Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
ist«, sagte Walt. »Und nun zu den Einzelheiten. Wann wollt ihr los?«
»Wir dachten an morgen«, sagte Evanlyn, und Alyss nickte.
»Morgen!«, riefen Will und Horace überrascht aus. »Ich meine, ist das nicht etwas überstürzt? Warum so bald?«, fügte Will kleinlaut hinzu.
Alyss zuckte mit den Schultern. »Warum noch warten? Das Wetter wird nur schlechter werden. Je früher wir gehen, desto früher sind wir wieder hier.«
»Das stimmt wahrscheinlich. Aber … morgen?« Bisher hatten sie lediglich über den Plan der Mädchen gesprochen. Nun wurde die ganze Sache rasend schnell Wirklichkeit.
Walt legte seine Hand auf Wills Schulter. »Daran gewöhnst du dich besser, Will. Du hast es nämlich mit einem Kurier zu tun.« Er machte eine Pause und schloss dann Evanlyn mit ein. »Und mit einer halsbrecherisch wagemutigen Prinzessin …« Er schmunzelte, damit sie sich nicht etwa beleidigt fühlte. »Dies wird nicht das letzte Mal sein, dass sie auf eine gewagte Mission gehen.«
Einen Augenblick musterte er die beiden Mädchen. Wenn er ihre Abenteuer der Vergangenheit und ihr Verhalten unter schwierigsten Bedingungen in Betracht zog, war klar, dass sie ein gutes Gespann abgäben. Und wenn sie endlich die immer noch vorhandene Rivalität zwischen sich überwanden, dann waren sie grandios. Vielleicht würde diese Reise ihnen dabei helfen.
»Ich werde einen Brief an den ehrenwerten Nimatsu schreiben, den ihr ihm überbringen könnt«, sagte Shigeru. »Und heute Abend bitte ich meine Diener, ein angemessenes Abschiedsmahl für Euch zuzubereiten.«
»Klingt gut«, sagte Evanlyn fröhlich. »Was wird es geben?«
Shigeru lächelte sie an. »Die gleichen mageren Rationen wie jeden Abend«, antwortete er. »Aber heute wird der Tisch festlich gedeckt sein.«
Walt sah sich unter den Umstehenden um, zufrieden, dass die Angelegenheit nun geregelt war. Allerdings gab es da noch etwas, was ihn schon länger beschäftigte. Er fing Selethens Blick auf. Der Wakir sah das Aufblitzen in Walts Augen und lächelte, denn er konnte sich schon denken, was kommen würde.
»Also dann morgen«, bestätigte Walt noch einmal. »Doch bevor Alyss und Evanlyn aufbrechen, möchten wir gewiss alle sehen, was Selethen und Will während der letzten Wochen Geheimnisvolles getrieben haben.«
Fünfunddreißig
E s ist eigentlich noch zu früh, um das zu zeigen«, entschuldigte sich Will, als er die anderen in eine abgelegene Ecke des Tals führte. »Bis jetzt haben wir nur Ausrüstung für zehn Männer, die anderen müssen sich für die Ausbildung und zum Üben abwechseln.«
»Welche Ausbildung?«, fragte Evanlyn neugierig, aber Walt hob die Hand und bat sie um Geduld.
Sie durchquerten eine kleine Schlucht, die von Bäumen abgeschirmt wurde. Horace deutete auf eine Reihe von Reisigbündeln, jedes etwa in Mannesgröße, die aufgerichtet am anderen Ende der Schlucht standen. »Was sollen die darstellen?«
Will grinste ihn an. »Das ist der Feind.« Er blickte zu Selethen. »Möchtet Ihr von nun an übernehmen?«
Der Wakir hob abwehrend die Hände. »Es war nicht meine Idee. Ich helfe nur dabei.«
Will nickte, sammelte kurz seine Gedanken, dann fuhr er fort.
»Den Anstoß für diese Idee bekam ich, als ich die Kikori bei der Arbeit sah. Ihr Zusammenwirken als Gruppe war einfach beispielhaft.«
Shigeru nickte. »Das ist auch notwendig. Holzfällen ist eine gefährliche Arbeit.«
»Genau«, sagte Will. »Dann sagte jemand, ich glaube, es war Horace, dass die Senshi nach ihrer langjährigen Ausbildung im Einzelkampf fast unschlagbar wären. Dass sie im Kampf Mann gegen Mann grundsätzlich unseren araluanischen Kriegern überlegen wären.« Er blickte fragend zu Horace, der ebenfalls nickte.
Walt lehnte sich bequem gegen einen Felsen und verfolgte lächelnd die Ausführungen seines früheren Lehrlings. Er hatte eine gewisse Vermutung, wohin die Erklärungen führten, doch er wusste noch nicht, wie Will sein Ziel erreichen wollte.
»Na ja, da hat es bei mir irgendwie geklingelt. Etwas in der Art hatte ich schon einmal gehört. Es machte mich ein paar Tage ganz verrückt, dann fiel mir wieder ein, woran mich das erinnerte.« Er machte eine Pause, und Walt sah belustigt, wie die anderen sich unbewusst nach vorne beugten und darauf warteten, dass er das Rätsel auflöste. Will konnte der Versuchung nicht widerstehen, seine Erklärung möglichst spannend zu machen.
»Ich erinnerte mich daran, dass General Sapristi etwas ganz Ähnliches gesagt
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