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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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bestand aus dicht gesetzten, wetterfesten Brettern, die für den Kletterer eine Hausforderung darstellten, aber dank des Roten Dal hatte ich an solchen Wänden jahrelange Übung.
    Gerran hatte seine Schläger angewiesen, Kiran in den dritten Stock zu bringen. Es gab nur ein Lagerhaus, das mehr als zwei Stockwerke hatte. Nach Verlassen des Büros hatte ich im Hof einen Blick auf die Lagerhauswände geworfen. Daran befanden sich keine Schutzzeichen, nur rings um die Türen und Fenster. Auf dem Dach gab es einen alten Rauchabzug. Der hatte ganz so ausgesehen, als könnte ein kleiner, drahtiger Mann wie ich sich hindurchzwängen. Vermutlich käme ich auf den obersten Deckenbalken raus. Die Alather machten sich bei Lagerhäusern nicht die Mühe, die Decke nach oben abzudichten. Es würde also Ritzen geben, durch die ich in den Raum darunter spähen könnte. Erst einmal würde ich meinen Lohn auf die Bank bringen, dann in Gerrans Lagerhaus eindringen und mir den Käufer ansehen. Vielleicht fände sich sogar eine Möglichkeit, Kiran unerkannt Hilfe zukommen zu lassen, bevor ich Kost verließ.
KIRAN
    Seit er die Hennanwurz genommen hatte, fühlte er sich wie in einem Albtraum gefangen. Eine erdrückende Dumpfheit hielt seinen Geist umfangen, seine inneren Sinne waren nicht spürbar. Er fühlte sich wie amputiert. Farbige Halos schimmerten in seinem Blickfeld und die Entfernung zwischen Gegenständen wuchs und schrumpfte nach keinem erkennbaren Muster, als befände er sich in einer bizarren Traumlandschaft. Wenn er nach seinen magischen Kräften tastete, spürte er nur eine Übelkeit erregende Leere, während ihm flüchtige Gedanken durch den Kopf schossen.
    Er konnte sich nicht bewegen. Manchmal glaubte er, er sei in einem kahlen Raum mit Holzwänden an einen Stuhl gefesselt. Ein andermal war er sicher, er befände sich durch Zauber gelähmt in Ruslans Werkraum und die Reise durch das Gebirge habe er nur geträumt. Hatte Dev ihn nun doch verraten? Kauerte er vielleicht doch noch in der verlassenen Hütte und die Alather waren auf dem Weg dahin?
    Es quietschte. Eine Tür. Sie öffnete sich   … Mit dem schrecklichen Gefühl des Ausgeliefertseins blickte Kiran auf. Ruslan war gekommen, ganz bestimmt. Es war immer Ruslan, der in seinen Albträumen auftrat.
    Einen Moment lang sah er ihn vor sich, groß, boshaft, mit einem kalten Leuchten in den hellbraunen Augen. Doch die aufsteigende Angst machte seiner Benommenheit ein Ende, und Ruslans Bild verschwand. Stattdessen standen da zwei Männer, die ihn betrachteten. Er sah sie mit flackernden Halos und ein wenig verschwommen. Schlammiges Grau waberte um einen älteren Mann mit Brille, der Kiran vage bekannt vorkam, und grelles Gelb um den anderen, einen schlanken Dunkelhaarigen, der die braune Haut der Arkennländer hatte, aber dunkelgraue alathische Kleidung trug. Den hatte er noch nie gesehen.
    Alathien. Er war in Alathien und trotzdem in Gefahr. Seine Umgebung schwankte und erstarrte. Er war mit den Armen und Beinen an einen stabilen Holzstuhl gefesselt.
    Als ihm der Unbekannte in die Augen sah, zerrte Kiran unwillkürlich an den Fesseln. Der Mann sah Ruslan in keinerWeise ähnlich, doch sein Blick zeigte dasselbe arrogante Selbstvertrauen. Obwohl er keine Sigilla an sich trug, wusste Kiran ohne jeden Zweifel, dass er einen Magier vor sich hatte, einen mächtigen Magier.
    Der belächelte Kirans Erschrecken, und Kiran fuhr eine eisige Angst in die Glieder. Genauso würde Ruslan sein hilfloses Opfer anlächeln, das sich vor seiner Magie fürchtete.
    Der Magier fasste an Kirans Hemd und riss es vom Hals an auf, sodass Ruslans Akhelsya-Sigillum zum Vorschein kam. Seine Augen leuchteten triumphierend auf.
    »Verschwinde«, befahl der Magier dem Älteren. Das Wort hallte Kiran in den Ohren. Der andere setzte gerade zum Widerspruch an, als sich der Magier zu ihm umdrehte. Der Alte wurde aschfahl und wich rückwärts aus dem Raum. Fast stolperte er auf der Schwelle. Die Tür schloss sich quietschend.
    »Wie heißt du?«, fragte der Magier. Seine Stimme war kalt und klar, als käme sie von einem Gletscher in den Bergen. Kiran flüchtete sich in seine Benommenheit und antwortete nicht.
    »Ich sehe, wir müssen einander erst besser kennenlernen«, sagte der Magier. Mit träumerischer Langsamkeit zog er einen schmalen Dolch aus dem Gürtel. Das starke Wabern des silbernen Halos rings um die Klinge schlug Kiran in den Bann, bis sie einen roten Fleck bekam. Sein zerstreuter Verstand wurde

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