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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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mondhellen Lichtung blieb Dev stehen.
    Die Erleichterung unterbrach Kirans Gedankengang. Er hatte geglaubt, das Rauschen käme von den Bäumen. »Wie weit ist es noch bis zur Grenze?«
    »Eine Viertelmeile.« Devs Stimme zitterte leicht und erinnerte Kiran an sein nagendes Unbehagen. Er eilte auf Dev zu, um ihm prüfend ins Gesicht zu sehen, doch der ging bereits weiter. Mitten auf der Lichtung blieb er stehen und beugte sich schwer hustend vornüber. Als er sich aufrichtete, wandte er sich vom Mondschein ab, doch Kiran sah gerade noch, dass ihm Blut übers Kinn lief.
    »Dev! Du blutest. Warum hast du nichts gesagt?«
    Dev spuckte aus und wischte sich übers Kinn. »War bisher nicht so schlimm. Schätze, du hast recht mit dem Armreif.«
    »Leg ihn ab!« Kiran packte Devs Arm.
    Dev riss sich los. »Nein! Er wirkt noch. Ich fühle es.«
    »Sei doch nicht dumm!« Kiran schnappte erneut nach dem Armreif. »Die Behaftung nützt dir gar nichts, wenn du zusammenbrichst, bevor wir die Grenze erreichen!«
    Widerstrebend streckte Dev den Arm vor. »Na gut«, brummte er. »Du musst es machen. Ich kenne den Spruch nicht, der die Magie aufhebt.«
    Kiran legte eine Hand auf den Reif. Das Muster war schrecklich komplex. »Wie hast du es denn aktiviert?«
    Dev machte ein finsteres Gesicht. »Mikail hat’s getan.«
    »Mikail hat dir geholfen?« Kiran ließ die Hand sinken.
    »Er wollte nicht, dass du dich bei dem Kampf gegen Ruslan umbringst, hat er gesagt.«
    Das gab Kiran einen Stich, doch dann überkam ihn tiefe Bitterkeit. Mikails Hilfe war nicht zu trauen. Es mochte stimmen, dass er Kirans Tod verhindern wollte, nicht aber, dass er ihm die Freiheit gönnte. Kiran packte den Armreif mit neuer Dringlichkeit.
    Ihm sackte der Magen durch, als er erkannte, was der Zauber bewirken sollte. Das Amulett veränderte die Ikilhia seines Trägers drastisch, gab ihm zwar seine alte Behaftung zurück, zerstörte aber gleichzeitig die inneren Organe. Simon dürfte es nicht gestört haben, dass seine Versuchspersonen bei den Experimenten umkamen.
    Verfluchter Kerl, wo hatte er bloß die Aufhebungsbahn versteckt? Voller Hast ging Kiran die verworrenen Spiralen durch   … Da!
    Das Silber wurde matt, der Reif löste sich. Kiran riss ihn Dev vom Arm, der schon wieder danach greifen wollte.
    »Bist du verrückt?« Kiran hielt das Amulett außer Reichweite. »Das Ding bringt dich um! Du solltest es nicht mal mehr anfassen.« Mehr denn je bedauerte er, dass er die Heilzauber vernachlässigt hatte. Wenn nun Dev schon tödliche innere Verletzungen erlitten hatte, was dann?
    Dev ballte die Fäuste, den Blick auf das Amulett geheftet. Einen Moment lang fürchtete Kiran, es käme zum Kampf. Dann ließ Dev die Schultern hängen und wandte sich ab. Er griff sich an den Magen, hustete und spuckte, und ein Klumpen Blut landete auf den Kiefernnadeln.
    Kiran hätte das Amulett am liebsten in den Wald geschleudert, doch Mikail hoffte vielleicht darauf. Denn dann könnte Ruslan es aufspüren, weil es nicht mehr durch Lizavetas Amulett abgeschirmt wäre.
    »Lass mich deinen Rucksack tragen«, sagte Kiran. Wortlos gab Dev ihn her. Dass er keine Einwände erhob, bereitete Kiran fast noch mehr Sorge als das Blut. »Kannst du denn   …«
    »Ich komme zurecht!«, schnauzte Dev und ging los, wie um es zu beweisen.
    Das Gebüsch wurde dichter, je näher sie dem Fluss kamen. Dev drängte sich grimmig entschlossen durch die federnden Zweige, aber mit ungelenken Bewegungen, die Kiran in seiner Sorge bestärkten. Endlich gelangten sie an das grasige Ufer. Der Fluss war tief und hatte eine starke Strömung. Das andere Ufer war gut hundert Fuß weit weg und durch den Frühnebel über dem Wasser und das graue Licht der Dämmerung kaum zu erkennen.
    Dev stöhnte. »Verfluchter Mist! Zum Schwimmen zu gefährlich. Wir können auch nicht über die Felsen springen, die liegen zu weit auseinander.«
    Das tiefe Summen des Grenzwalls drang durch Kirans Barriere. Der musste dicht am anderen Ufer sein. Er sah Dev an, der mit zusammengekniffenen Lippen und hochgezogenen Schultern dastand.
    »Ich kann uns hinüberbringen«, sagte Kiran ruhig.
    »Wie? Du kannst doch nicht schwimmen.« Dev legte den Kopf schräg. »Ach so, mit Magie. Lockst du damit nicht Ruslan her?«
    Kiran nickte. »Aber die Zeichenbindung dürfte noch nicht wieder ganz stabil sein, sodass er mich nicht spüren kann. Wenn wir uns beeilen, können wir drüben sein, bevor er leibhaftig hier ankommt. Für eine

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