Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)
gar nichts auf diesem Planeten. Er war ja noch nie bei Bewusstsein außerhalb dieses Raumes, oder wohl eher dieser Höhle, gewesen. Bordan konnte ihm zumindest einige Dinge beibringen und bestimmt würde er hier noch andere Menschen kennenlernen. So entschloss sich Pete, erst mal auf Bordan zu hören.
„Also gut“, sagte Pete langsam und nickte Bordan zu. „Was ist es denn genau, wofür ihr mich braucht? Du und dein Bruder sehen doch mehr als kräftig genug aus, was soll ich euch da helfen?“, sagte Pete und zeigte auf seinen im Vergleich zu Bordan noch schmalen Körper.
Bordan grinste breit, kam auf Pete zu und klopfte ihm kräftig auf den Rücken.
„Wusst’ ich’s doch. Wir werden vieles erleben, Pete. Wozu wir dich brauchen? Nun, du bist zwar jung und dadurch bist du kleiner und schmaler als wir. Aber wir wissen, dass du den Willen und die geistige Fähigkeiten deiner Eltern geerbt hast. Hinzu kommt, dass du unsagbar stark werden wirst. Du, Pete, wirst einmal ein unbesiegbarer Krieger.“
„Ich, ein Krieger?!“ Pete lachte nur höhnisch. Tief in sich drin wusste er aber, dass er schon immer diesen unbändigen Willen versteckt hielt. Gegen außen ließ er dies fast nie durchblicken, da er scheu war. Er wusste jedoch schon lange, dass viel mehr in ihm steckte. Ja, oft fürchtete er sich selbst vor diesen Gefühlen, die in ihm wüteten.
Bordan packte Pete fest mit beiden Händen an den Schultern und schaute ihm mit seinen dunklen Augen bedeutungsvoll an:
„Pete, du weißt tief in dir, dass mehr in dir steckt. Unsere Aufgabe ist es nur, es aus dir herauszuholen. Außerdem musst du verstehen: durch die Reise hierher, das heißt durch das Beamen, hast du mindestens doppelt so viel Kraft wie zuvor. Wir wissen nicht genau, warum dies so ist, aber es ist die Wahrheit. Du wirst sehen.“
Mit großem Interesse hörte sich Pete alles an. Inzwischen erstaunte ihn nichts mehr.
Er schaute sich im Raum um und sein Blick blieb auf Thobor hängen.
„Dann wollen wir mal sehen.“ Mit diesen Worten stand Pete blitzschnell neben dem immer noch schnarchenden Thobor. Er quetschte seine Arme unter dessen Beine und Rücken und versuchte mit aller Kraft, Thobor hochzuheben.
Zu seinem Entsetzen hob er Thobor, den Muskelprotz, tatsächlich einige Zentimeter hoch. Dessen Hintern blieb zwar noch auf der Pritsche, aber dennoch. Vor lauter Schreck ließ er Thobor zurück auf die Pritsche knallen und starrte diesen an. Thobor schnarchte friedlich weiter. Pete spürte eine Hand auf seiner Schulter, es war Bordan.
„Siehst du“, murmelte Bordan, „du bist jetzt schon stark. Wir werden dir zeigen, wie du deine Kräfte einsetzen kannst.“
Pete nickte und schaute immer noch etwas ungläubig auf Thobor. Soeben hatte er diesen Riesen fast hochgehoben.
Wow, ich habe wirklich dieses Muskelmonster beinahe hochgehoben. Die Kraft wird mir sicher nützlich sein, so barbarisch, wie die alle hier rumlaufen.
„Komm, Pete, es wird langsam Zeit, dass du hier mal rauskommst und dir deine neue Heimat ansiehst!“, sagte Bordan begeistert und machte sich auf den Weg hinaus.
Pete folgte Bordan dicht hinterher durch die Tür, einen kurzen Korridor entlang, der in die Felsen gehauen worden war, und schließlich hinaus ans Tageslicht. Bordan ging ein paar Schritte, streckte beide Arme aus, hob den Kopf zum Himmel und drehte sich langsam um zu Pete.
„Das, Pete, das ist Gonran!“, schrie er ihm entgegen. „Wir, die Gondraner, sind die Herrscher des Nordwaldes. Komm, schauen wir uns erst mal um. Wir sind hier an einem, sagen wir, Vorposten.“
Pete ließ seinen Blick erst mal über die Umgebung schweifen, um dann alles genauer zu betrachten. Sie standen vor dem Felsen mit dem hineingemeißelten Raum, in dem er sich ausgeruht hatte und in dem Thobor immer noch schnarchte. Davor befand sich eine kleine, leicht abfallende Lichtung voll mit grünem, saftigem Gras, Blumen und wilden Büschen und Sträuchern. Die Lichtung war umgeben von riesigen Bäumen, die weit in den Himmel ragten. Die Bäume waren dicker und höher als alle, die er auf der Erde jemals gesehen hatte. Ihr Grün war so kräftig, als kämen sie direkt aus einem Bilderbuch. Und dann die Luft; Pete atmete tief ein und spürte erst jetzt richtig, wie unglaublich frisch diese war und wie erquickend jeder Atemzug für seinen Körper war. Er roch Gras, Blumen und frisches Harz. Die Luft wirkte auf ihn unverbraucht.
Auf der Erde hatte er sich nie besonders für die Natur
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