Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
und ausgebreiteten Armen auf sie zu. Torwak versuchte auszumachen, wer dies sein konnte. Kampfbereit hielt er sein Schwert in der Hand, bereit, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Auch Tron stand neben ihm, zu allem bereit.
„Alter Freund! Ich dachte, du kannst etwas Hilfe gebrauchen!“, sagte die Gestalt mit einer bekannten Stimme.
Fragend schaute Torwak zu Tron. Von dem wich sofort die Spannung, er ließ sein Schwert sinken und lachte erleichtert.
„Olayon! Schnell, wir müssen hier weg! Altes Haus, du …“, begann Tron unterbrach aber abrupt den Satz.
Olayon, der inzwischen wenige Meter vor ihnen stand, erstarrte in seinen Bewegungen. Langsam hob er den Kopf zum Himmel. Dann zuckte er nochmals zusammen. Nun konnte Torwak klar das Weiße in seinen Augen erkennen. Olayons Augen verdrehten sich, die Augäpfel verschwanden und übrig blieb nur das Weiße. Verkrampft hielt Olayon beide Arme ausgestreckt, um seinen Freund, Tron, zu empfangen. Der rannte entsetzt auf ihn zu.
Da zischte es knapp neben Torwaks Ohr. Und nochmals.
„Auf den Boden!“, schrie Harlan, der bereits die ganze Zeit dort lag. „Die schmeißen ihre Beile!“, fügte er haspelnd hinzu und deutete mit weit aufgerissenen Augen auf ein Beil, das vor seiner Nase im Boden steckte.
Torwak sprang zu Boden und robbte in Richtung Tron. In dem Moment verließ Olayon alle Kraft und er fiel vornüber in Trons Arme. Zwei der Beile hatten ihn im Rücken erwischt.
Tron sprach zu Olayon, der wie ein Kind in seinen Armen lag: „Olayon, warum?“
„Ich bin und bleibe Soldat von Tur. Für immer, mein alter Freund, für immer …“
Hilflos starrte Tron auf die beiden Beile im Rücken seines Freundes und erkannte sofort, dass für Olayon jede Hilfe zu spät kam.
„Für immer, mein Freund, für immer …“, sagte Tron und biss sich auf die Unterlippe. Seine Mundwinkel zuckten, eine Träne lief ihm über die Wange.
Torwak kam zu Tron, kniete neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Pass gut auf den jungen Krie – Krie – ger auf … Hörst du Tron? Er ist unsere Zu- Zu- kunft.“
Tron nickte hastig und wiegte Olayon, als ob er ihm damit sein dahinschwindendes Leben wiederschenken könnte.
„Für Tur, für Xeron, St- St-“, Olayon hustete, atmete stoßartig, flach. Er bäumte sich auf und stieß hervor: „Stärke oder Tod!“ Die letzte Luft verließ seine Lungen, der letzte Atem versiegte. Sein Körper fiel schlaff in Trons Arme und seine Augen schlossen sich. Für immer …
„Olayon, du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben …“, murmelte Tron tränenüberströmt.
Torwak hatte den besonnenen, überlegenen und starken General Tron noch nie derart emotional gesehen. Seine Gefühle hielt er normalerweise immer hinter seiner Autorität oder seinem Humor verborgen. Aber nicht heute.
Die Gondraner auf der anderen Seite des Feuers gaben Kriegsschreie von sich und ließen ein Beil nach dem anderen folgen, die von allen Richtungen gefährlich nahe zischend an ihnen vorbeiflogen.
Torwak schüttelte Tron sanft, aber bestimmt: „Wir müssen weg hier, Tron! Olayon wollte bestimmt nicht, dass wir alle hier sterben!“
Tron schaute ihn mit glasigen Augen an und nickte. Mit dem toten Olayon auf den Armen stand er auf, beugte sich vornüber und rannte los. Torwak folgte ihm und winkte Harlan zu, ihnen zu folgen. Der rappelte sich vom Boden hoch und stolperte mit wackeligen Beinen hinter Torwak her. Der Staub war nun durch Rauch von Olayons Feuerwand abgelöst worden und machte es ihnen abermals schwer, sich zu orientieren. Aber Tron rannte wie in Trance zielstrebig mit dem leblosen Körper seines alten Freundes voran.
Diesmal wurde das Geschrei der Gondraner tatsächlich mit jedem weiteren Schritt leiser. Völlig erschöpft gelangten sie endlich zum Ende des Waldes.
Das Ende der Todeszone, der Anfang des Lebens.
Tron hielt inne, schaute mit traurigen, aber bestimmten Augen zu Torwak, als ob er ihm sagen wollte: „Wir haben es geschafft.“
Torwak nickte nur und sie rannten weiter der Fährte ihrer Pferde entlang. Auf dem weiteren Weg hörten oder sahen sie nichts mehr von den Gondranern. Das Feuer schien sie tatsächlich aufgehalten oder gar abgeschreckt zu haben. Die entsetzlichen Schreie hallten immer noch in Torwaks Ohren. Sie mussten viele Männer in den Flammen verloren haben. Dies würde sie hoffentlich eine Zeit lang aufhalten. Aber ihre Wut wurde damit bestimmt nur noch mehr angestachelt. Sie mussten
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