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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Vorsichtig bog ich Zweige auseinander, bis wir die Kutsche sehen konnten. Sie stand auf einer farnbewachsenen Lichtung.
    Ich hatte befürchtet, nur Pello zu sehen, wie er spöttisch grinsend an der leeren Kutsche lehnte. Doch außer ihm stand auch Simons Diener dort. Ich war erleichtert, aber nur kurz, denn dann sah ich, dass die Hälfte von Simons Koffern geöffnet herumlag, und ein Pferd ausgespannt worden war. Es stand gesattelt da, und die Satteltaschen wölbten sich. Was hatten die vor? Und wo waren Simon und Kiran?
    »Bring mir die Kiste«, hörten wir Simon plötzlich rufen. Es klang, als wäre er schrecklich nah. Und da trat er hinter der Kutsche hervor und bewegte sich völlig normal. Kein Zeichen von Benommenheit. Er schnippte sich beiläufig eine Kiefernadel vom Ärmel. Also hatte er noch keine Hennanwurz geschluckt.
    Pello eilte zur Kutsche und holte unter dem Kutschbock einen geschnitzten Kasten mit Kupferintarsien hervor. Das Muster bestand aus Sigilla, die mich stark an mein Schwarzhüllenamulett erinnerten. Simon musste mächtige Amulette darin haben. Verflucht noch eins, was hatte der Kerl vor? Und wieso konnte er sich nicht endlich mal beeilen und Hennanwurz schlucken?
    Simon stand starr wie eine Statue nach Osten zum Wald hin gewandt. Seine kurzen braunen Haare schimmerten in der Nachmittagssonne. Schließlich befahl er über die Schulter: »Holt den Jungen und macht euch bereit.«
    Ich wechselte einen Blick mit Cara. Bereit, für was?
KIRAN
    Kiran überließ sich kraftlos Morvains brutalem Griff, als der ihn aus der Kutsche zog. Er brauchte die Schwäche nicht zu mimen. Während der langen Fahrt hatte er einen etwas klareren Kopf bekommen, aber die erstickende Taubheit war geblieben. Seine Glieder gehorchten schrecklich langsam, und er sah alles verzerrt und mit einem Halo umgeben. Seine Umgebung waberte und flimmerte, als sähe er sie durch extreme Hitze.
    Er glaubte jedoch, sich auf einer Waldlichtung zu befinden, umgeben von solchen Zinnoberkiefern, wie er sie im Wald vor Kost gesehen hatte. Simon stand ein paar Schritte weit weg undhielt einen Arm ausgestreckt. Er schien sich zu konzentrieren. Ein mit Sigilla versehener Holzkasten stand offen vor ihm. Was darin war, konnte Kiran nicht sehen.
    Was zauberte Simon da? Kiran bemühte sich, trotz seiner inneren Leere etwas zu spüren. An den Bäumen unmittelbar vor Simon flammten grüne Halos auf und flackerten sonderbar regelmäßig. Fast sah es aus, als bildeten sie eine Wand   … Kiran begriff. Das war der alathische Grenzwall. Simon stand nur ein paar Schritte davon entfernt. Die visuellen Verzerrungen lagen nicht ausschließlich an der Hennanwurz, wie er geglaubt hatte. Offenbar konnte das Zeug doch nicht ganz verhindern, dass er Magie wahrnahm. Seine eigene spürte er nicht, aber er sah die fremde Magie auf die Ikilhia der Bäume wirken.
    Was wollte Simon hier? Der Grenzwall war undurchdringlich. Ein Schritt zu weit, und er würde den Alarm auslösen. In den Abhandlungen hatte er gelesen, dass der Rat einen Stab von Magiern Wache halten ließ, die sich zu jedem Ort translozieren konnten, indem sie die scheinbar nie versiegende Kraftquelle benutzten, die auch ihre Spürzauber speiste.
    Simon ließ die Hand sinken. Dann entnahm er dem Holzkasten eine edelsteinbesetzte silberne Armschiene und legte sie um den Unterarm. Kiran fuhr zusammen und blickte sofort beiseite. Denn von der Armschiene gingen wabernde, grelle Halos aus, die in den Augen schmerzten, und dabei pulsierten sie so stark, dass ihm speiübel wurde.
    Eine flimmernde Bewegung lenkte Kirans Blick nach oben. Die fließenden Bewegungsmuster der Baumhalos vor Simon hatten sich verändert. Sie bogen sich aufwärts und zur Seite.
    Kiran sackte der Magen weg, als ihm ein schrecklicher Verdacht kam. In jedem Lehrbuch stand, der alathische Grenzwall sei undurchdringlich. Wenn nun aber Simon während seines langen Exils sich auch so ein fremdes Artefakt beschafft hatte, mit dem die Alather die Grenzbefestigung erzeugten, und es zueinem Amulett umgewandelt hatte, mit dem er den Grenzwall unbemerkt durchschreiten konnte?
    Vor Panik bekam er kaum noch Luft. Er hatte so fest damit gerechnet, dass Simon durch das Grenztor ausreisen würde, wo die geringste illegale Magie sofort auffiel. Hier draußen in der freien Natur würde sein kleiner Granat keinen Alarm auslösen.
    Einmal drüben in Arkennland würde Simon seine Magie ungehindert einsetzen können, und Kiran wäre gegen ihn

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