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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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wahr, wo Dev unmittelbar neben ihm saß.
    Niemanden drängte es offenbar, die Unterhaltung wiederaufzunehmen. Man hörte die Löffel in den Schalen kratzen und den entfernten Bach rauschen. Kiran aß geistesabwesend und schmeckte kaum, was Harken zusammengerührt hatte. Caras leise Worte gingen ihm immer wieder durch den Sinn   – muss hart sein, jemanden nach so langer Zeit zu verlassen   – und verstärkten seinen Schmerz. Er hatte sein ganzes Leben mit Ruslan und Mikail zugebracht. Trotz Ruslans Charakter und Mikails Verrat   … er vermisste sie schmerzlich. Bilder seiner Kindheit, strahlend wie die Sonne, drängten in seinen Kopf. Er biss sich auf die Zunge, bis Blut kam. Das Leben, an das er sich erinnerte, war nichts weiter als eine Lüge.

SECHS
DEV
    I ch saß im Schneidersitz auf einem flachen Felsbrocken und genoss die Aussicht. Unter mir erstreckte sich das breite steinige Becken am Ende der Schlucht. Die Frühsonne überzog die Gipfel ringsherum mit einem kräftigen Gold und gab den verharschten Schneefeldern weichere Konturen. Zwischen zwei schroffen Gipfeln im Westen lag der Sattel mit dem Pass der Gebrochenen Hand, wo die hohen Frühjahrswinde den Schnee schon weggeweht hatten. Im Osten, hinter den Bergspitzen, welche den tiefen Einschnitt der Silberaderschlucht umgaben, ging das Weißgrau der Kämme nach unten hin in ein dunkles Grau und das Braun der unteren Hänge über, die in die sandige Weite des Malerischen Tals ausliefen. Dort in der Ferne, auf der Schattenseite des Tals waren im Schein seiner Magierlichter die Umrisse Ninavels zu erkennen. Die Pracht der Szenerie und die frostige Morgenluft bescherten mir einen klaren Kopf.
    Dabei war ich zum Umfallen müde. Kiran sah allerdings schlimmer aus. Ich musterte ihn, als er atemlos über den wagengroßen Felsblock geklettert kam. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und seine Wangen waren eingefallen.
    Nachdem er in der Nacht im Schlaf geschrien und um sich geschlagen hatte, war es ein Wunder, dass er noch die Kraft zum Laufen hatte. Ich nahm mir vor, bei Merryn, dem Heiler des Konvois, etwas Yeleran-Tinktur zu kaufen. Sollte Kiran sich weigern, die zu schlucken, würde ich sie ihm mit Gewalt einflößen. Das Zeug raubte einem die Sinne und würde uns beiden den dringend benötigten Schlaf verschaffen.
    Stöhnend ließ sich Kiran neben mich sinken. »Können wir jetzt reden?«, keuchte er.
    Ich sah mich nach Cara und Jerik um. Hoch oben am Hang hockten zwei dunkle Gestalten auf dem Ausläufer eines Schneefelds und schwangen ihre Eispickel, die in der Sonne blinkten. Ich muss zugeben, diese Lehrlingsgeschichte hatte ihre Vorteile. Ohne Kiran wäre ich auch da oben und müsste ein tiefes Loch in den Schnee schlagen, um zu prüfen, ob die Schichten noch von der Nachtkälte gefroren waren. Doch Kiran konnte mit uns nicht Schritt halten, egal ob er übermüdet war oder nicht, und Cara hatte mir erlaubt, zurückzubleiben und auf ihn aufzupassen. Natürlich hatte ich versprechen müssen, beim nächsten Schneeloch die Schwerarbeit zu übernehmen, nämlich dann, wenn die Sonne so hoch stand, dass ich schwitzte wie ein Höhlenbär in der Sandwüste.
    »Ja, solange du leise sprichst«, antwortete ich. »Hier oben trägt der Schall weiter, als du denkst.«
    Kiran wartete keinen Augenblick länger. »Pello war wütend auf dich«, platzte er heraus. »Hast du seinen Wagen durchsucht? Wenn ja, warum? Ohne den Karkabonstein konntest du seine Amulette doch nicht finden. Jetzt ist er gewarnt. Wie willst du jetzt noch an seine Amulette herankommen? Wenn er uns bei den Alathern anzeigt   …«
    »He, stopp mal! Und vergiss nicht, Luft zu holen, sonst wirst du noch ohnmächtig!«
    Er holte tief Luft und bekam prompt einen Hustenanfall. Ich schlug ihm auf den Rücken und reichte ihm einen Wasserschlauch.
    »Ja, ich habe Pellos Wagen durchsucht, während er mit den anderen den Weg freiräumte. Aus zwei Gründen. Stell dir vor, du bist Pello und kommst zurück und bemerkst, dass jemand genau da in deinen Sachen gewühlt hat, wo du Schutzamulette versteckt hast. Was würdest du als Erstes tun?«
    Noch rot im Gesicht sah Kiran mich mit großen Augen an. »Ich würde mich vergewissern, dass keins fehlt und die Zauber unangetastet sind.«
    »Aha. Pello überprüft seine Amulette, stellt fest, dass alle noch da sind, und erneuert ihre Wirksamkeit. Das heißt, sie sind jetzt voll frischer Magie.«
    Kirans Mund rundete sich. »Oh. Und ein Amulett voll frischer Magie

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