Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
Vom Netzwerk:
trotzdem hinterher. Wenn Simon sich von Pello getrennt hat, finden wir ihn sowieso nicht rechtzeitig. Und wenn wir die Stadt hinter uns haben, sehen wir schnell, ob die Kutsche noch bei Pello ist. Simons Diener hat zehn große Koffer aufgeladen. Die Räder müssten also deutliche Spuren hinterlassen.« Sollten wir Kiran aus den Augen verlieren, würde ich als letztes Mittel Cara zu den Alathern schicken, um die zu warnen, dass ein Blutmagier die Grenze passieren will.
    »Dann lass uns hoffen, dass er nichts bemerkt hat.« Cara schaute zum Himmel und seufzte. »Wenigstens ist es das richtige Wetter für einen Ausritt.«
    Ich war so auf das Amulett konzentriert, dass es mir glatt entgangen war, aber Cara hatte recht, es war ein schöner Tag. Der Nebel hatte sich aufgelöst, und wir hatten die dicht bewohnten Stadtviertel und somit auch den Holzrauch hinter uns gelassen und konnten das frische Hellblau des Himmels sehen. Hinter den abgelegenen Lagerhöfen schimmerte der Elenn grün in der Sonne. Vor uns ragten die dunklen Felswände der Schlucht auf, durch die der Fluss nach Süden auf Loras zuströmte.
    Als wir die Tieflingbrücke überquerten und in die Schluchtgelangten, waren kaum noch Leute unterwegs. Hinter der Brücke zeigten sich zwei tiefe Radspuren im lehmigen Boden. Meine Unruhe legte sich nicht. Lockte Pello uns in eine Falle?
    Wir ließen uns zurückfallen, bis der Find-mich-Zauber fast nichts mehr anzeigte, da wir auf der einsamen Straße sonst sofort aufgefallen wären. Vielleicht dachte Pello dasselbe und wartete ein Stück vor uns, um zu sehen, ob ihnen jemand folgte. Bei diesem Gedanken lenkte ich uns von der Straße weg zwischen die Bäume. Als die Schlucht sich verengte, wurde es schwieriger, parallel zur Straße zu reiten, da zwischen den Zinnoberkiefern blühende Kammabüsche standen. Die Straße war nur noch ein besserer Feldweg voller Wurzeln und Steine. Simons Kutsche war für solche Überlandfahrten nicht gebaut, doch die Spur verlief weiter. Ich wurde immer nervöser.
    Das Amulett war mittlerweile gleichmäßig warm, aber schließlich wurde es heiß. Pello hatte also angehalten. Die Radspuren bogen nach links auf einen überwachsenen Weg ab. Cara wollte gerade ihr Pferd dorthin lenken, aber ich winkte sie zurück.
    »Wir gehen zu Fuß weiter, sonst hören sie den Hufschlag, und wir wissen nicht, wie nah sie sind.« Ich flüsterte nur und spähte vorsichtig über die Büsche. Von Pello oder der Kutsche war nichts zu sehen, doch sie konnten nicht weit sein. Der Fluss war eine Meile entfernt, und die Grenze lag etwas näher. Wir führten die Pferde auf der anderen Seite des Weges in den Wald und banden sie hinter einer dichten Baumgruppe an.
    Cara legte einen Pfeil auf die Armbrust. Ich fasste sie kurz am Arm. »Schieß nicht auf Simon, auch nicht nachdem er Hennanwurz genommen hat. Er kann dann zwar nicht mehr zaubern, aber wir wissen nicht, in was für Abwehrzauber sich ein Blutmagier hüllt. Wenigstens sind hier draußen die alathischen Spürzauber nicht so stark. Die Ratsmagier sind also unsere geringste Sorge.«
    Cara hängte sich die Armbrust wieder auf den Rücken. »Was, wenn es nur Pello ist?«
    »Dann erschießen wir den Scheißkerl einfach«, murmelte ich. Bei den Göttern, wenn er mich wieder verarscht hatte   … Ich knirschte mit den Zähnen. Mir blieb nichts anderes übrig, als nachzusehen.
    In einem weiten Bogen schlichen wir durch die Bäume auf den Seitenweg zu. Als erfahrene Jägerin übernahm Cara die Führung. Sethan hatte mir beigebracht durch Wald zu schleichen, aber Jagen hatte ich immer für eine nervtötende, langsame und überflüssige Anstrengung gehalten. Es war viel einfacher, sich Proviant mitzunehmen.
    Cara blieb stehen und zog mich an ihre Seite. Durch die Kammabüsche war die schwarze Kutsche zu sehen. Ein leises Klirren war zu hören, als ob jemand das Geschirr der Pferde zurechtzöge. Keine Stimmen. Ich stieß Cara an und deutete mit dem Kopf auf die Zinnoberkiefer neben uns. An der rissigen Rinde konnte man leicht hochklettern, und die dicken, dichten Äste hoch über unseren Köpfen boten gute Deckung. Wenn man einem Schatten auflauern will, geht nichts über einen Hochsitz. Kaum jemand denkt daran, mal nach oben zu gucken.
    Langsam kletterte ich den Baumstamm hoch und prüfte jeden Griff, damit keine Rinde bröckelte und auf den Boden prasselte. In dreißig Fuß Höhe fand ich zwei Äste, die unser Gewicht tragen konnten, und winkte Cara, mir zu folgen.

Weitere Kostenlose Bücher