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Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)

Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pauli
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einem Podest aus Stein, das mit goldglänzenden Ecken verziert war, einen Körper, der aufgebahrt dalag.
    „Vater!“, entfuhr es ihm.
    Sofort rannte er durch die Halle auf das Podest zu. Es war ihm egal, ob hier Tote lagen. Es war ihm egal, dass er hätte ruhig sein sollen. Alles, was er wollte, war, seinen Vater endlich einmal zu sehen.
    Und da lag er.
    Wenige Schritte vor ihm verlangsamte er sein Tempo und kam schließlich zu stehen. Sein Blick auf seinen Vater fokussiert, stand er da.
    Sein Vater lag so friedlich. Pete erkannte ihn umgehend. Seine Gesichtszüge waren noch immer dieselben, die er auf dem Foto und dem Medaillon gesehen hatte. Seine Hände waren auf seinem Bauch gefaltet und es schien fast so, als ob er nur ein kleines Nickerchen machte. Pete glaubte gar, ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel erkennen zu können. So friedlich lag er da, in dem weißen Kleid der Toten, wie ein Engel.
    Wie ein Engel. Wie ein Engel …
    Da fiel Pete auf die Knie und legte seinen Kopf auf die Brust seines Vaters. Wie sehr hatte er diesen Moment herbeigesehnt. Sein Vater fühlte sich kalt an.
    Warum musste dies so geschehen? Warum durfte er nicht wie alle anderen Kinder seinen lebenden Vater in die Arme schließen, mit ihm lachen und Freudentränen vergießen?
    „WARUM!!!???“, schrie er außer sich in die Halle. Er verlor jegliches Gefühl für seinen Körper. Es war, als ob er sich außerhalb seines Körpers befand. Dieser schrie den Schmerz, das Leiden und den Verlust seines Vaters aus ihm heraus.
    „WARUM DU!? Vater! Komm zurück! Vater! Ich bin es, dein Sohn …“ Er schluchzte elend vor sich in. Sein Gesicht vergrub er in den Tüchern, in die sein Vater eingekleidet war. Pete schaute zu ihm hoch. Sein Vater schien immer noch friedlich zu lächeln. So als ob nichts geschehen wäre.
    „Ich wollte dich doch kennenlernen. Mit dir zusammensein. Ich habe dich so vermisst, Vater. Warum habe ich dich nie sehen können? Warum wurde ich im Waisenhaus nie besucht? Was ist bloß mit uns geschehen??!“, sprudelte er unter Tränen heraus.
    Die Zeit schien stillzustehen. Für eine Stunde, die ihm wie die Ewigkeit vorkam, kniete Pete vor seinem toten, kalten Vater, seinen Kopf trauernd auf dessen Brust. Da spürte er eine Hand, die ihn vorsichtig auf seiner Schulter berührte. Er drehte sich um und erkannte unter dem Schleier der Tränen Xeron.
    „Dein Vater war ein guter Mann. Ein starker Krieger und vor allem war er mir und auch Tron ein treuer Freund. Ich hätte mir keinen besseren wünschen können.“ Dann legte er seine Stirn in Falten und schwieg. Pete schaute ihn mit einem tiefen Verlangen in seinen Augen an. Ein Verlangen, mehr zu wissen, mehr zu erfahren.
    Xeron nickte verständnisvoll und sagte: „Pete, es ist schon spät. Du brauchst Ruhe nach all der Anstrengung. Ich werde dir dein Gemach zeigen, wo du schlafen kannst. Und morgen werden wir ausführlich miteinander sprechen. Ist das in Ordnung für dich?“
    Noch nie in seinem ganzen Leben hatte ihn jemand so einfühlsam und respektvoll behandelt. Tränen der Dankbarkeit mischten sich mit Tränen der Trauer.
    Er nickte und brachte nur ein knappes: „Danke sehr, danke …“ hervor.
    Xeron packte ihn sanft unter seiner Schulter und half ihm aufzustehen. Pete ließ dabei seinen Vater keine Sekunde aus den Augen. Er zögerte und blieb stehen.
    „Pete, du kannst jederzeit wiederkommen. Wir können deinen Vater ohnehin erst später beerdigen wegen des Turnieres, das bald stattfindet. Er ist die nächsten Wochen hier. Unsere Priester haben ihm ein Serum gegeben, damit wir ihn länger aufbahren können.“
    Pete schaute Xeron kurz fragend an, aber sein Blick schweifte umgehend zu seinem Vater zurück. Er löste sich aus Xerons Griff, beugte sich über seinen Vater und küsste ihn auf die Stirn.
    „Gute Nacht, Dad“, sagte er liebevoll und strich ihm mit seinem Zeigefinger über die markanten Gesichtszüge, so wie er es immer im Waisenhaus getan hatte. Mit einem tiefen Seufzen wandte er sich ab und ging zu Xeron, der geduldig wartete.
    Dieser legte ihm einen Arm um seine schmalen Schultern und gemeinsam verließen sie, gefolgt von Tron, den Saal. Pete fiel erst jetzt auf, dass Tron sich im Saal immer in seiner Nähe aufgehalten hatte, aber er kam nie ganz nahe an ihn heran. Er wollte ihn wohl nicht stören.
    Die sind wirklich nett zu mir. Ohne bisher nur das Geringste zu verlangen.
    Diese Gedanken fühlten sich gut an und gaben seiner Seele etwas Halt, etwas

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