Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
keiner hat ihn bis jetzt ausprobiert. Und ich kann euch nicht garantieren, dass er auch wirklich funktioniert. Sollte es schief laufen, könnte das unser Ende bedeuten.“ „Nicht schon wieder Wasser!“, stöhnte Nogg klagend auf. Der Schiffbruch steckte ihm immer noch in den Knochen. Snip ignorierte ihn einfach. „Erklärt uns, was ihr meint!“, bat er den Menschen. „Die letzten beiden Jahre habe ich damit verbracht, ein Gefährt zu konstruieren, mit dem man ein Stück unter Wasser reisen kann. Damit könnten wir auf den Grund des Sees gelangen und dort nach einem Zugang zum Turm suchen. Wenn wir Glück haben, hat die eingeschlossene Luft in Verbindung mit der noch vorhandenen Magie den Tempel gegen eindringendes Wasser geschützt. Wir wären dann die ersten seit mehr als tausend Jahren, die einen Fuß in den Tempel setzen. Aber wie gesagt: das Gefährt habe ich noch nicht ausprobiert. Wenn wir unten sind und Wasser eindringt, könnten wir leicht ertrinken.“ Snip schaute kurz seine Gefährten an. Beide nickten, wenn auch zögerlich. „Also gut“, wendete er sich an den Forscher, „Wir sind zu dem Abenteuer bereit. Wann können wir starten?“
Zwei Stunden später standen sie allesamt am Ufer des Sees. Das Gefährt, von dem Dugginworth gesprochen hatte, entpuppte sich als eine längliche, vorne spitz zulaufende Metallkonstruktion auf sechs großen Holzrädern. Im oberen Teil befanden sich mehrere Glasscheiben. Seitlich konnte man durch eine Luke in den Kasten einsteigen. Drinnen wurde es sehr eng. Eine große Kurbel füllte das Zentrum aus. Zu viert mussten sie sich ordentlich reinquetschen, wenn sie die Kurbel noch betätigen wollten. Dugginworth hatte vorher aus der großen Kiste in der Baumhöhle einige nützliche Dinge herausgenommen und verstaute diese nun fein säuberlich in dem Gefährt. Dann stiegen sie ein. Die Spannung stieg. Sie atmeten alle noch einmal tief durch. Mit einem dumpfen Geräusch schloss Dugginworth die Luke und forderte die anderen auf, mit ihm an der Kurbel zu drehen. Zuerst leistete sie einigen Widerstand. Die vier mussten sich richtig ins Zeug legen, um den Mechanismus in Gang zu bringen. Ein Ruck durchfuhr das Fahrzeug, bevor es sich ganz langsam in Bewegung setzte. Ein paar Umdrehungen später tauchte die Spitze bereits ins Wasser ein. Immer höher stieg außen der Wasserspiegel, während sie weiterfuhren. Schließlich schlug das Wasser ganz über dem Gefährt zusammen. Nogg hielt instinktiv die Luft an und betete intensiv zu seinen Göttern. Meter für Meter sanken sie in die Tiefe. Der Forscher hatte das Fahrzeug mit großen Steinen beschwert, damit es am Grund haften blieb. Wenn er sie später lösen würde, bekamen sie durch die eingeschossene Luft Auftrieb. So lautete zumindest der Plan. Durch die Scheiben konnten sie einen Blick auf das Leben unter Wasser werfen. Fische in allen Größen, Formen und Farben schwammen neugierig um sie herum. Das Gefährt ächzte und stöhnte beim Fortbewegen. An einigen Stellen drang ein wenig Wasser ein. „Keine Sorge. Solange es nicht mehr wird, haben wir nichts zu befürchten.“, beruhigte sie Dugginworth. Dennoch hatten sie alle ein mulmiges Gefühl. Nach gefühlten zehn Stunden hatten sie den Grund des Sees erreicht. Schnell merkten sie, dass der Boden aus weichem Schlamm bestand und sie besser kontinuierlich in Bewegung blieben, um nicht einzusinken. Der Forscher nahm sich eine kleine Laterne, die mit Hilfe von einigen Spiegeln das Licht bündeln und verstärken konnte. Damit leuchtete er die Umgebung aus und suchte den Boden ab. Wieder verging eine scheinbar endlose Zeitspanne. Allmählich wurde die Luft in dem Gefährt knapp. Da hatte Dugginworth endlich etwas entdeckt. Vorsichtig lenkten sie ihr Gefährt in die entsprechende Richtung. Und tatsächlich: die Spitze eines Turms ragte hier aus dem Schlamm. Langsam umrundeten sie ihre Entdeckung. An einer Seite saß der Schlamm nicht ganz so hoch. Und dort erkannten sie den oberen Bogen eines Fensters. Ein möglicher Zugang, der sie aber nur dann weiterbrachte, wenn die These des Forschers richtig war, dass die Magie das Wasser aus dem Turm heraushielt. Mit Sicherheit konnte der das allerdings auch nicht sagen. Dugginworth steuerte ihr Gefährt mehrmals an dieser Stelle vorbei. Jedes Mal wurde ein wenig Schlamm aufgewirbelt und ein kleines Stückchen mehr vom Fenster freigelegt. Zugleich sank aber auch ihr Gefährt immer tiefer auf den Grund. Dann hatten sie sich festgefahren. Es
Weitere Kostenlose Bücher