Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
Hals und umarmte ihn so fest, dass er kaum noch Luft bekam. Zwei der Männer, die bei den Fremden Wache gehalten hatten, wollten sie wegziehen, aber Horace hielt sie mit einer Handbewegung zurück. Er genoss es sehr, dass Evanlyn ihn so umarmte.
»Schon gut«, sagte er. »Das sind Freunde von mir.« Zögernd löste er sich aus Evanlyns Umarmung, und freute sich, weil sie bei ihm blieb und ihren Arm besitzergreifend um seine Taille legte. Er grinste Walt, Will und Alyss an, als auch sie nun ihren alten Freund in der Kleidung eines Einheimischen erkannten.
»Ich habe keine Ahnung, wie ihr alle hierher gekommen seid«, sagte Horace. »Aber ich bin wirklich heilfroh, dass ihr da seid!«
Die Kikori waren zwar immer noch verblüfft, merkten nun aber, dass die Fremden keine Gefahr darstellten, und traten beiseite, während die drei Araluaner auf Horace zugingen, um ihm auf den Rücken zu klopfen – das galt zumindest für Will und Walt – oder ihn, wie Alyss, zu umarmen. Evanlyn löste ihren Griff um Horace’ Taille immer noch nicht, und als Alyss’ Umarmung für ihren Geschmack lange genug gedauert hatte, zog sie ihn von Alyss weg.
Im ersten Moment sprachen alle durcheinander. Dann bemerkte Horace die fünfte Person, die etwas weiter weg stand.
»Selethen?«, fragte er überrascht.
Der Arridi tat einen Schritt nach vorn und vollführte die anmutige Grußbewegung zum Mund, zur Stirn und wieder zum Mund.
»Horace«, sagte er, und ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht. »Wie gut Euch wohlbehalten wiederzusehen. Wir haben uns alle Sorgen gemacht.«
»Aber …« Horace blickte in die vertrauten Gesichter. »Wie seid ihr hierher …?« Er kam nicht mehr dazu weiterzusprechen, denn Will setzte bereits an, um die Sache aufzuklären. Aber wie so oft vergrößerte er die Verwirrung nur noch.
»Wir waren alle wegen eines Abkommens in Toscano«, begann er und verbesserte sich gleich darauf: »Na ja, Evanlyn nicht. Sie kam erst später. Aber als sie dann kam, berichtete sie, dass du vermisst wirst, also sind wir alle an Bord von Gundars Schiff gegangen – das solltest du mal sehen. Es hat ein neues Segel, mit dem man gegen den Wind segeln kann. Aber egal, das ist nicht wichtig. Kurz bevor wir lossegelten, hat Selethen sich dazu entschlossen mitzukommen – immerhin bist du …«
Er kam nicht weiter. Walt hatte die wachsende Verständnislosigkeit auf Horace’ Gesicht gesehen und die Hand gehoben, um Wills Redestrom aufzuhalten.
»Halt, halt, halt! Eins nach dem anderen, ja? Horace, gibt es irgendwo einen Platz, wo wir uns unterhalten können? Wir sollten uns zusammensetzen und alles in Ruhe besprechen.«
»Gute Idee, Walt«, sagte Horace erleichtert.
Will schwieg verlegen, weil wieder einmal seine Zunge mit ihm durchgegangen war. »Na gut, wir sind jedenfalls hier«, murmelte er vor sich hin. Doch dann grinste er beim Anblick seines besten Freundes vor Freude.
Horace stellte seine Freunde Reito vor, der sich auf die Art der Nihon-Jan vor jedem verbeugte. Die Araluaner verbeugten sich ebenfalls. Horace, der inzwischen mit den örtlichen Sitten vertrauter war, sah, dass sie sich noch ein wenig unsicher und steif verhielten. Selethen war der Einzige, der die Aufgabe elegant meisterte und die Verbeugung mit der Grußgeste der Arridi verband. Dann stellte Horace sie alle auf einmal den anderen Nihon-Jan vor. Die Kikori und Senshi verbeugten sich alle und die Neuankömmlinge erwiderten den Gruß.
»In diesem Land muss man sich andauernd verbeugen«, sagte Will aus dem Mundwinkel.
»Gewöhn dich daran«, antwortete Horace fröhlich. Die Erleichterung, die er beim Anblick seiner Freunde verspürte, war überwältigend, nicht zuletzt, weil er langsam das Gefühl bekommen hatte, der ganzen Sache nicht mehr gewachsen zu sein.
Die Nihon-Jan wussten nun, dass die Neuankömmlinge keine Gefahr darstellten, und widmeten sich wieder ihren Aufgaben.
»Wir können zum Reden in meine Hütte gehen«, schlug Horace vor. »Reito-san, würdet Ihr den Kaiser fragen, ob er uns in einer halben Stunde empfängt? Ich würde ihm gern meine Freunde vorstellen.«
»Natürlich, Kurokuma «, antwortete Reito. Er verbeugte sich kurz und eilte davon. Horace erwiderte die Verbeugung automatisch.
Will ahmte die Verbeugung im Ansatz nach, unsicher, ob das von ihm erwartet wurde oder nicht. »Verbeugt sich hier jeder vor jedem?«, fragte er.
»So könnte man sagen«, antwortete Horace.
Die aus einem Zimmer bestehende Hütte, die Horace
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