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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Schatten war. Andererseits würde mir eine Inventur von Pellos Schmuggelware sein Schweigen sichern. Und da Kirans Furcht vor seinem geheimnisvollen Feind in Ninavel so groß war, dass er bereit war, den Köder zu spielen, sollte ich die darin liegende Warnung nicht ignorieren.
    Da ich Pellos Wagen bereits erkundet hatte, würde ich Zeit sparen. Vorausgesetzt, das Karkabon verstärkte mein Sieh-weg-Amulett, rechnete ich mit zwanzig Minuten, um seine Schutzzauber zu durchbrechen und das Flüsteramulett unschädlich zu machen sowie meine Spuren zu verwischen. In zwanzig Minuten könnte Pello viel zu viel herausfinden. Es sei denn   … Vielleicht ließe es sich einrichten, dass er erst einmal mit der Suche nach Kiran aufgehalten würde, sodass die Unterhaltung kurz ausfiele. Das machte es wahrscheinlicher, dass Kiran tatsächlich den Mund hielt. Ein Weilchen überlegte ich, dann fixierte ich ihn mit einem Furcht einflößenden Blick.
    »Wenn es dir so eilig ist, das Flüsteramulett unschädlich zu machen, dann hör mir gut zu. Wir überqueren heute den Pass und übernachten am Eissee. Niemand wird sich wundern, wenn ein Städter wie du gleich ans Wasser rennt, sobald er seine Arbeiten erledigt hat. Geh also allein, dann wird dir Pello folgen. Wandere um den See und behalte einen gewissen Abstand bei. Sollte er dich doch einholen, machst du den Mund nicht auf, egal, was er sagt, verstanden?«
    Kiran nickte begeistert. »Das wird mir nicht schwerfallen.«
    »Sowie ich mit seinem Wagen fertig bin, befreie ich dich von ihm. Falls er dich vorher zu hart bedrängt, lässt du ihn einfach stehen. Bemüh dich nicht, ihn weiter dort festzuhalten.« Selbst wenn Kiran stumm bliebe wie ein Fisch, würde Pello ihm anmerken, dass er etwas zu verbergen hatte, doch das wusste er ohnehin schon.
    »Wenn es dir gelingt, war es das Risiko wert«, versicherte er leise.
    »Hoffentlich«, murmelte ich. Es war klar, wer den Schlamassel in Ordnung bringen müsste, wenn er sich irrte.
    Cara und Jerik hatten das Schneeloch hinter sich gelassen und stapften das Schneefeld hinauf auf den gespaltenen Felsen zu, der wie eine aufrechte Hand aussah und dem Pass seinen Namen gegeben hatte. Vom höchsten Punkt der Hand würden wir die Lawinenbahnen jenseits des Passes sehen können. Sofern wir hinaufgelangten.
    »Wir müssen weiter«, sagte ich zu Kiran. »Durch Schnee zu klettern ist nicht weiter schwierig, aber Kraft raubend.«
    Er schaute genauso fasziniert wie an dem reißenden Bach.»Schnee   … stirbt einem wirklich die Haut ab, wenn man ihn mit bloßen Händen anfasst, wie es erzählt wird?«
    »Das wirst du gleich selbst beantworten können.«
    ×
    Cara klatschte, als ich Kiran auf die schrägen Felsblöcke half, die den breiten Gipfel der Gebrochenen Hand bildeten. »Gratuliere, Junge.« Sie gab ihm einen kameradschaftlichen Klaps auf den Rücken, bei dem er fast in die Knie ging. »Hab gezweifelt, ob du es schaffen würdest nach deinem Geschrei von gestern Nacht. Warst du der Meinung, es sei zu still in den Bergen?«
    Ich verkniff mir einen Seufzer. Wie sehr ich Caras fröhlichen Spott vermissen würde, hatte ich nicht geahnt; das merkte ich erst, als ich nicht mehr Zielscheibe war. Nach Pellos Tratscherei waren mir zwar eisige Blicke erspart geblieben, aber wenn sie in meine Richtung sah, verschwand auch das Lachen aus ihren Augen.
    Ausnahmsweise wurde Kiran einmal nicht rot oder starr. Vielleicht hatte er sie auch gar nicht gehört, denn er bestaunte mit riesigen Augen das steinerne Meer scharfer Felsspitzen, das sich bis zum Horizont erstreckte. Unmittelbar vor uns fiel die Felsplatte tausend Fuß tief zu einem Becken voller Felsblöcke und Schnee ab. Hinter dem Pass der Gebrochenen Hand würden wir mehrere Tage lang über ein Hochplateau mit vielen scharfen Kämmen, kleinen Gipfeln und Karen ziehen, ehe die Straße in die Granatschlucht hinabführte. Danach stand uns der lange Anstieg an der Westwand zum Arathel-Pass bevor. Hinter diesem erwarteten uns die dicht bewaldeten Hänge des Weißfeuergebirges und schließlich die alathische Grenze.
    »Welchen Eindruck machen die Schneeschichten?«, fragte ich Jerik. Ich war vielleicht der schnellste Kletterer, aber Jeriksjahrelange Erfahrung machte ihn zum unangefochtenen Lawinenfachmann.
    »Sind schön fest verbunden«, sagte er. »Nur eine Lage gefiel mir nicht. Die muss nach dem Schneefall etwas Wärme abbekommen haben. Aber sie war fest und tief. Die geht nicht so leicht ab. Wenn doch,

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