin und winkte bei Torus formellen Verbeugungen ab. »Setz dich hierher.«
Der Kikori ging in die Kniehocke. Horace schüttelte den Kopf. Er konnte in dieser Stellung nur wenige Minuten bleiben, dann protestierten seine Knie und Oberschenkel. Die Einheimischen konnten stundenlang in dieser Stellung ausharren.
»Ariska ist einen Tagesmarsch von diesem Punkt entfernt«, erklärte Shukin. Er zeigte keinerlei Gefühlsregung bei dieser Nachricht. »Bei der Geschwindigkeit, mit der er aufholt, haben wir wahrscheinlich noch eineinhalb Tage Zeit. Vielleicht zwei Tage, wenn wir so schnell marschieren, wie wir nur können.«
Er machte eine Pause, um Toru etwas Zeit zu geben.
»Wie lange, glaubst du, wird es dauern, bis wir Ran-Koshi erreichen?«
Der Kikori hob den Blick und sah Shukin in die Augen. »Bei unserer derzeitigen Geschwindigkeit mindestens vier Tage.«
Shukins Schultern sanken nach unten. Er hatte die Antwort erwartet, aber wider besseres Wissen gehofft, dass Toru erfreulichere Nachrichten für ihn hätte.
»Dann müssen wir einen Weg finden, um ihn irgendwie aufzuhalten«, sagte Shukin nach einem Moment des Nachdenkens.
Torus Gesicht erhellte sich und er griff nach der Karte, drehte sie zu sich und betrachtete sie. Dann deutete er mit dem Zeigefinger auf eine Stelle.
»Hier, mein Herr«, sagte er. »Diese Schlucht ist unpassierbar, außer über eine einfache Fußbrücke. Wenn wir die zerstören, wird Arisaka einen langen Umweg machen müssen … diesen Bergrücken entlang … einen anderen hinab und dann durch dieses schmale Tal.« Er zeigte mit ausladender Geste eine lange Kurve auf die Karte. »Das wird ihn mindestens zwei Wochen kosten.«
Shukin nickte zufrieden. »Ausgezeichnet. Wir werden diese Brücke zerstören. Wann werden wir sie erreichen?«
Torus Gesicht fiel in sich zusammen, als ihm die bittere Erkenntnis kam. »Mein Herr, die Brücke ist zwei Tagesmärsche entfernt. Arisaka wird uns wohl noch vorher einholen.«
Es herrschte Schweigen, dann nahm Shukin die Karte, rollte sie zusammen und steckte sie wieder in die Lederhülse, die sie vor der Witterung schützte.
»Dann werden wir wohl unterwegs noch etwas Zeit kaufen müssen«, sagte er.
Einundzwanzig
A ls das Schiff sanft auf einer langen, glasigen Welle dahinglitt, sahen sie die Westküste von Nihon-Ja vor sich liegen. Gleich hinter dem flachen Küstenstreifen zogen sich stark bewaldete Hügel entlang, die in eine Bergkette übergingen, deren Spitzen bereits von Schnee bedeckt waren und immer wieder von Wolken verborgen wurden, die der Wind über den Himmel trieb.
Was für
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