Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
nach dem richtigen Schaltern und den richtigen Wörtern. „Anu`mb so'ga, bere drmo' siu.“ Die Magie strömte gemeinsam mit seinen Bewegungen aus seinen Fingerspitzen. An der Wand leuchteten jetzt giftgrüne Schriftzeichen auf, die langsam pulsierten. Snip atmete erleichtert auf. Nogg und Rabb konnten kommen. Sie waren reisefertig. Nach einigen Minuten, tauchten die Orks wieder auf. Auf ihre Rücken waren große Rucksäcke geschnallt. Augenblicklich schlossen sie sich dem Goblin an und folgten ihm in den hinteren Teil der Höhle. Mit Hilfe einer kleinen Lampe erleuchtete Snip den Weg für die drei. Zielstrebig steuerten sie auf ein Loch in der Wand zu und betraten einen Fluchttunnel. Die Lichter der Lampe tanzten gespenstisch über die dunklen Felswände. Es dauerte nicht lange und das Ende des Tunnels kam in Sicht. Ein heller Fleck verriet, dass sie bald Anlinns Faust verlassen haben würden. Und so geschah es auch. Durch das Gebüsch, das den Notausgang tarnte, brachen sie hindurch ins Freie.
Das Tageslicht blendete sie ein wenig, als sie nach draußen traten. Ein weites Hügelland erstreckte sich vor ihnen. Snip schaute sich kurz um. Im Nordosten erstreckte sich ein dichter Wald. Der bot ihnen mehr Schutz als das recht offene Hügelland. Also schulterten sie ihr Gepäck und machten sich schleunigst auf den Weg dorthin. Sie waren noch nicht sehr weit gekommen, als hinter ihnen ein gewaltiger Knall die Stille zerriss. Sofort wirbelten sie herum und schauten zurück auf Anlinns Faust. Steinbrocken flogen durch die Luft und prasselten auf den Felsen hernieder. Dann noch ein Knall. Kurz darauf ein dritter. Im Inneren des Felsens gerieten die Dinge in Bewegung. Große Felsbrocken brachen ab und stürzten in die Tiefe. Der Gang, durch den sie geflüchtet waren, stürzte in sich zusammen. Der Lärm war wirklich atemberaubend. Schließlich beruhigte sich der Berg. Dunkle Rauchschwaden und jede Menge Staub stiegen nun auf. Es schien fast, als hätten die Explosionen ihren Ursprung exakt dort gehabt, wo sich ihr Unterschlupf befand. Snip sah sich das Schauspiel einen Moment lang an und musste unwillkürlich grinsen. ‚Unterschätze nie einen Goblin! Vor allen dann, wenn er in die Enge getrieben wird.’
Kapitel 5
Barocha de la Cruz schaute sich ausgiebig um, während er vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte. Um ihn herum lag die Welt in Trümmern. Es roch nach Tod und verbranntem Fleisch. Die einfachen Hütten, die hier zuvor gestanden hatten, waren zertrümmert. Unter dem Felsbrocken, der vor ihm lag, schauten die Überreste eines Mannes hervor. Viel war nicht mehr von ihm übrig. Der Fels hatte ihn voll erwischt. Wie zerbrechlich wir Menschen doch sind, dachte er bei sich und strich ganz unwillkürlich über seinen schwarzen Schnurrbart.
Barocha de la Cruz war ein schlanker und hoch gewachsener Mann mit kantigen Gesichtszügen. Gekleidet in braune Hosen und ein dunkelrotes Wams, steckten seine Beine in edlen Reiterstiefeln. Ein mit Federn geschmückter Hut zierte seinen Kopf, ließ aber genügend Freiraum für sein lang wallendes schwarzes Haar. Ja er legte großen Wert auf sein Äußeres. Die stechenden grünen Augen musterten das Areal sehr genau. Er sog förmlich alles in sich auf. Barocha trug für gewöhnlich keine Waffen. Zumindest keine sichtbaren. Das unterschied ihn von den Soldaten, die ihn begleiteten und bis an die Zähne bewaffnet waren. Auch auf Rüstungen verzichtete er in aller Regel. So konnte er sich besser bewegen und ganz auf seine Kunst konzentrieren. Und die erwies sich regelmäßig als wahrhaft tödlich. Er dachte über den Goblin nach, den er jagen sollte. Ein Goblin! Das lag doch wohl weit unter seinem Niveau, eine wahre Zumutung! Aber sein Herr wollte es so. Und er wusste, dass es keinen Sinn machte, Lord Cedric zu widersprechen. Also hatte er sich auf den Weg gemacht, um die lästige Aufgabe schnell zu erledigen. Doch nun stellte sich heraus, dass diese kleine grüne Kreatur offenbar über mehr Fähigkeiten verfügte, als er angenommen hatte. Das gefiel Barocha. Ein Gegner, den zu jagen interessant sein würde. Vielleicht sogar eine echte Herausforderung – aber das würde sich noch zeigen müssen. Die Sache mit der Falle fand er schon mal nicht schlecht für den Anfang. Natürlich nichts, womit man einen Barocha de la Cruz aufs Kreuz legen konnte. Aber immerhin… Selbstverständlich hatte er mit irgendetwas in der Art gerechnet. Deshalb schickte er auch einen Teil seiner
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