Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
in einer gefährlichen Welt, und sowohl Evanlyn als auch Alyss haben beschlossen, mehr zu tun als nur dazusitzen und tatenlos uns Männern zuzusehen. Sie wollen nicht nur Zuschauer sein. Sie sind mutig, abenteuerlustig und einfallsreich. Deshalb mögt ihr sie ja auch. Sie passen in das Leben, das ihr für euch selbst gewählt habt. Wenn ihr ein paar alberne, eitle Mädchen wolltet, die nur Tratsch und Näharbeit im Sinn haben, dann gäbe es dafür andere. Aber ich bezweifle, dass die euch interessieren.«
Er machte eine Pause und ließ seine Worte wirken. Langsam nickten Will und Horace. Walt selbst hatte sich vor vielen Jahren mit diesen Dingen auseinandersetzen müssen, als er sich in Lady Pauline verliebte, deren Pflichten als Kurier unweigerlich zu gefährlichen Unternehmungen führten. Er hatte darauf vertraut, dass sie auf sich selbst aufpassen konnte, so wie sie auch auf seine Fähigkeiten vertraute.
»Also, was Selethen gesagt hat, stimmt. Wir werden tatsächlich im Frühling Hilfe benötigen. Wir können nicht einfach hinter den Palisaden in Deckung bleiben und darauf warten, dass Arisaka abzieht. Und die einzig mögliche Hilfe befindet sich auf der anderen Seite des Sees, bei den Hasanu. Richtig, Shigeru-san?«
Der Kaiser nickte. Er war der Unterhaltung mit großem Interesse gefolgt. Die Abende, die er im Gespräch mit Evanlyn verbracht hatte, hatten ihm gezeigt, dass er es mit einer jungen Dame von bemerkenswertem Mut und großer Entschlossenheit zu tun hatte. Und sie war darüber hinaus sehr klug und konnte sich gut ausdrücken, was auch nötig war, wenn sie seine Bitte um Hilfe an Nimatsu überbringen wollte.
»Nimatsu ist der Einzige, der uns helfen könnte, Arisaka zu besiegen«, sagte er.
»Deshalb ist es auch sinnvoll, dass Evanlyn und Alyss ihn um Hilfe bitten«, schloss Walt mit einem vielsagenden Blick auf die beiden jungen Männer.
»Ich weiß das alles«, erwiderte Horace. »Aber ich kann einfach nicht anders, als das Gefühl zu haben …«
Er kam nicht weiter, denn Alyss unterbrach ihn sofort.
»Hör auf, Gefühle zu haben, Horace, und fang an zu denken! Sehen wir den Tatsachen ins Auge. Wenn es zum Kampf kommt, seid ihr uns gegenüber im Vorteil, denn ihr Männer seid nun mal körperlich stärker als wir. Das liegt in der Natur der Sache und körperliche Stärke spielt im Nahkampf eine große Rolle. Ich könnte meine Fähigkeiten mit dem Säbel so lange verbessern, bis ich blau anlaufe. Aber selbst wenn ich genauso schnell und gekonnt kämpfen könnte wie du, Horace, wärst du immer noch stärker als ich. So sind die Dinge nun mal. Und ich weiß, Evanlyn könnte vielleicht sogar ein Dutzend Feinde mit ihrer Schleuder außer Gefecht setzen. Aber im Nahkampf wäre sie in ernsten Schwierigkeiten.«
»Dies ist unsere Chance, zum Ausgang dieser Auseinandersetzung etwas Wichtiges beizusteuern!«, sagte Evanlyn eindringlich.
Es herrschte Schweigen, während Horace und Will mit sich kämpften. Tief im Inneren wussten sie, dass Walt und die Mädchen recht hatten. Der Plan war logisch und gut durchdacht. Es war nur …
»Ich werde mir Sorgen machen«, sagte Will und sah Alyss in die Augen. Sie lächelte ihn an und nahm seine Hand.
»Natürlich wirst du das. Das finde ich auch richtig. Genau wie ich mir Sorgen um dich mache, wenn du hier eingekesselt bist, während Hunderte von Arisakas Männern nach deinem Blut lechzen. Genauso wie ich mir Sorgen gemacht habe, als du in Hibernia oder Arrida unterwegs warst. Oder auf jeder anderen Mission. Aber ich habe nie versucht, dich von deinen Plänen abzuhalten, oder?«
»Nein«, gab Will zögernd zu. »Aber …«
Alyss hob warnend den Finger. »Jetzt sag bloß nicht, das wäre etwas anderes.« Sofort schloss Will den Mund.
Selethen lachte kurz auf und sie sahen alle zu ihm.
»Ein guter Taktiker weiß immer, wann eine Position nicht zu halten ist und er den Rückzug antreten muss, Will«, sagte er. Der junge Waldläufer grinste zögernd.
»Und was ist mit dir, Horace?«, fragte Evanlyn. »Wirst du dir auch um mich Sorgen machen?«
Horace lief knallrot an und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen, ohne sie anzusehen.
»Ähm … na ja … klar. Und natürlich auch um Alyss. Um euch beide. Ich mache mir um euch beide Sorgen.«
Evanlyn drehte sich zu den anderen und zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, das ist alles, was ein Mädchen von einem starken, schweigsamen Mann wie ihm erwarten kann.«
»Wie schön, dass nun alles geklärt
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