Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
diesem Magier würde er sich gerne mal ausführlicher beschäftigen. Doch das musste warten. Im Moment galt seine Sorge den nahenden Insekten. Mit ein paar eleganten Gesten schrieb er Zeichen in die Luft. Dazu zitierte er eine magische Formel. Daraufhin begann die Luft vor ihm zu glimmen. Eine fast unsichtbare Barriere erschien und breitete sich nach rechts, links und oben aus. „Das sollte die Viecher für eine Weile aufhalten.“, sagte er zu sich selbst, drehte sich um und sprintete zu seinem Pferd. Kurz darauf ertönte das Geräusch von Hufen, die über den Waldboden galoppierten . Snip und seine Freunde hatten sich inzwischen wieder aufgerappelt. Unsicher schauten sie sich um. Vom Insektenschwarm konnten sie kein bisschen mehr sehen. Schritt für Schritt näherten sie sich dem Wald. Das Feuer brannte mittlerweile nicht mehr, was angesichts der Trockenheit der Bäume fast schon an ein Wunder grenzte. Überhaupt erschien ihnen das, was sie da gerade erlebten, zutiefst mysteriös, vielleicht handelte es sich sogar um eine Art von Magie. Voller Ehrfurcht und auch Dankbarkeit warf Snip einen kurzen Blick in Richtung auf den Hain. Dann stapfte er mit den anderen zusammen zurück zu ihrem Lager. Bevor sie sich um ihre Sachen kümmerten, stellten sie sicher, dass da nicht noch jemand oder etwas lauerte. Das Feuer hatte Rabbs Leichnam stark in Mitleidenschaft gezogen und einen Großteil seines Körpers verbrannt. Um die verbliebenen Überreste herum versammelten sich nun die drei restlichen Gefährten, um ihrem Kameraden und Freund die letzte Ehre zu erweisen. Sie gruben ein Loch in den Boden und legten vorsichtig Rabbs sterbliche Überreste hinein. Nogg drückte ihm noch seine Axt in die leblose Hand. Danach schütteten sie das Grab wieder zu. Für einen Moment herrschte andächtige Stille. Jeder dachte und erinnerte sich an all die Dinge, die er mit dem Ork verband. Auch Snip bildete da keine Ausnahme.
Der Mond stand schon eine Weile am Himmel. Zufrieden lief Snip durch den Wald. Kurz zuvor hatte er ein paar magische Gegenstände an einen Händler verkauft und ein gutes Geschäft dabei gemacht. Der Geldbeutel an seinem Gürtel fühlte sich schwer an. Und jetzt freute er sich auf ein paar Stunden Schlaf. Den Weg hatte er schon häufig beschritten, und so rechnete er nicht mit irgendwelchen Überraschungen. Doch plötzlich hörte er ein lautes Stöhnen. Sofort blieb er stehen und lauschte in die dunkle Nacht hinaus. Da ertönte es wieder. Vorsichtig ging er in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Bald erkannte er, dass sich in das Stöhnen auch ein Fluchen mischte. Und die Ausdrücke, die dabei verwendet wurden, konnten eigentlich nur von einem Ork stammen. Kurz darauf sah er dann die Bescherung. Ein Ork aus seinem Stamm war in eine Bärenfalle getreten und hing nun auf schmerzhafte Weise darin fest. Vorsichtig achtete der Goblin bei jedem Schritt auf den Boden vor sich. Vielleicht gab es noch weitere Fallen. Etwas weiter entdeckte er ein Loch im Boden. Als er dort ankam und hinab sah, stellte er fest, dass es sich auch hier um eine Falle handelte. Und zwar um eine der übelsten Sorte. Unten aus der Grube ragten hölzerne angespitzte Pfähle in die Höhe, die die Beute, die hineinfiel, aufspießen sollten. Ein weiterer Ork lag unten in der Grube. Zwei Pfähle hatten ihn seitlich erwischt. Von oben konnte Snip nicht erkennen, ob dieser Ork noch am Leben war. Deshalb ging er zunächst zu dem anderen. Unterwegs griff er sich einen langen und dicken Ast, den er als Hebel verwenden wollte. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, die Falle aufzustemmen und den Fuß zu befreien. Aus einem Tuch fertigte Snip einen provisorischen Verband, schmierte zuvor aber noch eine Salbe auf das verwundete Fußgelenk, die er aus den Tiefen seines Mantels gefischt hatte. Der Ork schaute ihn dankbar an.
Dann ging Snip zurück zur Fallgrube und band ein Seil an einen nahe stehenden Baum. Vorsichtig ließ er sich auf den Grund der Grube hinab und untersuchte den Ork. Seine Lebenszeichen waren schwach. Er hatte viel Blut verloren. Irgendwie mussten sie ihn schleunigst von den Pfählen befreien, die in seiner Seite steckten. Sonst würde er verbluten. Andererseits bestand die Gefahr, dass ihn solch eine Aktion sofort töten konnte. Snip überlegte einen Moment. Dann zog er ein Fläschchen aus der Tasche. Seit er es sich leisten konnte, trug er immer einen Heiltrank mit sich herum. Man wusste ja nie, was einem so widerfahren würde.
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