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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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nicht bewusstlos gehalten hast«, sagte er, während er Silber- und Goldbarren herausholte.
    »Die Abfertigung der Sulaner hat zu lange gedauert.« Mein Ton fiel etwas scharf aus, so sehr ich das vermeiden wollte.
    »Es war ein schwieriger Auftrag, Dev, aber du wirst großzügig entlohnt.« Er zählte Goldbarren ab, stapelte sie zu einem glänzenden Stoß und legte ein Samtsäckchen oben drauf. »Dein Lohn und die Edelsteine, wie abgemacht.«
    Ich öffnete das Säckchen und ließ die Steine auf den Tisch kullern. Schweigend reichte er mir eine Juwelierslupe. Ich prüfte jeden Stein und hielt dabei ein wachsames Auge auf den Muskelklotz. »Sag deinen Leuten, sie sollen den Karren zu einem gewissen Silas bringen. Er wohnt in einer Hütte eine Meile nördlich vom Tor.«
    »Geht klar«, sagte Gerran. »Hier sind die Papiere.« Er gab mir einen Wisch, dem zu entnehmen war, dass ich Sileriumerz verkauft hatte, und zwei weitere, die mich als Edelsteinkurier mit einem Auftrag für Ninavel auswiesen. Die würde ich brauchen, wenn ich meinen Lohn in einem Banktresor lagern wollte. Die Alather überwachten ihre Bankhäuser genauso streng wie ihre Grenze.
    Äußerst nervös packte ich den Haufen ein. Trotz Gerrans Zusage erwartete ich jeden Augenblick, dass mich sein Schläger angriff, sobald ich ihm den Rücken zukehrte. Doch ich gelangte unbehelligt nach draußen und ging zum Wagen. Gerrans Tür blieb geschlossen, der Hof still, während ich das Pony ausspannte und sattelte. Auch der Muskelklotz, der Kiran weggebracht hatte, ließ sich nicht blicken. Ich schaute einmal ringsherum auf die Lagerhäuser und sagte mir dann, dass es mich nichts anging, was jetzt mit Kiran passierte.
    Und das bestätigte ich mir in einem fort, während ich vom Hof ritt. In dem Rucksack, den ich an den Sattel gebunden hatte, steckte ein kleines Vermögen. Es machte wett, dass Jylla mich beklaut hatte, und würde Melly das sichere Leben ermöglichen, das Sethan sich für sie gewünscht hatte.
    Eigentlich hätte ich stolz sein sollen. Ich hatte einen Auftrag zu Ende gebracht, obwohl mir ein wütender Magier auf denFersen gewesen war, der Lawinen und Schneestürme schickte. Ich sollte heute Abend feiern gehen.
    Bei dem Gedanken spürte ich meine Gewissensbisse umso deutlicher. Ich schloss die Fäuste um die Zügel. In Ninavel wurden ständig Leute gekauft und verkauft. Bei Khalmets Hand, ich war selbst zwei Mal verkauft worden. Ich hatte Kiran belogen, aber er mich auch. Er hatte mich benutzt, wie ich ihn, und war erst mit der Wahrheit herausgerückt, als ich ihn dazu zwang. Ich schuldete ihm gar nichts. Er hatte Harken und noch zwanzig andere auf dem Gewissen, hatte meine Freunde in Gefahr gebracht und mich meinen Beruf gekostet.
    Das machte die Erinnerung an seine verzweifelte Wut nicht besser. Verflucht noch eins! Ich trieb das Pony zum Galopp an, aber vor den Erinnerungen, die mich verfolgten, konnte ich nicht weglaufen   – Kirans Verzweiflung in der Höhle, nachdem ich das Zeichen auf seiner Brust entdeckt hatte; sein weißes, von Schmerzen gezeichnetes Gesicht, nachdem er mich vor dem Steinschlag gerettet hatte; und am schlimmsten seine helle Freude, als ich zur Hütte zurückkam.
    Vielleicht würde ich mich bei der Sache besser fühlen, wenn ich genau wüsste, dass der Käufer nicht Ruslan war. Das wäre zwar unlogisch   – warum sollte Ruslan ihn sonst durchs Gebirge verfolgen? Aber mir fiel auch nicht ein, warum jemand unbedingt einen entlaufenen Blutmagierlehrling kaufen wollte.
    In den vergangenen Jahren war ich oft genug bei Gerrans Lagerhäusern gewesen und kannte mich ungefähr mit seinen Schutzvorrichtungen aus. In Alathien war es viel einfacher, einzubrechen, als in Ninavel, wo jeder, bei dem das Geld dafür reichte, echt fiese Schutzzauber platzieren konnte. Solche hatte Gerran sicherlich in seinem Büro, gut verborgen vor den alathischen Beamten. Die Schutzzeichen am Außenzaun seines Geländes entsprachen dagegen den alathischen Bestimmungen und waren lächerlich schwach.
    Er hatte sie zwar gut platziert und keine Lücken gelassen. Der größte Mangel der erlaubten Schutzvorrichtungen war aber ihre geringe Reichweite. Mir war längst aufgefallen, dass ein geübter Kletterer den benachbarten Getreidespeicher erklimmen und dabei eine Höhe erreichen konnte, die oberhalb des Wirkungsbereichs der Schutzkräfte lag. Mit einem weiten Sprung käme man sowohl über diese als auch über den Zaun hinweg in Gerrans Hof. Die Speicherwand

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