Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
Weg schlängelte sind sachte und sanft dahin. Abrupte Wendungen gab es kaum. Und die grobe Richtung zeigte immer nach Osten. Snip wusste das mit absoluter Sicherheit, auch wenn er durch das Blätterdach den Himmel nicht sehen konnte und somit keine wirkliche Orientierung hatte. Dafür besaß der Goblin aber eine andere Hilfe. Immer wieder warf er einen Blick auf das kleine Holzkästchen, das er in der linken Hand hielt. Darin befand sich eine Art Zeiger aus Metall, der sich frei über einer runden Skala bewegte. Auf der Skala fanden sich die vier Himmelsrichtungen wieder. Auf dem Kästchen selbst saß eine kleine Glasplatte und verschloss es sicher. Snip hatte es vor einiger Zeit von einem Händler erworben, der es als „Kompass“ bezeichnete. Der Zeiger deutete auf mysteriöse Weise immer nach Norden – ganz egal, wie man das Kästen auch hielt oder drehte. Und wenn man wusste wo Norden war, dann konnte man auch die anderen Himmelsrichtungen bestimmen. Den Goblin faszinierte der Kompass von Anfang an. So etwas hatte er zuvor noch nicht gesehen. Und deshalb griff er auch bereitwillig tief in die Tasche, um ihn zu erwerben. Seine Begeisterung steigerte sich noch, als er feststellte, dass die sonderbare Fähigkeit des Kästchens nicht magischer Natur war. Er untersuchte es auf alle nur erdenkliche Arten. Doch er konnte beim besten Willen nichts Magisches daran finden. Und eben das machte den Kompass für ihn so wertvoll. Snip wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Weg zu. Seit mehr als drei Stunden ritten sie nun schon durch diesen Wald, aber sie hatten absolut niemanden getroffen. Das wunderte ihn; denn auf solch einem gut ausgebauten Weg hätte er schon den einen oder anderen Reisenden erwartet. Aber gut, das konnte auch Zufall sein. Noch während er darüber nachdachte, lenkte Nogg sein Pferd dichter an seines heran. Ohne ihn direkt anzuschauen flüsterte er im zu: „Schau nicht gleich auffällig dorthin, aber ich glaube, rechter Hand hinter den Büschen folgt uns jemand.“ Snip wollte instinktiv seinen Kopf drehen, konnte sich aber gerade noch beherrschen. Stattdessen tat er so, als musterte er oberflächlich die Gegend. Als seine Blicke die angesprochene Stelle erreichten, konnte er dort nichts entdecken. Keine Bewegung, die auf ein Wesen hindeutete, das sich dort versteckte. Dennoch nahm er die Warnung des Orks ernst. Nogg war nämlich ein ausgezeichneter Fährtensucher und konnte selbst die kleinsten Zeichen und Anhaltspunkte hervorragend deuten. Deshalb flüsterte er auch nur in Richtung des Orks: „Ich kann nichts sehen.“ Dieser nickte fast unmerklich. Dann herrschte für einige Momente Stille. Snip spürte eine große Anspannung in der Luft liegen. Und da plötzlich nahm er aus dem Augenwinkel heraus eine leichte Bewegung wahr. Einer der Büsche zitterte kurz auf. Das war nicht der Wind, sondern musste schon ein größeres Lebewesen sein. Nogg hatte also recht gehabt, und der Goblin empfand fast so etwas wie Stolz auf seinen Leibwächter. Im gleichen Moment gab er dem Ork ein kurzes Zeichen mit der Hand und augenblicklich gab der seinem Pferd die Sporen, so dass es einen großen Satz direkt auf die Büsche hin tat. Damit würde ihr Beobachter nicht rechnen. Aber offenbar hatte Snip sich geirrt. Noch während Noggs Pferd mitten im Sprung war, brach aus dem Unterholz eine Kreatur hervor und hastete mit einem mächtigen Satz nur wenige Meter vor ihnen quer über den Weg.
Es handelte sich um einen großen Wolf mit graubraunem zotteligem Fell. Viel größer als alle anderen Wölfe, die Snip bisher je zu Gesicht bekommen hatte. Wohl annähernd so groß wie sein Pferd. Auf dem Wolf saß eine Gestalt und hielt sich an den Zügeln fest, die am Kopfgeschirr des Wolfes befestigt waren. Die Gestalt selbst trug einen weiten Umhang aus Fell, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. So ließ sich unmöglich erkennen, um wen oder was es sich da eigentlich handelte. Snip und Rabb schauten verblüfft und total überrascht aus der Wäsche, während Nogg versuchte, sein Pferd zu zügeln und herumzureißen. Im nächsten Moment nahmen die drei auch schon die Verfolgung des Wolfsreiters auf. Vorneweg ritten die beiden Orks, der Goblin versuchte ihnen zu folgen, so gut es eben ging. Die Jagd ging schnell und wild. Die Bäume und Büsche rasten nur so an ihnen vorbei. Tiefhängende Äste peitschten auf die Reiter ein. Vögel flatterten erschreckt auf und brachten sich in den Baumkronen in Sicherheit. Erdklumpen und Steine wurden
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