Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
Dann blieb er ruhig liegen und schaute mit einem siegessicheren Lächeln zu Torwak. Harlan legte seine Hand aufs Ohr und zeigte zur Patrouille. Torwak winkte ihn hektisch zurück. Aber Harlan gab nur ein Zeichen, dass er sich beruhigen solle. Schon lange hatte Harlan, der immer einer der Ängstlichsten war, Torwak erzählt, dass er eines Tages allen beweisen würde, was für ein mutiger Krieger er sei. Normalerweise war er eigentlich immer schlau und gerissen, aber diesmal schien ihm das Adrenalin den Verstand geraubt zu haben.
Es kam, wie es kommen musste.
Als sich Harlan wieder zu Torwak wandte und ihm zu deuten gab, dass er genug gehört hatte, geschah es. Über ihm tauchten zwei vollgerüstete kondranische Krieger auf. In dem Augenblick, als sie Harlan entdeckt hatten, zogen sie schon ihre Schwerter und alarmierten ihre Männer.
„Alarm! Turioner gleich hier in den Büschen!“, schrien etliche Soldaten durcheinander. Der Befehlshaber trat vor und schrie: „Schnappt sie euch! Lebend oder tot!“
Erstarrt vor Entsetzen starrte Torwak auf die Dinge, die direkt vor ihnen ihren Lauf nahmen. Da riss ihn Tron aus seiner Deckung hervor und mit den beiden turionischen Kriegern stürmten sie vor zu Harlan. Der lag noch immer starr wie eine Steinsäule am Boden und blinzelte ungläubig zu den Kondranern. Torwak riss ihn mit einer Hand auf die Beine, während Tron, mit gezücktem Schwert, sich in letzter Sekunde zwischen die Kondraner und Harlan stellte.
„Ich habe gesagt: ‚auf sie, Männer!‘“, wiederholte der Befehlshaber der Kondraner seinen Befehl schrill.
„Aber das ist doch, ist das nicht …“, stotterte der vorderste Kondraner, der Tron erkannt haben musste, und blieb erschrocken stehen. Die Schrecksekunde ausnutzend, riss Tron Harlan hinter sich her und rannte los. Torwak und die Krieger folgten ihnen, während sie immer wieder über die Schulter nach Verfolgern Ausschau hielten.
Natürlich ließen die Kondraner nicht lange auf sich warten. In Vierergruppen aufgeteilt verfolgten die sie auf breiter Front. Harlan stolperte steif vor Schreck hinter Tron her und ließ sich einfach mitzerren. Torwak schloss zu ihnen auf und schob seinen schweren Freund vor sich her, um Tron zu entlasten. Der schaute dankbar zu ihm und sagte: „Folge mir einfach … Wir müssen zu den Pferden …“
Sie umgingen eine Feuerwand nach der anderen geschickt und schnell. Steine, Glut und Asche übersprangen sie mit Leichtigkeit und hetzten durch Rauchschwaden voran. Tron rannte dabei äußerst zielgerichtet von einem Punkt zum nächsten, wobei er immer wieder die Baumstummel musterte, um sich zu orientieren. Es kam Torwak vor, als ob Tron den ganzen Weg Schritt für Schritt auswendig kannte. So, als ob man einen Film rückwärts laufen ließe
Sie sprangen durch das Feuer an genau derselben Stelle, an der Harlan zu ihnen gestoßen war. Von den beiden Kriegern, die Torwak bei der Ankunft angegriffen hatten und von ihm besiegt wurden, war nichts übrig geblieben. Die Feuerwand neben ihnen war heiß genug, um selbst ihre Knochen verdampfen zu lassen.
„Holt sie mir! Gondraner, Kondraner, Brüder! Bringt sie lebendig oder tot!“, durchdrang Raarons unverkennbare Stimme den Wald.
Torwak fuhr in sich zusammen, schaute zu Tron.
„Los, los, es ist nicht mehr weit! Die kommen bald!“, sagte Tron mit weit aufgerissenen Augen. Torwak wusste, dass sie im Falle eines Kampfes absolut keine Chance hatten. Zehn, ja selbst mit zwanzig Kriegern konnten sie es aufnehmen, aber niemals mit der ganzen, vereinten Armee Gondrans. Und zusätzlich hatten die nun das Biest und die Kondraner auf ihrer Seite. Wenn das bloß gut ging …
Auf der anderen Seite der Feuerwand angekommen, rannten sie ungestört weiter durch den rauchverseuchten Wald. Torwaks Herz raste wild, seine Lungen schmerzten, als ob sie bald zerbersten würden. Jeder Atemzug brachte mehr beißenden, kratzenden Rauch in seinen Körper.
„Da vorne!“, stieß Torwak zwischen hektischen Atemzügen heraus und deutete auf den Steinhaufen wenige Hundert Meter vor ihnen. Alle fünf rannten, so schnell sie nur konnten, hoffnungsvoll auf die Stelle zu, wo sie ihre Pferde angebunden hatten.
Bald ist es geschafft! Wenn wir die Pferde haben, sind wir die Fellknäuel los! Die weigern sich ja zu reiten …
Torwak überholte Tron, wobei ihm dessen erstaunter Gesichtsausdruck nicht entging. Er hielt sich an einem herausragenden Stein fest und schwang sich um die letzte Ecke.
Weitere Kostenlose Bücher