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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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gäbe es einen Teufelshieb.«
    Kiran drehte sich um. »Einen was?«
    »Eine Riesenlawine«, erklärte ich. »Die meisten Lawinen gehen ab, wenn die oberste Schneeschicht reißt. Die Bahn ist dann zwei-, dreihundert Fuß breit. Würde etliche Wagen unter sich begraben. Wenn aber eine tiefere Schicht reißt, kann sie den ganzen Schneehang mitziehen, sogar bis zum nackten Boden. Solche Lawinen begraben einen ganzen Konvoi unter sich.«
    »Die sind selten«, fügte Jerik hinzu. »Die letzte war vor meiner Zeit.«
    Kiran sah halb beunruhigt, halb fasziniert aus. »Aber woher weißt du, dass die gefährliche Schneeschicht nicht ins Rutschen kommt?«
    Cara lachte bitter. »Im Gebirge ist nichts sicher, Junge. Aber keine Sorge, wir verlassen uns nicht allein auf Khalmet. Es gibt noch andere verräterische Anzeichen als die Schichtfestigkeit. Wo wir gerade davon sprechen   …« Sie zog ihr Fernrohr aus dem Rucksack und gab es Jerik. »Werft mal einen Blick auf die Bahn da drüben, Leute.«
    Jerik schaute hindurch und nahm das Terrain in Augenschein. »Die Shaikar-Zunge ist vor ein paar Tagen abgegangen«, sagte er.
    Ich spähte zu der besagten Bahn, einer breiten Schlucht, die von den oberen Hängen eines Berges mit Doppelspitze bis ins Tal reichte. Dort lag Geröll, aber der Schnee war nicht bis zur Straße gelangt.
    Jerik setzte das Fernrohr ab. »Nichts Jüngeres, und das Amaris-Tor sieht gut aus.« Er gab das Fernrohr an mich weiter, und ichwiederholte die Betrachtung. Als ich einen Gipfel mit dunklen Gesteinsschichten ins Blickfeld bekam, hielt ich inne.
    »Der Iblanis hat mehr Schnee als sonst«, stellte ich fest.
    »Hab aber keine großen Schneewechten entdeckt«, sagte Jerik. Ich betrachtete den Gipfel genau und folgte der Kammlinie oberhalb der Bahnen.
    »Ich sehe auch keine.« Ich reichte das Fernrohr an Cara zurück. Während sie hindurchsah, ging ich zu Kiran. Ich stieß ihn an und zeigte zu einer steilwandigen halbkreisförmigen Felsmulde nördlich des Passes. »Da liegt der Eissee, am Grund des Kars.«
    Der See war klein und voller Eis, aber in Ufernähe zeigte sich das helle Grün des Schmelzwassers. Der Konvoi würde reichlich Wasser zur Verfügung haben, ohne Schnee schmelzen zu müssen. Wenn die Kutscher liefen, um noch vor dem Dunkelwerden ihre Fässer zu füllen, würde ich Gelegenheit haben, Pellos Wagen unbemerkt einen neuerlichen Besuch abzustatten.
    Das war erfreulich, solange Kiran sich von Pello nicht zum Reden verleiten ließe. Wenn doch, wäre die Zeit verschleierter Drohungen vorbei. Dann würde ich Pello direkt angehen. Und wenn deutliche Drohungen nichts nützten, würde ich meine Skrupel begraben und fies werden müssen, egal welche Folgen das für andere hätte. Keine angenehme Vorstellung.
    »Das Hochgebirge ist so kahl. Hier gibt es überhaupt kein Leben«, sagte Kiran, während er stirnrunzelnd über das Talbecken schaute.
    »Du wärst überrascht«, widersprach ich. »Vögel, Springmäuse, alle möglichen Tiere gibt es hier. Nach der Schneeschmelze blühen sogar überall Blumen.« Es gab mir einen wehmütigen Stich, als mir die Sommernachmittage einfielen, an denen ich neben Felsen auf einem Blumenteppich gefaulenzt hatte. Wenn ich diesen verfluchten Auftrag hinter mir und mein Versprechen an Sethan erfüllt hätte, würde ich ins Weißfeuergebirge verschwinden und dort zwischen sauberem Fels und Sonne diese höllischen paar Wochen von mir abstreifen.
    Kirans Gesicht sagte deutlich, dass er mir das mit den Blumen nicht glaubte. »Warum sind die Gipfel alle nach Dämonen der Südländer benannt?«, fragte er.
    »Weil sie schön und gnadenlos sind und aus einer Laune heraus einen Menschen umbringen«, antwortete Cara grinsend.
    »Nicht alle sind nach Dämonen benannt«, wandte Jerik ein. »Aber bevor Arkennland dieses Gebiet für sich beanspruchte, kamen nur Südländer hierher. Sulaner, Varkever, sogar ein paar Kaitha. Sie haben den Bergen der Ostseite Namen gegeben und die sind erhalten geblieben. Unsere Bezeichnung des Gebirges, Weißfeuer, ist eine Übersetzung des alten varkevischen Wortes für Blitz. Die Varkever sahen die Sommergewitter und glaubten, da kämpften Dämonen.«
    So lang hatte ich ihn noch nie an einem Stück reden hören. Cara schnaubte verwundert. »Vom Geschichtlichen einmal abgesehen, ich denke, bis zum Eissee ist der Konvoi sicher. Wir werden Bruchflächen prüfen und an den seeseitigen Hängen die Schneeschichten begutachten, aber so weit scheint das Risiko

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