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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Kiran so viel Wasser auf einmal so schnell fließen sehen. Vor lauter Staunen trat sein düsteres Gedankengewirr einmal in den Hintergrund, und neue Lebendigkeit kam in seine schmerzenden Glieder.
    Sogar Devs Stimmung hob sich bei dem Anblick. Den ganzen Nachmittag über war er stumm und abweisend gewesen. Beim Aufbau des Nachtlagers hatte er nur knappe Anweisungen erteilt. Erst als sie aus dem Kiefernwäldchen an den Bach gelangten, wurde seine grimmige Miene milder.
    Dev stellte sich breitbeinig über den Bach, indem er die Füße in Felsspalten stemmte, und hielt einen Krug in die reißende Strömung. »So was gibt’s nicht in der Stadt, was? Warte, bis wir über den Pass sind, dann siehst du die Seen.«
    Seen. Kiran hatte welche auf Bildern und sogar einmal in einer Kristallkugel gesehen. Sie in Wirklichkeit vor sich zu haben, das fand er unvorstellbar. Ein freudiges Lächeln ging über sein Gesicht, und Dev erwiderte es, ausnahmsweise einmal ohne Ironie und Herablassung.
    Aber Kirans Freude erstarb, als sein Schuldgefühl ihn wieder einholte. Und er hörte Alisa ungewöhnlich ernst sagen: Jeder Mensch zählt, verstehst du das nicht? Ob reich oder arm, wir alle haben Hoffnungen und Träume, und jemanden, der uns liebt. Dieser Satz hatte tief in ihm eine Saite angeschlagen, ihn an einer Stelle berührt, wo er wegen Ruslans erbarmungsloser Lehren schon lange Unbehagen empfand. Bezaubert von ihrem Lächeln und ihren Idealen pflichtete er ihr ohne Zögern bei.
    Doch heute in der Felswand hätte er Devs Leben geopfert.
    Wütend schleuderte er einen Stein aus dem Handgelenk in den Bach und schwor sich, dass es nächstes Mal anders wäre. Nächstes Mal würde er sich ihrer würdig erweisen und anders entscheiden, egal was es ihn kostete.
    In ihm meldete sich eine Stimme, nicht Ruslans spöttische, sondern Lizavetas freundliche. Schwöre, was du willst. Das ändert nicht, was du bist, flüsterte sie zärtlich und mitleidig.
    Dev starrte ihn an. Hastig zügelte er seine Empfindungen und fragte: »Woher kommt das viele Wasser? Und wieso fließt es hier ungenutzt?«
    Dev lachte leise, aber ohne den Blick abzuwenden. »Es fließt nicht lange. Das ist Schmelzwasser von der Ostseite des Gipfels. Das sieht man nur im Frühjahr, und weiter unten versickert es im Boden, ohne das Malerische Tal zu erreichen. Der meiste Schnee liegt auf den Westhängen und schmilzt dort ab. Darum bekommt Ninavel kein Wasser aus den Bergen.«
    Dev reichte Kiran den vollen Krug. Er band sein Halstuch ab, tauchte es ins Wasser und legte es über den Bluterguss am Kinn. Bei der Wohltat schloss er die Augen.
    »Hast du keine Heilamulette bei dir?« Kiran hatte derlei noch nie benutzt, wusste aber von Alisa, dass die Unbegabten ihre Verletzungen außer mit Kräutersalben auch damit behandelten.
    »Die sind nicht billig zu haben«, antwortete Dev mit einem ironischen Seitenblick. »Da vergeude ich sie nicht bei solch einer Kleinigkeit.« Dev sprang ans diesseitige Bachufer zurück. »Komm weiter. Wir helfen Harken heute Abend beim Kochen, nachdem wir es endlich zu einem anständigen Lagerplatz geschafft haben.«
    Widerstrebend löste sich Kiran von dem wunderbaren Wasserlauf. Wenigstens waren die Kiefern rings um das Lager für ihn genauso faszinierend. In der Stadt waren Bäume eine Seltenheit, obwohl es große Gärten gab. Die einzige Kiefer, die er in Ninavel gesehen hatte, war nur mannshoch gewesen und hatte dünne Zweige mit wenigen Büscheln graugrüner Nadeln gehabt. Diese hier aber waren drei bis vier Mal so hoch und hatten dicke Äste, die von dunkelgrünen Nadeln dicht besetzt waren. Rings um die unvermeidlichen Felsbrocken war der Boden von Zapfen und Nadeln bedeckt.
    Beim Wagen angekommen, griff Dev in eine Kiste und brachte Feuersteine zum Vorschein. Nachdem er in einem kleinen Steinkreis den Boden von Nadeln und Zapfen befreit hatte, legte er die glänzenden schwarzen Steine hinein, zog ein Messer aus dem Gürtel und stach sich in den Finger. Er ließ einenTropfen Blut fallen und murmelte den Spruch, der die Amulette wirksam machte. Kiran fühlte Magie gegen seine Barriere stoßen, eine sanfte Verlockung, und umklammerte seine Knie. Eines Tages würde die Verlockung nachlassen, sagte er sich und weigerte sich strikt, etwas anderes zu glauben.
    Aus den Feuersteinen züngelten rot-blaue Flammen auf. Zufrieden lehnte Dev sich zurück.
    »Gut. Beim vorigen Mal hatten wir welche, die der blöde Magier nicht ordentlich bezaubert hatte. Ich musste

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