Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier
Edelsteinen, wie du es verlangt hast.«
Pello machte keine Anstalten, ihn zu nehmen. Seine Haltung blieb locker, aber ich sah genau, dass er sprungbereit auf den Fußballen balancierte, und die Tür war nur einen halben Schritt weit weg. »Hältst du mich für einen Tölpel, der sich in deine Reichweite wagt? Du willst nicht, dass der Meister des Jungen von deinem Kauf erfährt. Da ist dir sicher lieber, wenn nicht Geld, sondern der Tod für mein Schweigen sorgt.«
Der Magier schaute belustigt. »Du glaubst, Entfernung schützt dich?«
»In Alathien ja«, antwortete Pello. »Du wirst es nicht wagen, unter den Augen des Rates starke Magie einzusetzen. Ich weiß aber, wie gefährlich die Berührung eines Blutmagiers ist.«
Der Magier kniff die Augen zusammen. »Du weißt überhaupt nicht, wie viel ich wagen oder nicht wagen würde.«
Pello lächelte breit. »Ach nein? Bei meinem Ritt zur Grenze hatte ich Zeit zum Nachdenken. Als Schatten hört man vieles und kann sich einiges zusammenreimen. Ich weiß, wer du bist und warum du Ruslan Khaveirin hasst. Ich weiß sogar, was du vorhast. Du willst Sechavehs Macht über Ninavel brechen, ihn vernichten und die Stadt in deine Gewalt bringen.«
Ich holte verblüfft Luft. Ein Blutmagier als Herrscher Ninavels … War es bei dem Magierkrieg in Wirklichkeit darum gegangen? Ich konnte gut verstehen, dass die anderen Magier keinen Blutmagier über sich haben wollten und dagegen gekämpft hatten. Aber ich wünschte, Pello würde mal ein bisschen ins Einzelne gehen. Schließlich wollte ich auch wissen, wer der Kerl war.
Der Magier hatte sich Pellos kleinen Vortrag ungerührt angehört. »Du scheinst mir nicht sehr klug für dein weiteres Überleben zu sorgen«, meinte er trocken. Da musste ich ihm recht geben. Was immer Pello im Sinn hatte, er wagte sich gefährlich weit vor.
Pello spielte den Aufrichtigen. »Ich sag dir das, damit es ehrlich zwischen uns zugeht. Damit du mir glaubst, wenn ich dir sage, dass ich dich bei diesem Ziel gern unterstützen würde.«
Oh, diese kleine Mistratte. Jetzt begriff ich sein Spiel. Er wollte als die rechte Hand des neuen Herrschers nach Ninavel zurückkehren und nicht als kleiner Mann von der Straße. Pello würde es jedoch nicht darauf anlegen, wenn er nicht überzeugt wäre, dass der Magier gegen Sechaveh eine reelle Chance hatte, und das beunruhigte mich. Wieso er das glaubte, konnte ich mir nicht denken, denn Sechaveh hatte bisher immer gesiegt.
Bei dem Magier war eine Spur Verachtung zu sehen. »Warum sollte ich einen Unbegabten in meine Dienste nehmen wollen?«
»Magie besitze ich nicht, das ist wahr, aber auch der mächtigste Magier kann nicht überall gleichzeitig sein und alles erfahren. Ich dagegen kann deine Feinde unbemerkt ausspionieren, was du mit deiner Magie nicht könntest.«
Ach ja, die übliche Verkaufstaktik eines Schattens. Ob sie auf den Magier wirkte, war ihm nicht anzusehen.
»Und was willst du dafür?«
»Mein Leben natürlich. Und deinen Schutz. Durch meine Flucht habe ich mir das Haus Horavin zum Feind gemacht, und dort ist man nicht gnädig. Sollte ich nach Ninavel zurückkehren, wäre es mir lieber, wenn ich nicht ständig Meuchelmördern ausweichen müsste.«
Das Gesicht des Magiers blieb unbewegt. Pello wartete scheinbar gelassen ab, aber innerlich war er bestimmt gespannt wie ein Flitzebogen.
»Ich nehme dein Angebot an.« Er hob jedoch die Hand, als Pello strahlte. »Unter einer Bedingung. Du musst mir gestatten, in deine Gedanken einzudringen, damit ich feststelle, ob du die Wahrheit sagst.« Ein kleines fieses Lächeln spielte um seinen Mund. »Man kann nicht vorsichtig genug sein.«
Pello ballte hinter seinem Rücken die Faust, so fest, dass ich dachte, gleich tropft Blut auf den Boden. Ich grinste diebisch. Er hatte sich für so schlau gehalten und steckte doch mit dem Hals in der Schlinge. Wenn er sich wirklich von dem Kerl anfassen ließ, wussten nur die Götter, wie das für ihn ausgehen würde.
Pellos Schultern wurden steif. Er nickte ruckartig. Ich spitzte die Lippen zu einem lautlosen Pfiff. Er war eine Mistratte, aber er hatte Mut.
Der Magier streckte die offene Hand aus.
Zaghaft ging Pello auf ihn zu. Jede Bewegung sprach von seinem Widerwillen. Dann streckte er den Arm nach vorn.
Flink wie eine zubeißende Schlange packte der Magier das nackte Handgelenk. Pello stieß einen erstickten Schrei aus und brach zusammen. Er hing im Griff des Magiers wie eine Lumpenpuppe. Und der würde
Weitere Kostenlose Bücher