Die Chroniken von Gonran 1: Stärke oder Tod (German Edition)
in seinen Augen auch angebracht zu sein.
Der König räusperte sich und sagte mit einer tiefen, warmen Stimme: „Steht auf, General Tron, und auch du, Pete. Ich mag diese Förmlichkeiten gar nicht, obwohl ich dazu verdammt bin, mich damit ein Leben lang rumzuschlagen.“
Pete schaute vorsichtig zur Seite und versuchte unsicher, sich im gleichen Tempo wie Tron aufzurichten.
„Ich sagte doch, lassen wir die Förmlichkeiten und reden wir wie Menschen miteinander“, sagte der König nochmals, diesmal etwas erheitert.
„Tron, mein treuer General, Pete, schaut mich an.“
Beide taten, wie ihnen befohlen wurde.
Der König sah genau so aus, wie Pete sich einen römischen Kaiser immer vorgestellt hatte. Ein goldener Brustpanzer mit den nachgeformten Konturen der Brust- und Bauchmuskeln schützte ihn. Dieser wurde von einem blutroten Umhang umgeben, an dessen Schultern goldene Verzierungen angebracht waren. Sein Gesicht hatte sehr warme, aber auch harte Züge, die von Entschlossenheit und natürlicher Autorität zeugten. Zwei wachsame und tiefgründige Augen blickten ihn fröhlich an, die von der goldenen, mit Edelsteinen besetzten Krone und dem glänzenden grauen Haar umrahmt wurden.
Pete konnte sich nicht helfen – es kam ihm kitschig vor. Aber das Einzige, was er beim Anblick des Königs denken konnte, war: Was für ein netter Mann.
Der König fuhr fort: „Wie ich sehe, Tron, war eure Mission von Erfolg gekrönt. Meinen Glückwunsch.“
„Danke, mein König, es war mir eine Ehre …“
Dann wandte sich der König zu Pete: „Pete, lass mich dich im Namen aller Turioner in Tur willkommen heißen. Es freut mich zu sehen, dass du wohlbehalten bei uns angekommen bist.“ Xeron nickte Pete lächelnd zu.
Pete nickte unsicher zurück und sagte: „Es freut mich, hier zu sein, König.“
Die freundliche Art des Königs und seine ausgeprägten Gesichtszüge erinnerten ihn wieder, warum er eigentlich hier war. Verstohlen suchte er links und rechts nach einem Anzeichen von seinem Vater.
Der König lächelte ihn warm an und sagte: „Du hast bestimmt eine Menge Fragen und ich weiß auch, warum du hier zu uns gekommen bist. Tron hat dir dies schon gesagt, aber lass mich nochmals bestätigen: Du bist frei und kannst hier bleiben oder uns verlassen, wann immer du willst.“
Pete nickte und war sichtbar erleichtert, dies nochmals zu hören. Er sagte: „Danke, König … das ist sehr nett von Ihnen.“
„Nun denn, Pete, du hast bestimmt viele Fragen, die ich dir persönlich beantworten werde. Lass uns erst zu deinem toten Vater gehen.“
Bei den Worten blieb Pete fast das Herz stehen.
Es ist so weit! Endlich, endlich werde ich meinen Vater sehen! Die erste Freude wurde jedoch sofort von einer tiefen Traurigkeit überschattet. Sein Vater war tot.
Sie folgten König Xeron von einem Flur zum nächsten, eine Treppe hoch, dann wieder eine hinunter. Jeder Flur hatte für Pete eine gefühlte Länge von mindestens einer Erdumrundung. Er platzte fast vor Neugier, Freude und Trauer. Seine Knie zitterten, sein Herz schlug wie verrückt und er fühlte kalten Schweiß auf seinen Handoberflächen.
Es war so weit.
Sie standen vor einem Tor mit zwei Flügeln, das von zehn grimmigen Kriegern bewacht wurde. Als diese den König und sein Gefolge erblickten, bildeten sie rasch ein Spalier und präsentierten ihre Speere. Eiligst wurde das Tor geöffnet.
König Xeron nickte dem Befehlshaber der Truppe anerkennend zu, seufzte kurz und marschierte mit Tron und Pete durch das Tor. Kaum waren sie im Raum, wurde das Tor von den aufmerksamen Wachen mit einem lauten Krachen gleich wieder geschlossen und verriegelt.
Pete schaute sichtlich angespannt um sich. Sie waren von Hunderten, ja Tausenden Kerzen umgeben. Sein Blick raste im Raum von einer Ecke zur anderen im Versuch, seinen Vater ausfindig zu machen. Seine Augen hatten sich noch nicht an den düsteren Raum gewohnt. Er riss die Augen weit auf, um mehr erkennen zu können, aber die Farben und Lichter tanzten vor ihm. Dennoch ging er neben Xeron und Tron vorbei weiter in den Raum hinein. Seine Augen passten sich langsam dem Dunkel an und er erkannte nun, wie riesig der Raum war.
„Das ist die Ruhmeshalle. Nur legendäre Krieger werden hier aufgebahrt“, hörte er König Xeron sagen.
Die Stimme schien im weit entfernt, er wollte nur seinen Vater finden.
Und da war er.
Nachdem sich seine Augen endlich ans Dunkel gewöhnt hatten, erkannte er inmitten eines Meeres aus Kerzen auf
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